Aus Wien berichtet Joachim Wenz:

Foto Jochim Wenz

Seit nunmehr fast 10 Jahren bin ich Leiter des Ordnungsamtes Friedrichshain-Kreuzberg . Das Ordnungsamt wird sehr direkt mit vielen Sorgen und Anliegen der Bevölkerung konfrontiert. Seine Beschäftigten setzen sich durch ihre Tätigkeit für die Einhaltung von Regeln des Zusammenlebens in einer dicht besiedelten Stadt, für gegenseitige Rücksichtnahme und mithin für ein lebenswertes Umfeld ein.

In einem internationalen, renommierten Städtevergleich im Auftrag des Magazins „The Economist“ hat das internationale Beratungsunternehmen Mercer die österreichische Hauptstadt Wien im Jahre 2018 bereits zum neunten Mal in Folge zur lebenswertesten Stadt der Welt gekürt.

Wien ist nach Berlin die zweitgrößte deutschsprachige Metropole, wie Berlin eine Stadt und ein Bundesland zugleich und rühmt sich wie Berlin, ein Anziehungspunkt für Touristen zu sein und ein umfangreiches kulturelles Angebot aufzuweisen.
Nachdem bereits in den vergangenen Jahren Kolleginnen und Kollegen sowohl aus dem Ordnungsamt selbst als auch aus anderen Ämtern über wertvolle Erfahrungen durch die Teilnahme an EU-Hospitationsprogrammen berichtet haben, habe ich in diesem Jahr die Exchange-Mail mit der Aufforderung, sich zu bewerben, mit besonderer Aufmerksamkeit gelesen. Beinahe zur gleichen Zeit konkretisierten sich die Pläne, bei den Ordnungsämtern in Berlin Stellen für sogenannte „Waste Watcher“ einzurichten, die illegale Vermüllungen einer Ahndung zuführen sollen. In diesem Zusammenhang gelangte ich auf die Internetseite der Stadt Wien und vernahm, dass ein nicht unerheblicher Anteil der Lebensqualität dieser Stadt darauf zurückzuführen ist, dass es dort bereits seit über 10 Jahren Waste Watcher gibt.

Kurzerhand entschloss ich mich, meine Bewerbung um eine Hospitation dem Projekt Waste Watcher im engeren und dem Thema Lebensqualität im allgemeineren Kontext zu widmen. Ich meine, wir schauen noch zu wenig über den eigenen Tellerrand hinaus. Warum scheuen wir uns eigentlich davor, gute Ideen zu übernehmen, bewährte Beispiele nachzuahmen?

Berlin steht in dem erwähnten Ranking der lebenswertesten Städte nur auf Platz 25. Ein paar Plätze weiter nach oben, das müsste doch funktionieren.

Ich möchte gern wissen, warum die Wiener Waste Watcher so erfolgreich sind, wieviele Beschäftigte eingesetzt werden, welche Aufgaben und Befugnisse sie haben, zu welchen Tageszeiten sie unterwegs sind, wie sie geschult werden, ob sie in zivil unterwegs sind oder äußerlich erkennbar und welche Akzeptanz sie bei der Bevölkerung sowie bei Touristinnen und Touristen genießen.

Fehlende Fremdsprachenkenntnisse jedenfalls dürften einem diesbezüglichen Erkenntnisgewinn nicht im Wege stehen …

Waste Watcher unterwegs

Erfahrungen im Außendienst

15.10.2018
Inzwischen habe ich erste Erfahrungen bei der Begleitung der Doppelstreifen im Außendienst der Waste Watcher gemacht. Zu Beginn nahm ich an einem Kontrollgang im Frühdienst am Reumannplatz bzw. in der Favoritenstraße im 10. Wiener Bezirk teil, einem Verunreinigungshotspot, wie mir die Kolleg/innen sagten. Es handelt sich um eine Einkaufsstraße, die in der Frühe gern von Hundebesitzer/innen sowie von Berufstätigen, die zu den U-Bahn-Eingängen strömen, bevölkert wird. Erfahrungen im Außendienst

Restmüllbehälter

Meine Schulung

10.10.2018 08:46
„Wien mobil“, die App der Verkehrsbetriebe und „Sag´s Wien“ sind zwei Apps, die ich mir mittlerweile auf mein Smartphone geladen habe. Auch in Wien gibt es so etwas wie ein Beschwerde- bzw. Meldeportal, über welches Missstände im öffentlichen Raum dem Magistrat mitgeteilt werden können. Die App heißt schlicht „Sag´s Wien“ und ähnlich wie bei „Ordnungsamt Online“ können niedrigschwellig Meldungen mit und ohne Fotos übermittelt werden. Meine Schulung

waste-watcher

„Organstrafen“ und „Pflasterritzenvegetation“

05.10.2018
Noch am ersten Tag meiner Hospitation wurde ich auch dem Leiter der Magistratsabteilung 48, Herrn Dipl.-Ing. Josef Thon, vorgestellt, der mir kurz aus der Sicht der Behördenleitung Geschichte und Besonderheiten der Waste Watcher schilderte. Er sagte mir außerdem Unterstützung in allen Belangen meines Aufenthaltes zu. Von meinem direkten Ansprechpartner Herrn Deutsch erfuhr ich dann, dass es insgesamt ca. „Organstrafen“ und „Pflasterritzenvegetation“

T-Shirt mit Schriftzug Waste Watcher

Begrüßung in der „MA 48“

02.10.2018
Sehr freundlich begrüßt wurde ich am ersten Tag meiner Hospitation durch den Leiter Straßenreinigung und Winterdienst der Magistratsabteilung 48 der Stadt Wien, Herrn Alexander Sauer (im Bild mit der ursprünglich benutzten Weste der Waste Watcher) sowie durch Herrn Stefan Deutsch, der unmittelbar für die Waste Watcher verantwortlich ist. Begrüßung in der „MA 48“

Foto Wien Markt mit hochgeklappten Paletten

Angekommen in Wien

01.10.2018
Am späten Samstagnachmittag traf ich in Wien ein. Hatte mich entschieden, mit dem Auto zu fahren, auch um mich allmählich meinem Aufenthaltsort zu nähern und erste Eindrücke der Umgebung zu sammeln. In der Stadt selbst werde ich mich vernünftigerweise zu Fuß und mit öffentlichen Verkehrsmitteln bewegen. Nach dem Bezug der recht zentral gelegenen Wohnung in der Pilgramgasse erwarb ich daher rasch an der gleichnamigen U-Bahnstation eine Monatskarte der "Wiener Linien". Angekommen in Wien