Hans-Jochen Vogel wurde am 3. Februar 1926 in Göttingen geboren. Nach dem Abitur 1943 wurde er zur Wehrmacht eingezogen. 1946 nahm er ein Studium der Rechtswissenschaft in München und Marburg auf, das er 1951 mit der Promotion abschloss. Anders als sein jüngerer Bruder Bernhard, der ebenso erfolgreich in der CDU Karriere machte, war Hans-Jochen Vogel 1950 in die SPD eingetreten.
Von 1952 bis 1953 arbeitete er zunächst als Assessor, dann als Regierungsrat im Bayerischen Justizministerium. Es folgte für kurze Zeit die Übernahme eines Richteramtes in Traunstein, von 1955 bis 1959 dann war er für die Bayerische Staatskanzlei tätig. In München begann dann auch seine politische Karriere: Mit erst 34 Jahren wurde Vogel 1960 zum Oberbürgermeister von München gewählt. 1966 bestätigten ihn die Münchner mit noch deutlicherer Mehrheit (77,9 Prozent) in diesem Amt. 1970 wählte ihn ein SPD-Parteitag erstmals in den Bundesvorstand, von 1972 bis 1977 führte Vogel als Landesvorsitzender die bayerische SPD. Dass die Olympischen Spiele 1972 in München ausgetragen werden konnte, war nicht zuletzt ein Erfolg des Oberbürgermeisters.
1972 entschied sich Vogel gegen eine erneute Kandidatur als Münchner Oberbürgermeister und zog stattdessen an der Spitze der bayerischen Landesliste in den Bundestag ein. Willy Brandt übertrug ihm in seinem neuen Kabinett das Ressort Raumordnung, Städtebau und Bauwesen, unter Helmut Schmidt wurde Vogel 1974 Bundesjustizminister. Als sich die Senatskrise in Berlin um den Jahrswechsel 1980/81 zuspitzte, entschloss sich die SPD-Parteiführung in Bonn, Hans-Jochen Vogel nach Berlin wechseln zu lassen. Am 23. Januar 1981 wurde er zum Regierenden Bürgermeister gewählt. Doch die Regierungszeit Vogels in Berlin, die von Wohnungsnot und Hausbesetzungen überschattet war, sollte nur ein kurzes politisches Zwischenspiel bleiben: Bei den vorgezogenen Wahlen zum Abgeordnetenhaus am 10. Mai 1981 sackte die SPD auf 38,3 Prozent ab, ihr Koalitionspartner FDP nahm nur knapp die Fünf-Prozent-Hürde, während die CDU mit ihrem Spitzenkandidaten Richard von Weizsäcker mit 48 Prozent die absolute Mehrheit nur knapp verfehlte.
Nach der Wahl eines CDU-Minderheitssenats unter Richard von Weizsäcker am 11. Juni 1981 übernahm Vogel den Fraktionsvorsitz der SPD im Abgeordnetenhaus. 1982 wurde Vogel zum Kanzlerkandidaten seiner Partei nominiert, unterlag aber bei den Bundestagswahlen im März 1983. Als Berliner Bundestagsabgeordneter widmete er sich nun wieder der Bundespolitik und wurde als Nachfolger Herbert Wehners zum Vorsitzenden der SPD-Bundstagsfraktion gewählt. 1984 wurde er zunächst stellvertretender Vorsitzender und 1987 – nach dem Rücktritt Willy Brandts – Vorsitzender seiner Partei. 1989 wählte ihn die Sozialistische Internationale zu deren Vizepräsidenten.
Ab 1991 zog sich Vogel schrittweise aus der aktiven Politik zurück: Im Mai 1991 gab er zunächst sein Amt als Parteivorsitzender auf, im November legte er auch den Fraktionsvorsitz nieder, behielt aber noch bis zum Ende der Legislaturperiode 1994 sein Bundestagsmandat.
Übersicht der Regierenden Bürgermeister von Berlin seit 1949