Führungswechsel im Fachbereich Grünflächen
Bild: Sara Lühmann
Seit dem 1. August 2019 hat der Fachbereich Grünflächen im Straßen- und Grünflächenamt eine neue Leiterin. Die bisherige Stellvertreterin Birgit Beyer hat die Leitung von ihrem Vorgänger Hilmar Schädel übernommen, der mit 63 Jahren in den Ruhestand ging. Der Diplom-Ingenieur war seit der Bezirksfusion von Friedrichshain-Kreuzberg im Jahr 2001 Fachbereichsleiter. Seit 1991 war Hilmar Schädel im Bezirksamt Kreuzberg als Amtsleiter des damaligen Naturschutz- und Grünflächenamtes beschäftigt. Zuvor hatte er eine Referendariatsausbildung im höheren technischen Verwaltungsdienst bei der Senatsverwaltung absolviert, die ihn nach seinem Studium für Garten- und Landschaftsgestaltung an der TU Berlin für die Verwaltung qualifizierte.
Nachfolgerin Birgit Beyer ist bereits seit 1993 beim Bezirksamt, damals noch Kreuzberg, beschäftigt. Seit 2012 war sie stellvertretende Fachbereichsleiterin, zuvor hatte sie diese Funktion bereits in Rotation inne. Auch sie hat an der TU Berlin studiert, Landschaftsplanung und Regionalentwicklung.
Eines der aufregendsten Projekte in Hilmar Schädels Amtszeit: die Anlage des Görlitzer Parks. Die neue Grünanlage auf dem ehemaligen Bahn(hofs)gelände entstand seit Mitte der 1980er Jahre, die Planungen des Bezirksamtes begannen bereits in den 1980ern. „Das war ein tolles Gefühl, einen solchen Park zu planen und zu gestalten.“, erklärt Hilmar Schädel. Nicht alles lief rund. Um den Pamukkale-Brunnen entwickelte sich ein langjähriger Rechtsstreit. Da entdeckte der Fachbereichsleiter seine Vorliebe für die Juristerei: „Es hat mir Spaß gemacht, mich als Autodidakt in die rechtlichen Grundlagen einzuarbeiten und Rechtsfälle sachlich zu analysieren. Dafür habe ich eine gewisse Leidenschaft entwickelt, die mir auch bei weiteren rechtlichen Fragestellungen im Berufsleben weitergeholfen hat.“
Auch die neue Fachbereichsleiterin Birgit Beyer hat eine Affinität zum Görlitzer Park. Gemeinsam mit Kolleg*innen unterschiedlicher Fachbereiche, aktiven Anwohner*innen, Vereinen und Initiativen hat sie das Handlungskonzept mitentwickelt. „Mit dem Einsatz des Parkmanagers dort waren wir Vorreiter. Die Ausweitung auf andere Bezirke zeigt, dass ein Parkmanagement sinnvoll und zeitgemäß ist. Wir müssen heute einfach anders agieren, um unser Grün zu schützen.“
Vieles habe sich im Bezirksamt in den vergangen Jahrzehnten verändert, erklärt der ehemalige Fachbereichsleiter Schädel, wie beispielsweise die Aufgabe der Bezirksgärtnerei, die Auflösung der Baumkolonne und der massive Personalabbau seit Mitte der 1990er Jahre. „Aber zum Glück wandeln sich die Zeiten wieder. Langsam gibt es wieder Personalaufwuchs, sowohl vor Ort in den Grünflächen- und Spielplatzrevieren, als auch in der Verwaltung.“ Dieser Umschwung erfreut auch die neue Leiterin Birgit Beyer. „Endlich gibt es mehr als nur Nachbesetzungen, sondern auch neues Personal. Ich hoffe auch auf einen Umschwung bei den Finanzen. Projektmittel aus Sonderprogrammen allein reichen nun mal nicht aus. Wir brauchen sichere Finanzierungen, um unsere Grünflächen und Spielplätze instandzuhalten und zu verbessern.“
Eine große Veränderung für den Fachbereich und seine Mitarbeiter*innen ist das Informationsbedürfnis der Öffentlichkeit. „Es gibt viel mehr Anfragen als früher, von Bürger*innen, aber auch von der Presse. Außerdem möchten wir mehr und mehr aktiv informieren, mit unserer Präsenz bei Veranstaltungen vor Ort, aber auch mit Infomaterialien und auf der Webseite.“, erklärt Birgit Beyer. Leider komme man mit dem wenigen Personal schnell an die Grenzen des Machbaren.
Umfangreiche Bürger*innenbeteiligung ist für beide Leiter*innen eine wichtige Tradition im Bezirk, an der natürlich weiter festgehalten und die ausgebaut wird. Ihnen ist wichtig, dass die Anwohner*innen und Nutzer*innen bei der Neu- und Weiterentwicklung von Parks, Grünanlagen und Spielplätzen, mitreden können. Ein besonders gelungenes Bürgerbeteiligungsprojekt war die Neugestaltung des Rudolfplatzes. Im Sommer wurde dort der Spielplatz mit einem Besucheransturm eingeweiht.
Was Birgit Beyer im Amtsalltag motiviert, sind die flachen Hierarchien in ihrem Amtsbereich und die angenehme Kommunikation mit den Stadträt*innen, aber auch die gute Zusammenarbeit über Abteilungsgrenzen hinweg: „Grünflächen sind ja immer ein Querschnittsthema, bei dem verschiedene Fachämter aufeinander treffen.“
Wichtig für die alltägliche Arbeit sind daher eine gute interne Kommunikation und mehr fachbezogener Austausch, sowohl innerhalb des Amtes als auch mit anderen Behörden. Für eine bürger*innenfreundliche Gestaltung der Grünflächen sei eine gute Vernetzung mit dem Jugendamt und dem Schul- und Sportamt wichtig. Aber auch das Umweltamt und das Stadtplanungsamt sind wichtige Ansprechpartner. „Der Austausch mit Kolleg*innen aus anderen Fachbereichen ist außerordentlich hilfreich, um die eigenen Aufgaben und die allgemeine Ausrichtung einordnen zu können.“, erklärt Birgit Beyer. „Die gesellschaftlichen und klimapolitischen Rahmenbedingungen ändern sich und damit auch unsere Arbeit.“ Durch die dichte Besiedlung des Bezirks kommt es in den Grünflächen immer wieder zu Nutzungskonflikten. In den vergangenen Jahren hat vor allem die sportliche und kommerzielle Nutzung der Parks, wie etwa durch Anbieter von Bubble-Soccer, zugenommen. Auf diese Veränderungen muss das Amt reagieren. Die generelle Raum- und Flächenknappheit in Friedrichshain-Kreuzberg sei allgemein eine Herausforderung. „Da wird schnell auf unser Grün geschielt, wenn Bauflächen benötigt werden.“, sagt Birgit Beyer.
Hilmar Schädel wird sich künftig mehr seiner Familie und seinem neuem Haus widmen. Gemeinsam mit seiner Frau hat er gerade ein neues Eigenheim außerhalb Berlins gebaut, zu dem auch ein 800m² großer Garten gehört. Das Thema Gestaltung von Grünflächen wird ihn also auch weiterhin beschäftigen. „Der Garten ist gerade noch in der Projektentwicklung und soll nicht nur der Erholung sondern auch unterstützend dem Erhalt von Artenvielfalt dienen“, erklärt er lachend. Dennoch sei in seinem neuen Leben als Pensionär jeder Tag wie Urlaub.
Während sich ihr Vorgänger um sein Projekt des eigenen Gartens kümmert, hat Birgit Beyer schon zahlreiche Pläne für ihren Fachbereich. Sie möchte sich unter anderem auf das Thema Urban Gardening konzentrieren. Wie schon in der Vergangenheit möchte sie bei der Entwicklung von Grünflächen und Spielplätzen Wettbewerbe und umfangreiche Bürger*innenbeteiligung umsetzen. „Vor allem rund um den Ostbahnhof wird sich in den nächsten Jahren viel verändern. Das ist eine Chance für uns, die öffentlichen Räume dort so zu gestalten, dass alle Bürger*innen von ihnen profitieren.“ Eine weitere Hoffnung Beyers ist es, dass das Amt künftig wieder selbst ausbildet. Aktuell gibt es eine Kooperation mit einem anderen Bezirksamt. Aber die neue Fachbereichsleiterin setzt darauf, dass die Gärtner*innen für Friedrichshain-Kreuzberg künftig wieder selbst im Bezirk ausgebildet werden können.