Dort versuchte die 18-jährige Marienetta Jirkowsky an der Florastraße mit ihrem Verlobten und einem Freund in der Nacht vom 21. zum 22. November 1980 von einem unbewohnten Gartengrundstück nach West-Berlin zu fliehen. Mit Leitern, die sie in der Nähe gefunden hatten, konnten sie die „Hinterlandsicherungsmauer“ und den Signalzaun überwinden. In Höhe des Kolonnenweges wurden die Flüchtenden von DDR-Grenzsoldaten entdeckt. Nach Anruf und Warnschüssen eröffneten mehrere Posten das Feuer; sie gaben 27 Schüsse ab. Von einem Bauchschuss getroffen brach Marienetta Jirkowsky an der vorderen Grenzmauer zusammen. Sie starb noch am selben Tag an den Folgen ihrer Verletzung. Marienetta Jirkowsky war eine der wenigen Frauen, die die Flucht über die Berliner Mauer gewagt haben. Die beiden Männer erreichten West-Berlin. Dort nahm das Ministerium für Staatssicherheit der DDR (MfS) über inoffizielle Mitarbeiter (IM) Kontakt zu ihnen auf, um Presse-Veröffentlichungen über den
Fall zu verhindern. Einer der IM entfernte später das Gedenkkreuz für die junge Frau, das die Freunde in Frohnau aufgestellt hatten. Der für die Tötung verantwortliche, damals 20-jährige Postenführer der Grenztruppen wurde 1995 wegen Totschlags in einem minderschweren Fall zu einem Jahr und drei Monaten Jugendstrafe verurteilt, die zur Bewährung ausgesetzt wurden. (Das hier abgebildete Foto entstand bei der Rekonstruktion der Flucht durch das MfS.) Eine Infostele zum Berliner Mauerweg erinnert an der Florastraße an die missglückte Flucht der jungen Frau.