Wie der Mauerfall mein Leben verändert hat
Bild: privat
Am 9. November 1989 war ich vier Jahre alt und lebte mit meiner Familie im Ostteil Berlins. Meine Erinnerungen an diesen Tag selbst sind verschwommen, doch spüre ich bis heute, wie einschneidend das Ereignis mein Leben verändert hat. Damals war die Mauer für mich noch kein großes Thema, Sie war einfach da, Teil des Alltags. Doch in den Tagen und Wochen nach dem Mauerfall spürte auch ich, dass etwas Großes passiert war, dass die Welt um uns herum auf einmal „größer“ wurde.
Meine Eltern erzählten mir oft von der Euphorie, die überall zu spüren war, von Menschen, die endlich die Freiheit hatten, das zu tun, was ihnen vorher verwehrt geblieben war. Diese Euphorie prägte auch meine Kindheit und eröffnete mir eine Welt, die vorher unerreichbar schien. In den folgenden Jahren erlebte ich, wie sich das Leben in Ost-Berlin veränderte, wie neue Produkte in den Läden auftauchten und unsere Welt „bunter“ wurde.
Als ich älter wurde, führte mich mein Weg schließlich in den Westen der Stadt, an den Kurfürstendamm. Dort begann ich meine Ausbildung als Koch in einem renommierten 5-Sterne-Hotel. Plötzlich war ich Teil einer neuen Welt, voller kulinarischer Einflüsse und internationalen Begegnungen. Doch neben all den Möglichkeiten und Chancen, die sich auftaten, stieß ich immer wieder auf Vorurteile. Immer wieder hörte ich das Wort „Ossi“ und spürte, dass die Mauer in den Köpfen vieler Menschen noch längst nicht verschwunden war. Es war enttäuschend und manchmal verletzend, auf diese Schublade reduziert zu werden.
Doch ich ließ mich davon nicht unterkriegen, ganz im Gegenteil. Diese Erfahrungen motivierten mich, Brücken zu bauen und Offenheit zu fördern.
Ich wollte zeigen, dass Herkunft keine Rolle spielt, wenn man bereit ist, aufeinander zuzugehen. Meine Reisen führten mich in die entlegensten Winkel der Welt, und durch die Begegnungen mit Menschen verschiedenster Kulturen erkannte ich immer wieder, wie wichtig Vielfalt und Toleranz sind.
Heute, 35 Jahre nach dem Mauerfall, bin ich wieder zurück in Berlin und mache eine neue Ausbildung im Bezirksamt Friedrichshain. Es war eine bewusste Entscheidung, mehr auf meine Gesundheit zu achten und nicht das Geld, sondern die Zufriedenheit in den Vordergrund zu stellen. Mein Leben hat sich durch den Mauerfall so positiv entwickelt, und ich bin zutiefst dankbar für die Chancen, die sich mir eröffnet haben.
Jetzt hoffe ich, meinen Teil dazu beizutragen, das Verständnis zwischen Ost und West auch heute noch zu fördern und daran zu arbeiten, dass die Mauern in den Köpfen abgebaut werden. Die Erinnerung an den Mauerfall erinnert mich daran, wie wertvoll Freiheit und Offenheit sind. Werte die ich weiterhin leben und weitergeben möchte.
Text: A. Rost
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