Leitungswechsel im Fachbereich Grünflächen

Nicolas Meyer und Birgit Beyer

Der Fachbereich Grünflächen des Straßen- und Grünflächenamtes hat eine neue Leitung. Leiterin Birgit Beyer ist nach fünf Jahren in dieser Funktion zum 31. Juli in den Ruhestand gegangen. Ihr Nachfolger in der Leitung des 86 Mitarbeiter*innen starken Fachbereichs ist Nicolas Meyer. Der 35-Jährige ist seit Dezember 2020 im Bezirksamt beschäftigt. Er begann als technischer Sachbearbeiter im Baummanagement und übernahm dann 2021 die stellvertretende Gruppenleitung der neunköpfigen Arbeitsgruppe. „Leider haben wir bei unserem Wechsel keine Zeit für den Wissenstransfer. Dabei wäre das total wichtig“, erklärt Birgit Beyer. Als sie die Position von ihrem Vorgänger Hilmar Schädel übernahm, hatten die beiden einige Monate Zeit für den gemeinsamen Übergang.

Der künftige Leiter hat an der Humboldt-Universität Gartenbauwissenschaften im Bachelor und Master studiert und anschließend als Produktionsleiter in Baumschulen in Berlin und Brandenburg gearbeitet. „Ich komme von Haus aus komplett von der Pflanze und hatte immer viel mit Baumpflege zu tun.“ Den Wechsel ins Bezirksamt unternahm der Familienvater unter anderem aufgrund der Arbeitszeiten. „Baumschulen sind Saisongeschäft. Im Frühling und im Herbst ist man dort sieben Tage die Woche im Einsatz. Für die Familie war das nicht optimal.“ Im Baummanagement war Nicolas Meyer für den Baumunterhalt in Friedrichshain zuständig und übernahm einzelne übergeordnete Projekte, wie die Organisation des Baumgipfels und das Pilotprojekt mit Feuchtigkeitssensoren an Straßenbäumen. Außerdem war er an einem Pilotversuch in der Yorckstraße beteiligt, bei der Baumgruben mit einer Größe von 30 Kubikmetern hergestellt wurden. Das Projekt soll fortgeführt werden. „Die Klimaanpassung ist für uns ein zentrales Thema, das uns weiter intensiv beschäftigen wird.“

Auf die Stelle als Fachbereichsleitung bewarb sich der gebürtige Berliner, weil er gern mehr mitgestalten wollte. Führungsvorerfahrung kann er aus seiner Zeit in der Privatwirtschaft vorweisen. Eine besondere Herausforderung im Innenstadtbezirk Friedrichshain-Kreuzberg ist auch der steigende Nutzungsdruck auf den öffentlichen Raum. Aufgrund der immer knapper werdenden Flächen müssten verschiedene Nutzungen zusammen gedacht werden. „Es gibt bei uns immer viele Interessen an einem Ort, die unter einen Hut zu bringen sind. Wir schauen gemeinsam mit den Beteiligten, wie wir die unterschiedlichen Interessen miteinander vereinbaren können, um die vorhandenen Flächen optimal zu nutzen.“ Sein grüner Lieblingsort im Bezirk ist der Viktoriapark.

Sonnenblumen

31 Jahre im Dienst des Bezirksamtes

Birgit Beyer verlässt das Bezirksamt nach 31 Jahren Tätigkeit. Die 65-Jährige ist froh, dass sie sich mit Ende 50 noch für die Übernahme der Leitungsfunktion entschieden hatte. „Das ist eine wirklich wichtige Aufgabe und es war für mich genau der richtige Zeitpunkt nach der Familienphase, um die Position zu übernehmen, da meine Kinder bereits erwachsen sind.“ Der große Unterschied zu ihren vorherigen Funktionen im Bezirksamt seien die vielen Personalthemen gewesen. Mit der Führung hätten die fachlichen Themen ab- und die anderen administrativen mehr Raum eingenommen. Da sie von innen gekommen sei, kannte sie das Team vorher bereits. „Wir haben uns alle gut zusammen weiterentwickelt.“ Das betreffe sowohl den eigenen Fachbereich als auch die Zusammenarbeit mit der Amtsleitung und den anderen Fachbereichen im Amt, vor allem dem 2021 neu entstandenen Fachbereich Öffentlicher Raum.

Einen besonderen Einschnitt sieht Birgit Beyer in der Corona-Pandemie. „Der öffentliche Raum wurde damals besonders stark gebraucht – und somit auch wir.“ Im Zuge der Ausstattung mit Laptops und der Verbreitung von Videokonferenzen laufe im Amt jetzt vieles digital ab. „Ich bin vielleicht altmodisch, aber ich finde, da geht in der Zusammenarbeit einiges verloren. Ich brauche den persönlichen Kontakt zu den anderen.“ Im Straßen- und Grünflächenamt laufe vieles über den direkten Draht und das persönliche Gespräch.

Eine Aufgabe, die sich Birgit Beyer bei Übernahme der Leitungsfunktion 2019 vorgenommen hatte, war der Aufwuchs der operativen Kolleg*innen. Sie wollte wieder selbst Gärtner*innen ausbilden und eine eigene Baumkolonne etablieren. „Das haben wir leider bislang nicht geschafft.“ Aber mit Unterstützung der Amtsleitung werde dieses Thema weiter vorangetrieben werden.

Auerdreiek

Görlitzer Park, Graefekiez und das Auerdreieck

Projekte, die in den vergangenen Jahren eine Rolle in der Arbeit des Grünflächenamtes gespielt haben, sind der Görlitzer Park, der Graefekiez, das Areal um den Ostbahnhof und die Entwicklung entlang der Karl-Marx-Allee.

„Der Görli beschäftigt uns. Er ist und bleibt präsent. Ich mag ihn sehr, wenn auch nicht immer. Aber ich mag ihn.“ Im Bereich rund um den Ostbahnhof in Friedrichshain passiere derzeit noch einiges. Gerade laufe das Wettbewerbsverfahren für den Bereich Palisadenstraße/Koppenstraße. Dort war Birgit Beyer Jurymitglied und freut sich, dass das Projekt nun vorankommt. In Friedrichshain sei ihr auch das Auerdreieck ans Herz gewachsen. „Dort funktioniert zum Beispiel das nachbarschaftliche Urban Gardening unheimlich gut.“ Am Strausberger Platz steht nun die Sanierung des Brunnens an. „Es ist wirklich vielfältig, was entlang dieser Achse in Friedrichshain passiert.“ Auch im Projekt Graefekiez spiele das Stadtgrün eine wichtige Rolle. Hier sehe man aber auch, welche Stolpersteine es in der Umsetzung solcher Entsiegelungsprojekte gebe. „Leider kosten Parkplätze im Unterhalt weniger als grüne Bepflanzung.“ Bei derlei Projekten müsse man sich also immer Gedanken zu den entsprechenden Finanzierungsquellen machen, um sicherzustellen, dass die Grünpflege gewährleistet sei.

Wriezener Park

Scheitern des blau-grünen Promenade am Halleschen Ufer

Ein schwieriges Thema ihrer Amtszeit war der geplante Neubau der Zentral- und Landesbibliothek auf dem Blücherplatz. Birgit Beyer hatte sich vehement für den Erhalt der dortigen Bäume eingesetzt. „Das sind wirklich besonders prächtige Bäume, um die es dort geht.“ Es ärgert sie, dass dort die Entscheidung gefallen sei, in der grünen Infrastruktur zu bauen statt in der grauen. Aus ihrer Sicht sei es zukunftsweisender, den Bau auf die heutige Blücherstraße zu setzen. Die Straße könne man problemlos vom Netz abkoppeln. „Bei solchen Entscheidungen wünsche ich mir mehr Mut!“

Die Einrichtung, Gestaltung und Pflege klimaangepasster Räume ist aus Birgit Beyers Sicht ein entscheidendes Zukunftsthema. Aufgrund der knappen Finanzen sei das Bezirksamt hier immer wieder auf Förderungen vom Land, dem Bund oder der EU angewiesen.

Als herben Rückschlag empfindet die scheidende Leiterin das Scheitern des Umbaus des Halleschen Ufers zur „Blau-grünen Promenade“. Der Berliner Senat hatte das Projekt, das im Rahmen der Nationalen Projekte des Städtebaus gefördert werden sollte, im Herbst 2023 gestoppt. „Ich weiß ja, dass es kein persönliches Scheitern ist, weil es nicht an mir liegt, aber dennoch ist es unglaublich schade. Das hätte so schön werden können.“ Als großer Fan von Brüssel und Paris sei sie enttäuscht, dass Berlin hier nicht das schaffe, was die französische Hauptstadt längst geschafft habe.