Religion als Potenzial für den Zusammenhalt in der Stadtgesellschaft – Konsultationen zwischen dem Senat von Berlin und dem Erzbistum Berlin am 31. Oktober 2023
Pressemitteilung vom 31.10.2023
Das Presse- und Informationsamt des Landes Berlin teilt mit:
Turnusgemäß traten der Senat von Berlin und das Erzbistum Berlin am 31. Oktober 2023 im Kloster St. Paulus (Moabit) zu Konsultationen zusammen. Noch unter dem Eindruck des terroristischen Angriffs der Hamas auf Israel und der antisemitischen Proteste auf Berlins Straßen, betonten beide Seiten das Potenzial von Religion für den Zusammenhalt in der Stadtgesellschaft.
Der Regierende Bürgermeister von Berlin, Kai Wegner: „Der Austausch ist das Fundament für Verständigung. Der interreligiöse Dialog spielt dabei eine entscheidende Rolle – gerade in der heutigen Zeit. Angesichts der antisemitischen Übergriffe, die Berlin und ganz Deutschland erschüttern, ist es unerlässlich, gemeinsam ein kraftvolles Zeichen gegen Hass, Ausgrenzung und Gewalt zu setzen. Es gibt diejenigen, die Religion als Werkzeug für ihre eigenen Ziele missbrauchen. Doch das widerspricht dem wahren Wesen der Religion. Religion verbindet Menschen miteinander, sie trennt sie nicht voneinander. Die Kirchen sind für Berlin nicht nur Glaubenshäuser, sondern auch starke Verbündete. Sie setzen Maßstäbe in Bildung, sozialer Arbeit, Beratung und in der Unterstützung und Integration von Geflüchteten. Mein großer Dank gilt dem Erzbistum Berlin für sein unermüdliches Engagement und seinen wertvollen Beitrag in unserer Stadt.“
Erzbischof Dr. Heiner Koch: „Unsere Kitas, Schulen und der konfessionelle Religionsunterricht stehen allen Kindern und Jugendlichen offen als Orte des gemeinsamen Lernens und der Verständigung. Wir entwickeln in unseren Pfarreien und Schulen die Sozialarbeit. Anwaltlich und mit konkreten Hilfs- und Unterstützungsangeboten hat unsere Caritas die Ärmsten in unserer Gesellschaft im Blick.
Denn die jüngsten Ereignisse bestärken uns: Wir leisten unseren Beitrag zum Zusammenhalt der Gesellschaft; wir werden nicht nachlassen, aufeinander zuzugehen und Verständigung zu versuchen. Besonders bestürzt mich, dass unsere jüdischen Nachbarinnen und Nachbarn, die ohnehin in großer Sorge um Angehörige und Freunde in Israel sind, in Berlin in Angst leben müssen. Wir stehen an ihrer Seite.“
Im Einzelnen wurden u.a. besprochen, wie die im Koalitionsvertrag genannte Einführung eines staatlich organisierten und von den Konfessionen verantworteten Religionsunterrichts umgesetzt werden kann. Zur Sprache kamen auch die drohenden Kürzungen im Haushalt für soziale Angebote der Caritas. Sie gefährden vor allem Angebote für von Armut betroffene Menschen.
Das Erzbistum stellte den Zweckverband „Hedi-Kitas“ vor, der die Kitas in katholischer Trägerschaft stärken und professionalisieren wird, sowie den stark nachgefragten Studiengang „Soziale Arbeit“ an der Katholischen Hochschule für Sozialwesen Berlin (KHSB).
Das Institut für katholische Theologie an der Humboldt-Universität übernimmt gleichfalls – im Kontext weiterer weltanschauungs- und religionsbezogener Studien an den Berliner Universitäten – eine wichtige Integrations- und Inklusionsaufgabe. Ein ausgehandelter Staatsvertrag liegt bereits vor und soll zeitnah zum Abschluss kommen.
Beiden Seiten war sehr bewusst, dass das Gespräch am evangelischen Reformationstag stattfand, einen Tag vor Allerheiligen, dem 250. Weihetag der heutigen Sankt Hedwigs-Kathedrale, deren neuer Altar an Allerheiligen geweiht wird.
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