Senat beschließt neues Wassertourismuskonzept für Berlin

Pressemitteilung vom 05.11.2024

Aus der Sitzung des Senats am 5. November 2024:

Der Senat hat heute auf Vorlage der Senatorin für Wirtschaft, Energie und Betriebe, Franziska Giffey, das neue Wassertourismuskonzept für Berlin beschlossen. Das Konzept wird jetzt dem Rat der Bürgermeister zur Kenntnisnahme vorgelegt.

Mit annähernd 34.800 Kilometern Fließgewässern und 3200 Seen sind Berlin und Brandenburg Teil des größten Wassersport- und Wassertourismusreviers im europäischen Binnenland. In den vergangenen Jahren hat sich die Nutzung der Berliner Gewässer stetig intensiviert. Mit Blick auf die gesamte touristische Entwicklung ist es notwendig, den Bereich des Wassertourismus strategisch in den Blick zu nehmen und die Interessen der verschiedenen Nutzergruppen und Umweltschutzaspekte zu verbinden. Dies ist mit dem nun vorliegenden Wassertourismuskonzept erstmals geschehen. Unter dem Leitbild „Verträgliches Miteinander, Balance und Nachhaltigkeit“ bietet es einen breit akzeptierten Handlungsleitfaden für alle Stakeholder des Berliner Wassertourismus. Für die Entwicklung des Wassertourismuskonzeptes und erste konkrete Maßnahmen stehen im Haushalt 2024 und 2025 jeweils 400.000 Euro zur Verfügung.

Franziska Giffey, Senatorin für Wirtschaft, Energie und Betriebe: „Unsere Gewässer sind Erholungsorte für die Berlinerinnen und Berliner und Anziehungspunkte für unsere Gäste. Sie werden für Wassersport und auch gewerblich genutzt. In den letzten Jahren hat sich das Freizeitangebot auf Berlins Gewässern immens vergrößert. Dennoch gab es bisher kein ganzheitliches Wassertourismuskonzept. Das ändern wir und haben unter Einbeziehung aller Akteurinnen und Akteure ein Konzept erarbeitet, wie auch künftig ein stadtverträglicher und umweltfreundlicher Tourismus auf unseren Gewässern ermöglicht wird. Hierbei geht es einerseits um den Schutz der Gewässer und Ufer, aber auch um mehr attraktive Angebote auf dem Wasser, zum Beispiel durch Echtzeitinformationen zu Auslastung und Wasserständen oder durch die Optimierung von Anlegestellen. Mit dem vorliegenden Konzept geben wir den Auftakt für die Detailplanung zur Umsetzung, sodass wir zum Beginn der Wassersaison im Frühjahr mit den Einzelmaßnahmen starten können.“

Das Konzept wurde von zahlreichen Akteurinnen und Akteuren im Rahmen einer breiten Beteiligung mitgestaltet. Dabei wurden fünf Schlüsselvorhaben identifiziert, die den Rahmen des Konzeptes bilden. Der Projektbeirat setzte sich aus Vertreterinnen und Vertretern wichtiger politischer und (wasser-) touristischer Institutionen (unter anderem Industrie- und Handelskammer Berlin, Wirtschaftsverband Wassersport e.V., Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt, Wirtschaftsförderungen Treptow-Köpenick und Spandau, visitBerlin und weiterer Bereiche (zum Beispiel die Initiative Gewässer-Lärmschutz IGeL, Bürger:innenbeirat Berlin-Tourismus) zusammen. Ergänzend gab es weitere umfangreiche Beteiligungsformate wie eine Online-Befragung mit circa 400 Teilnehmenden, drei Fokusgruppentreffen und Gespräche mit Expertinnen und Experten (zum Beispiel Wasserschutzpolizei).

Mit der Veröffentlichung des Konzepts fällt der Startschuss für die weitere Detailplanung. Die Umsetzung soll zum Saisonstart im Frühjahr 2025 beginnen. Hierfür wird derzeit ein Fahrplan erarbeitet. Zu jedem Schlüsselvorhaben sind Anfang des Jahres Workshops mit den Beteiligten aus dem Projektbeirat und den verantwortlichen Ressorts und Institutionen (beispielsweise visitBerlin) geplant, sodass am Ende die Zuständigkeit und Aufgaben für die Umsetzung der Maßnahmen in den Schlüsselvorhaben klar verteilt sind.

Das Konzept enthält fünf zentrale Schlüsselvorhaben für die Umsetzung:

  1. Kommunikations-, Qualitäts- und Sensibilisierungsoffensive: Mit einer Kommunikations- und Marketingstrategie wird auf die Aktivitäts- und Erholungsmöglichkeiten der Berliner Gewässer aufmerksam gemacht. Darüber hinaus soll eine Qualitäts- und Sensibilisierungsoffensive verstärkt für gegenseitige Rücksichtnahme und Sauberkeit werben.
  2. Ausbau der Elektromobilität: Die Einführung und Erweiterung der Elektromobilität auf den Berliner Wasserwegen ist ein zentraler Bestandteil des Konzepts. Elektrisch betriebene Boote werden die Emissionen (Schadstoffe und Lärm) senken und die Ökosysteme entlasten. Geplant ist die Entwicklung einer Wasserwanderroute mit mindestens fünf Ladestationen.
  3. Digitale Informations- und Leitsysteme: Die Navigation und Auskunft in und an Gewässern wird erleichtert. Durch die Implementierung von digitalen Informations- und Leitsystemen können relevante Informationen für alle Nutzergruppen wie aktuelle Gewässerfrequentierungen, Auslastungen, Schutz-, Verbots- und Gefahrenzonen, Angebotsqualitäten und -verfügbarkeiten (zum Beispiel die Anzahl von Liegeplätzen), Wetterbedingungen, Nutzungsregeln, Wasserstände, Routenempfehlungen und sonstige Hinweise nach Möglichkeit in Echtzeit (s. Schlüsselvorhaben 4) auf einer Plattform abgerufen werden.
  4. Datengestütztes Monitoring für eine nachhaltige Entwicklung: Aufgrund der lückenhaften Datenlage im Berliner Wassertourismus soll das datengestützte Monitoring für eine nachhaltige Wassertourismusentwicklung sorgen. Eine umfangreiche Datenbasis soll wichtige Erkenntnisse liefern, um Fortschritte zu bewerten und Bereiche zur Verbesserung zu identifizieren. Hierbei werden verschiedene Arten von Informationen erfasst, beispielsweise Nutzungsdaten, Infrastrukturdaten und Marktforschungsergebnisse.
  5. Qualitätsvolle Infrastrukturentwicklung: Eine qualitätsvolle Infrastrukturentwicklung soll unter anderem Mängel an Ver- und Entsorgungsstationen entgegenwirken und Anlegestellen und Gastliegeplätze im Stadtgebiet qualitativ verbessern.

Das Wassertourismuskonzept für Berlin kann hier heruntergeladen werden: