Für den Januar haben wir uns für das Thema Industrie- und Fabrikgebäude entschieden und möchten drei Denkmale vorstellen:
Januar 2024: Neuköllns Denkmal des Monats
Bild: Bezirksamt Neukölln von Berlin
Bild: Bezirksamt Neukölln von Berlin
Bild: Bezirksamt Neukölln von Berlin / Saskia Lange
DIE SPÄTSTRASSENBRÜCKE
Die Britzer Späthstraßenbrücke entstand um 1905 im Zuge der Anlegung des Teltowkanals. Dieser sollte, als Querverbindung zwischen Havel und Dahme, den Schiffsverkehr im Zentrum Berlins entlasten. Die Stahlfachwerkträgerbrücke dient seither als Straßenbrücke mit seitlich angrenzenden Fußwegen, die die Stadtteile Britz und Baumschulenweg miteinander verbindet.
ARCHITEKTUR
Die Brückenkonstruktion ruht auf zwei in die Uferböschungen eingebrachten Ziegelsockeln. Das Skelett des Brückenkastens setzt sich aus dreieckigem Stahlfachwerk mit feingliedrigen Verstrebungen oberhalb der Fahrbahn zusammen. Die Späthstraßenbrücke steht nicht nur aufgrund ihrer städtebaulichen Bedeutung unter Denkmalschutz. Durch das funktional gehaltene, genietete Fachwerk und die, in Anlehnung an den Jugendstil gestalteten, schmuckvollen Brüstungsgitter, verbindet sie bautechnische Notwendigkeit mit künstlerischem Anspruch. So stellt sie ein charakteristisches Zeugnis der Brückenbauweise vor dem ersten Weltkrieg dar.
FUNKTION
Als Verbindungsstück zwischen Neukölln und Treptow-Köpenick kommt der Brücke zudem eine bewegte historische und städtebauliche Bedeutung zu. Als einzige Teltowkanalbrücke wurde sie 1945 nicht von der Wehrmacht gesprengt. Durch den Bau der Berliner Mauer, die auf der Treptower Seite entlang des Teltowkanals verlief, verlor die Brücke ihren Anschluss an den Stadtteil Baumgarten und damit schlussendlich doch ihre Funktion; die Fahrbahnplatte wurde demontiert. Nach der Wiedervereinigung, der Aufnahme 1990 in die Berliner Denkmalliste und einer umfassenden, 1992 erfolgten Instandsetzung, verlor das technische Bauwerk bald zum zweiten Mal seinen Treptower Anschluss und damit seine Funktion. Mit dem Bau der A113 entlang des ehemaligen Mauerverlaufes Anfang der 2000er Jahre wurde die Brücke entwidmet und stillgelegt.
DIE ZUKUNFT DES DENKMALS
Wie so oft bei technischen, industriellen und infrastrukturellen Bauten gestaltet sich die Nach- oder Umnutzung der Späthstraßenbrücke schwierig. Doch auch wenn die zukünftige Wiedereröffnung des Bauwerks ungewiss ist, wird es dank seines Denkmalwertes als bautechnisches Zeugnis erhalten bleiben.
Bild: Bezirksamt Neukölln von Berlin