Kostenlose Pralinen zur Begrüßung und eine Verwechslung
Bild: privat
Am 08.11.1989 kam mein Schwager mit seiner Frau aus Weilburg zu uns zu Besuch. Wir lebten damals am Kaiserdamm und saßen am Abend des Donnerstag 09.11.24 bis ca. 19.00 Uhr zusammen. Unser Sohn war damals noch ein Säugling und dann auch im Bett.
Ich schaute dann noch kurz Nachrichten und sah den Beitrag über die Worte von Hr. Schabowski um ca. 19.20 Uhr. Welche unglaubliche Sensation!!
Meine Frau wollte nicht mit, da unser Sohn schon schlief. Ich fuhr so alleine mit Pkw zur Invalidenstr. und erlebte dort die Öffnung der Grenze mit vielen Menschen aus Ost und West sowie Ansagen vom Regierenden Momper über die Lautsprecher der Polizei.
Mein Schwager ging am 10.11.1989 vor dem Frühstück zum kurzem Einkauf von Pralinen ggü. zur Filiale der Firma Reichert. Er sagte der Mitarbeiterin, dass er später „wieder rüberfahren würde“.
Er wusste nicht was ihm geschah. Die Mitarbeiterin war so nett zu ihm, plötzlich wurden ihm mehrere Leckereien mitgegeben, er musste nichts bezahlen und war ganz verwundert, wie ihm geschah. So kam es zur Verwechselung, er merkte dies erst am Frühstückstisch, als er die Nachrichten hörte und damit verstand, dass er wohl hier als erster Kunde aus dem Osten im Pralinenladen angenommen war.
Am Freitag, 10.11.1989 war ich um 9 Uhr an meinem Arbeitsplatz am Halleschen Ufer bei einem Ingenieurbüro und alle tauschten sich zu den Ereignissen aus. Ab 10.30 Uhr wurde uns die Arbeit erlassen und so fuhr ich mit Kollegen in der U-Bahn zum Schlesischen Tor.
Am Schlesischen Tor waren über Nacht fast alle Läden zu Bankfilialen geworden, hunderte Menschen standen Schlange um die 100 DM Begrüßungsgeld zu bekommen.
Bei der Rückfahrt zum Halleschen Tor war die U-Bahn stark überfüllt und trotzdem eine fröhliche Stimmung bei allen.
Zu guter Letzt klingelte am Freitagabend um 20 Uhr meine Cousine mit ihrer Familie aus Hohenschönhausen bei uns an der Tür. Sie wollten eigentlich Zuhause übernachten, konnten dann aber aufgrund der Enge der Menschenmassen nicht wieder durch die Grenzanlagen zurück.
So organisierten wir schnell noch ein Zimmer für sie und freuten uns auch mit Ihnen über den Fall der Mauer, den wir auch heute noch regelmäßig am 09.11. mit ihnen feiern.
Text: Peter Weis
_____________________________________________________________