Das Mehrgenerationenhaus Wassertor

Außenansicht des Mehrgenerationenhauses Wassertor in Berlin-Kreuzberg

Außenansicht des Mehrgenerationenhauses Wassertor in Berlin-Kreuzberg

Am Freitag, 31. Mai 2024, feiern Nachbar*innen in ganz Deutschland zum siebten Mal den europäischen Tag der Nachbarschaft. Es ist ein Ehrentag für starke Gemeinschaften wie auch der Einrichtungen unserer Stadt, die sich täglich aktiv für mehr Lebensqualität und Teilhabe in unseren Kiezen einsetzen. Eine dieser Einrichtungen ist das Mehrgenerationenhaus Wassertor in Kreuzberg.

Im Mehrgenerationenhaus in der Wassertorstraße 48 wird täglich die Nachbarschaft gepflegt. Auf etwa 400 Quadratmetern, zwei Etagen und Außenflächen im Garten dürfen die kleinen und großen Menschen zusammenkommen, sich informieren und austauschen. Der Schwerpunkt liegt hier in der Gemeinwesenarbeit, Beratung, und Kinder- und Jugendarbeit. Veranstaltungen finden in den sozio-kulturellen Projekträumen Bona Peiser, dem zweiten Standort des Vereins, in der Oranienstraße 72 statt.

Geschäftsführerin Julia Lehmann und angehende Erzieherin Sirryna an den Hochbeeten der Nachbarschaftseinrichtung

Geschäftsführerin Julia Lehmann und angehende Erzieherin Sirryna an den Hochbeeten der Nachbarschaftseinrichtung

Geschäftsführerin Julia Lehmann (39) war von Anfang an dabei: “Nach meiner Ausbildung zur Bankkaufrau zog es mich zu den Menschen. Ich kann gut mit Zahlen umgehen, aber ich wollte unbedingt im sozialen Bereich arbeiten. Das war vor 16 Jahren. Über ein Praktikum im Quartiersmanagement Wassertorplatz, kam ich dann zu diesem Haus.”

“Du, Julia, wir haben da ein Haus im Gebiet, willst Du da nicht etwas machen?” Keine Frage für die Berlinerin, die sich sofort schlau machte, um den Verein Wassertor e.V. zu gründen. Heute, 16 Jahre nach der Gründung, nutzen monatlich etwa 3.300 Nachbar*innen die zahlreichen Angebote, die in drei Bereiche aufgeteilt sind: Beratung & Hilfe, Kultur & Begegnung und Kinder & Jugendliche.

Zunächst war Julia Lehmann noch allein mit dem Haus und der großen Idee, daraus ein Mehrgenerationenhaus zu machen. Inzwischen gibt es 25 Mitarbeiter*innen aus vorwiegend sozialen Berufen. Aber auch Quereinsteiger*innen mit gutem Gespür für das Leben und die Sorgen der Menschen, sind jeden Tag dafür da, diese erträglicher, und die Nöte, für alle Besucher*innen ein wenig leichter zu machen.

Julia Lehmann, die nebenberuflich Gesundheits- und Sozialmanagement studierte und einen MBA (Masters of Business Adminstration) in der Tasche hat: “Für die Kinder, ab dem Grundschulalter, bieten wir weitreichende Unterstützung an: Hausaufgabenbetreuung, auf Wunsch und da w, es nötig ist, gibt es Nachhilfe. Wir spielen mit den Kindern. Hier können sie kickern oder sich auch beim Tischtennis bewegen.” Ungestört und ohne Jungs chillen junge Frauen und Mädchen von 14 bis 21 Jahren in der “Ladies Area 36”. Die jungen Frauen haben sogar einen eigenen Instagram-Account: @Ladies.Area36

Wer kickt? Kreuzberg kickt! Seit 2011 ein beliebtes Hallenfußball-Projekt, eine Institution im Kiez

Wer kickt? Kreuzberg kickt! Seit 2011 ein beliebtes Hallenfußball-Projekt, eine Institution im Kiez

Jeden Tag gibt es für alle Altersgruppen unterschiedliche Programmangebote. In der oberen Etage des Hauses finden sich drei frisch renovierte Schulungsräume. Hier finden Integrationskurse statt oder auch Alphabetisierungskurse für Nachbar*innen. „Jetzt haben sie sich ein Herz gefasst und drücken bei uns die Schulbank.“

Im Erdgeschoss riecht es nach frischem Kaffee – im geräumigen Nachbarschaftscafé mit Ausgang zur schattigen Terrasse kann jede*r einen guten Kaffee zum Selbstkostenpreis bekommen. “Wer kann, zahlt etwas mehr, als die angeschriebenen 50 Cent für eine Tasse Kaffee. Dann bleibt am Ende immer etwas übrig für diejenigen, die ihr Getränk nicht selbst zahlen können”, erklärt Julia Lehmann das Prinzip der Kasse des Vertrauens. Besucher*innen des Hauses, die kein Geld übrighaben, gibt es viele. Einige sitzen mit ernster Miene auf den Wartestühlen im Flur, vor den beiden Beratungsräumen. Hier wird jede Art der Sozialberatung, Renten-, Rechts- und Schuldenberatung, auch in mehreren Sprachen angeboten. “Uns ist die ganzheitliche Betreuung und Beratung unserer Nachbarschaft wichtig, so betreuen wir die Kinder, während die Eltern beraten werden. Und hierher können alle gemeinsam noch im Café sitzen, oder sich ein schattiges Plätzchen im Garten suchen.”

Ein wichtiges Angebot für den Kiez ist auch die Verteilung von Lebensmitteln. Die Spenden (von Edeka und der Tafel) werden an Nachbar*innen verteilt, so dass sie daheim davon etwas kochen können. Aber auch im Haus wird gemeinsam mit den Kindern gekocht. Für die Zukunft würde Julia Lehmann sich für “ihr” Haus wünschen, dass auch in der Café-Küche ein warmes Essen für Kinder, Eltern und Senior*innen angeboten werden kann. Aber viel wichtiger sei, dass die Arbeitsplätze für ihr Team eines Tages auch über die Jahresgrenze hinaus gesichert werden können. Bisher gibt es nur Jahresverträge, da die gesamte Arbeit des Vereins durch Zuwendungen finanziert wird.

Das engagierte Team-Wassertor

Das engagierte Team des MGH Wassertor ist seit 16 Jahren im Kiez aktiv

Julia Lehmann wird ernst: „Wir sind tolles, sehr gut eingespieltes Team, das bemerken auch unsere Besucher*innen. Wer einmal hier war, kommt wieder.“ So wie Sirryna (23), die bereits als Kind gemeinsam mit ihrer Mutter und ihrem Bruder das Mehrgenerationenhaus besuchte. Jetzt absolviert sie hier ihre Ausbildung zur Erzieherin und kann auf diesem Wege viel zurückgeben, was sie hier einst bekam.

Für Team und Geschäftsführung gibt es Grund zur Freude: “Am 30. Mai feiern wir 16 Jahre unseres Vereins Wassertor e.V. und auch die Anerkennung als Stadtteilzentrum. Das ist für unseren Betrieb sehr wichtig, denn mit dieser Anerkennung stellt sich unsere Finanzierung auf etwas stabilere Beine, was uns wiederum mehr Planungssicherheit gibt.”

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Anlässlich des Tags der Nachbarschaft stellen wir auch weitere Nachbarschaftseinrichtungen vor: