Walther Schreiber wurde am 10. Juni 1884 in Pustleben im Harz als Sohn eines Gutsbesitzers geboren. Nach dem Studium der Rechtswissenschaft und Volkswirtschaft in Grenoble, München, Berlin und Halle ließ er sich 1911 als Anwalt in Halle nieder. 1914 meldete er sich freiwillig zum Kriegsdienst, im Dezember 1918 nahm er in Berlin als Delegierter am Kongress der Arbeiter und Soldatenräte teil. 1919 trat er der linksliberalen Deutschen Demokratischen Partei (DDP) bei und zog als Abgeordneter in das preußische Parlament ein, wo er 1924 den Fraktionsvorsitz der DDP übernahm. Von 1925 bis 1933 gehörte er als jüngster Minister, zuständig für den Bereich Handel und Gewerbe, der preußischen Regierung unter Ministerpräsident Otto Braun an. Die Machtübernahme durch die Nationalsozialisten unterbrach Schreibers politische Karriere; während der NS-Zeit lebte er als Rechtsanwalt und Notar in Berlin.
Unmittelbar nach Kriegsende gehörte Walther Schreiber zum Kreis der Gründungsmitglieder der CDU. Am 20. Oktober 1946 wurde er in die Berliner Stadtverordnetenversammlung gewählt und übernahm das Amt des stellvertretenden Parlamentsvorsitzenden. Im Frühjahr 1947 wählte ihn der Berliner Landesverband der CDU zu seinem Vorsitzenden, im Januar 1949 wurde er zusätzlich Fraktionsvorsitzender in der Stadtverordnetenversammlung. Walther Schreiber beschäftigte sich in dieser Zeit vor allem mit Fragen der Wirtschaftsordnung, Ost- und West-CDU hatten sich inzwischen getrennt.
Die Berliner Wahlen vom 3. Dezember 1950 brachten der SPD erhebliche Verluste, CDU und FDP legten dagegen zu. Zwar blieb die SPD stärkste Fraktion, aber CDU und FDP verfügten über eine regierungsfähige Mehrheit. In dieser Situation entschloss sich Schreiber, bei der Wahl zum Regierenden Bürgermeister gegen Ernst Reuter zu kandidieren. Bei der Abstimmung am 12. Januar 1951 kam es zu einem Patt. Um nicht das Los entscheiden zu lassen, wie es die neue Berliner Verfassung für einen solchen Fall vorsah, verzichtete Schreiber zugunsten Reuters und wurde in der Neuauflage der Allparteienkoalition als Bürgermeister dessen Stellvertreter.