Im Einsatz für mehr Sicherheit und Sauberkeit im Görli: Parkrunde mit einem Parkläufer
Bild: Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg
Es ist ein sonniger aber kalter Freitag im Oktober, an dem ich mich auf den Weg zum Görlitzer Park gemacht habe. Dort bin ich mit Ibrahima „Papus“ Sow verabredet. Er ist einer der Parkläufer, die im Görlitzer Park unterwegs sind. Wir treffen uns an dem Bauwagen, der den Parkläufern im Park als Basis dient und bei schlechtem Wetter einen Ort bietet, an dem sich die Parkläufer aufwärmen können. Papus ist seit 2019 als Parkläufer im Görlitzer Park unterwegs, erst im Rahmen eines Minijobs und seit 2020 in einer Vollzeitanstellung bei der Firma SI³, die im Auftrag des Bezirksamtes Kiez- und Parkläufer im Bezirk einsetzt. In Zweischichtsystem von 10 bis 20.45 Uhr und von 12 bis 22.45 Uhr sind die Parkläufer im Görlitzer Park unterwegs, um für einen sozialen Ausgleich und einer Erhöhung der gefühlten Sicherheit beizutragen.
Papus erzählt mir, dass er vorher in einem Hotel als Kellner und Barkeeper gearbeitet hat und durch die Corona-Pandemie in der Ausübung seines Jobs stark eingeschränkt war. „Ich wollte nicht mehr zu Hause rumsitzen und nichts tun“. Ein Bekannter empfahl ihm den Job als Parkläufer und so bewarb er sich und nach einigen Schulungen war er schon als Parkläufer unterwegs. Mit einem deeskalierenden und pädagogischen Ansatz sollen die Parkläufer*innen die Einhaltung der Parkordnung durch die Besucher*innen erwirken. Im Görlitzer Park laufen die Parkläufer*innen dafür eine fest definierte Route ab, auf der der ich Papus heute begleiten darf. Er erzählt mir, dass die Parkläufer*innen immer zu zweit unterwegs sind. Alle sind mit einem Smartphone ausgestattet, mit dem sie früher QR-Codes an festgelegte Punkten im Park abscannen mussten. Heute funktioniert das Tracking per GPS. Außerdem werden auf den Handys alle Vorfälle während der Parkrunde dokumentiert.
„Ich will Leuten helfen, ihre Situation verstehen und etwas für den Park tun.“
Jetzt um die Mittagszeit ist es im Park relativ ruhig. Bei den Menschen, die sich jetzt im Park aufhalten, ist Papus bekannt. „Wie geht’s? Alles klar bei dir?“, fragt Papus einen der Männer, die an einer Parkbank stehen. „Ja, alles gut“, antwortet der Mann. Hier sind viele Menschen aus Westafrika berichtet mir Papus. „Wir achten darauf, dass sie sich nicht direkt an den Eingängen aufhalten.“ Die Problematik mit Menschen, die hier Drogen konsumieren ist bekannt, darum kontrollieren die Parkläufer an jedem Morgen zuerst die Spielplätze im Park auf liegengebliebene Konsumutensilien. An den Eingängen der Spielplätze ist ein Abwurfbehälter für Spritzen angebracht und es gibt sogenannte „Spielplatzkisten, in denen Hilfsmittel, wie Geifer zum Sichern von gefährlichen Gegenständen, zur Verfügung stehen. Seit April 2024 sind auch Teilnehmer*innen des Peer-Projekts im und um den Park unterwegs, um zurückgelassene Utensilien von Suchterkrankten zu beseitigen. Auch für obdachlose Menschen ist der Park ein Aufenthaltsort. Papus steuert zielstrebig auf ein Zelt zu, das auf einer Fläche nahe der Parkmauer steht. Das Campen ist in Grünanlagen generell nicht gestattet. Papus weiß aber um die Problematik fehlender Notübernachtungsplätze und die vielfältigen Gründe der Menschen, diese nicht aufzusuchen. „Wir schauen erstmal, ob es ihnen gut geht. Dann geben wir ihnen eine Zeit, in der sie ihre Zelte abbauen müssen“, erklärt Papus. „Wir wollen keinen Stress machen und versuchen immer, im Gespräch eine alternative Lösung zu finden.“ Mit den sozialen Einrichtungen rund um den Park, wie der Notübernachtung Ohlauer365 oder der Suchthilfe Fixpunkt e.V. sind die Parkläufer gut vernetzt. „Wir weisen die Leute immer auf mögliche Hilfsangebote hin“, sagt Papus. Auch die Gebüsche kontrollieren die Parkläufer nach hilflosen Personen. „Ich will Leuten helfen, ihre Situation verstehen und etwas für den Park tun“, sagt Papus. Dabei helfen ihm seine umfangreichen Sprachkenntnisse. Er spricht Deutsch, Englisch, Französisch, ein bisschen Portugiesisch und sechs westafrikanische Dialekte. Seine Kollegen sprechen Arabisch, Russisch, Polnisch und Vietnamesisch, sodass fast immer eine gute Kommunikation mit den Besucher*innen des Parks möglich ist.
Es soll eine „softe Sicherheit“ entstehen.
Besonders in den Sommermonaten ist der Park auch ein beliebter Ort für Menschen, die hier in der Sonne ein wenig feiern wollen. Auf einigen ausgewiesenen Grillflächen im Park darf sogar gegrillt werden. Wenn dann mal etwas zu viel Alkohol geflossen ist, gibt es Probleme, weiß Papus. „Unser Werkzeug ist der Mund. Wir sprechen die Leute dann an und versuchen, zu deeskalieren.“ Es solle eine „softe Sicherheit“ entstehen. Wenn die Konflikte nicht zu lösen sind, rufen die Parkläufer auch mal die Polizei zur Hilfe. Zu den Aufgaben der Parkläufer zählt auch die Kontrolle der Einhaltung des Fahrverbots für E-Scooter und der Leinenpflicht für Hunde. In diesen Situationen zeigen die Parkbesucher*innen nicht immer Einsicht, wie wir auch auf unserer gemeinsamen Runde feststellen. Ein Hundehalter, der seinen Hund nicht angeleint hat, zeigt nach Ansprache durch die Parkläufer keine Reaktion und läuft einfach unbeirrt weiter. „Manche wollen es nicht verstehen“, konstatiert Papus. „Wir schreiben das dann in unseren Bericht.“
Im Park sind die Parkläufer durch ihre grünen Jacken gut zu erkennen. Insgesamt sind vier von ihnen Parkläufer im Görlitzer Park eingesetzt.
Auf unserer Tour sind wir nun am Toilettencontainer im Park angekommen. Die Türen stehen offen und es wurde gerade gereinigt. Seit das mobile Toiletten-Team unterwegs ist, kommt es seltener zu Fehlnutzungen. Die Kabine der letzten Toilette ist verschlossen. Papus klopft laut an die Tür und ruft, dass er die Türe jetzt öffnen wird. Er öffnet die Kabine mit einem Schlüssel. Fehlalarm. Die Kabine war wohl nur aufgrund der Reinigung noch verschlossen geblieben. Wir laufen weiter.
Papus erzählt mir, dass er und ein paar Kollegen gemeinsam mit dem Kiezanker 36 und weiteren Trägern das Görli-Jam-Fest veranstalten. Das Musikfestival mit feinstem Reggae und Dancehall sowie vielen weiteren künstlerischen Darbietungen und Aktionen findet einmal im Jahr statt und hat sich als Event für Jung und Alt im Park etabliert. Papus ist stolz auf diese Aktion und seine positive Wirkung auf den Park.
Wir sind mittleiweile wieder am Bauwagen und damit am Ende unserer Runde durch den Görlitzer Park angekommen. Wir verabschieden uns und Papus läuft weiter zu seinen Kolleg*innen, die vor dem Bauwagen schon auf ihn warten.
Text: Tim Styrie
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