Bürgermeisterin 1946-1947
Amtierende Oberbürgermeisterin 1947-1948
Bürgermeisterin von West-Berlin 1949-1951
Louise Schroeder wurde am 2. April 1887 in Hamburg-Altona als jüngstes von vier Kindern einer Arbeiterfamilie geboren. Sie absolvierte die Mittelschule und eine kaufmännische Gewerbeschule für Mädchen und arbeitete anschließend als Sekretärin. Wie ihr Vater engagierte sie sich schon früh in der sozialistischen Arbeiterbewegung, trat 1910 in die SPD ein und entdeckte für sich als Themen die Sozialpolitik und die Gleichstellung der Frau.
Inzwischen im Vorstand ihres SPD-Ortsvereins, gehörte sie 1919 als eines der jüngsten Mitglieder der Verfassungsgebenden Nationalversammlung in Weimar an und blieb danach Reichstagsabgeordnete bis zur Machtübernahme durch die Nationalsozialisten 1933. Sie war maßgeblich beteiligt an der Gründung der Arbeiterwohlfahrt und arbeitete seit 1925 als Dozentin an der Schule der Arbeiterwohlfahrt in Berlin. Auch an der Deutschen Hochschule für Politik hatte Louise Schroeder einen Lehrauftrag, bis sie das Berufsverbot der NS-Machthaber ereilte. Sie zog sich in ihre Heimatstadt zurück und wurde in der Folgezeit wiederholt zu Verhören vorgeladen. Später fand sie in einem Bauunternehmen in Berlin Schutz und Arbeit, in dessen Auftrag sie ab Frühjahr 1944 in Dänemark arbeitete, wo sie das Kriegsende erlebte.
Nach der Befreiung vom Nationalsozialismus wirkte Louise Schroeder als Mitglied der Stadtverordnetenversammlung bzw. des Abgeordnetenhauses und ab 1949 auch als Mitglied des Bundestages und als Abgeordnete im Europarat aktiv am Wiederaufbau der Demokratie mit. Auf Drängen von Otto Suhr, mit dem sie die Zeitschrift “Das sozialistische Jahrhundert” herausgab, erklärte sich die profilierte Sozialpolitikerin bereit, als Bürgermeisterin in den Berliner Magistrat einzutreten. Nachdem im Zuge von Spannungen in Stadtverordnetenversammlung und Magistrat der erste gewählte Nachkriegsoberbürgermeister Otto Ostrowski (SPD) zurückgetreten war, übernahm Louise Schroeder am 8. Mai 1947 die Funktion der amtierenden Oberbürgermeisterin. Im Juni 1947 Ernst Reuter zum Oberbürgermeister gewählt. Er konnte jedoch sein Amt wegen sowjetischen Einspruchs nicht antreten. Daraufhin blieb Louise Schroeder im Amt.
Ende August 1948 erkrankte Louise Schroeder schwer und wurde in den Amtsgeschäften durch Dr. Ferdinand Friedensburg vertreten. Während der politisch schwierigen Zeit der Blockade West-Berlins führte der CDU-Politiker Friedensburg (1886-1972) für dreieinhalb Monate die Amtsgeschäfte. Danach gehörte er bis zu den Wahlen vom 3. Dezember 1950 der Stadtregierung noch als Bürgermeister an. Später wurde er Mitglied des Bundestages und des Europaparlaments, 1971 erhielt er die Berliner Ehrenbürgerwürde.
Die für den 5. Dezember 1948 angesetzten Wahlen hatten unterdessen nur noch in den Westsektoren stattfinden können. Die SPD wurde mit fast zwei Drittel der Stimmen stärkste Partei. Am 7. Dezember kam noch einmal die alte Stadtverordnetenversammlung zusammen und wählte wiederum Ernst Reuter zum Oberbürgermeister. Das neue Parlament bestätigte diese Wahl am 14. Januar 1949. Dem neuen West-Berliner Magistrat gehörte Louise Schroeder als Bürgermeisterin an. Sie schied aus dem Amt, als im Januar 1951 der erste West-Berliner Senat mit Ernst Reuter als Regierendem Bürgermeister gebildet wurde.
An ihrem 70. Geburtstag wurde Louise Schroeder als erster Frau in der Geschichte Berlins die Ehrenbürgerschaft der Stadt verliehen. Nur gut zwei Monate später, am 4. Juni 1957, starb Louise Schroeder in Berlin. Aufgrund einer Anregung von Parlamentarierinnen des Abgeordnetenhauses wurde 1998 die Louise-Schroeder-Medaille gestiftet, die an die Namensgeberin erinnert und mit der Persönlichkeiten ausgezeichnet werden, die sich um Demokratie, Frieden, soziale Gerechtigkeit sowie die Gleichstellung von Frau und Mann verdient gemacht haben.