Maßnahmen zur Beschulung von geflüchteten Kindern und Jugendlichen sowie weitere Unterstützungsangebote

Pressemitteilung vom 26.09.2023

Aus der Sitzung des Senats am 26.09.2023:

Das Presse- und Informationsamt des Landes Berlin teilt mit:

Der Senat hat in seiner Sitzung am 26. September auf Vorlage von Katharina Günther-Wünsch, Senatorin für Bildung, Jugend und Familie, zusätzliche Maßnahmen und Angebote für geflüchtete Familien, Kinder und Jugendliche beschlossen und damit auf den Anstieg der Asylanträge in Berlin reagiert. Der Senat stellte zugleich eine besondere Dringlichkeit fest, um diese bedarfsgerechten Angebote, darunter auch schulische Angebote, zu realisieren.

„Wir reagieren damit auf die aktuelle Lage und die deutliche Zunahme der Zahl der Geflüchteten in Berlin“, sagte Senatorin Katharina Günther-Wünsch. „Angesichts kaum mehr verfügbarer Schulplätze wollen wir sicherstellen, dass die geflüchteten Kinder und Jugendlichen in der Nähe der Ankunftszentren zügig beschult werden können und begleitende Maßnahmen der Kinder- und Jugendhilfe greifen. Die Angebote sind keine Dauerlösung, aber notwendige Maßnahmen, um junge Familien und minderjährige Geflüchtete überhaupt betreuen, beschulen und integrieren zu können. Angesichts des Ernstes der Lage bin ich überzeugt: Ein schulisches Angebot am Standort der Ankunftszentren ist für die Kinder und Jugendlichen wichtiger und wesentlich sinnvoller als über einen längeren Zeitraum womöglich gar keine Schule zu haben. Auch die Familien und den Kinderschutz rücken wir stärker in den Fokus und begleiten mit unterstützenden Angeboten.“

Konkret geht es um die großen Ankunftszentren auf dem Tempelhofer Feld und in Tegel. Um die gesetzliche Schulpflicht in der Nähe des Tempelhofer Felds gewährleisten zu können, erachtet der Senat die Errichtung von Leichtbauhallen für schulische Brückenangebote für sinnvoll. Die umliegenden Bezirke haben bereits im Frühling 2023 dargelegt, dass die Kapazitäten an den bestehenden Schulen ausgeschöpft sind. Auf dem Tempelhofer Feld sind grundsätzlich Flächenkapazitäten vorhanden. Um die geregelte Beschulung perspektivisch sicherzustellen, können bis zu 13 Willkommensklassen dort eingerichtet werden.

Zum Ankunftszentrum Tegel: In fußläufiger Entfernung zum Terminal C in Tegel hat der Bezirk Mitte am Saatwinkler Damm eine Gewerbeimmobilie für die notwendige Auslagerung der Anna-Lindh-Schule angemietet. Aktuell sind vier Geschosse in Nutzung und zwei weitere befinden sich in Ausbau. Nach Fertigstellung der Umbauarbeiten könnten mindestens zwei Etagen mit jeweils 11 Unterrichtsäumen kurzfristig für bis zu 22 Willkommensklassen zur Verfügung stehen. Perspektivisch stehen nach dem im Schuljahr 2024/25 geplanten Auszug der Anna-Lindh-Schule weitere vier Geschosse mit je 11 schulisch nutzbaren Räumen zur Verfügung. Dies entspricht dann weiteren 44 Willkommensklassen bzw. Brückenangeboten. Im Bereich der beruflichen Bildung wird es zunächst Informationsveranstaltungen in den Großeinrichtungen Tegel und Tempelhof geben. Spracherwerb und berufliche Orientierung sollen weiter prioritär an beruflichen Schulen erfolgen. Zudem sind weiterhin tagesstrukturierende Angebote wie „Fit für die Schule“ vorgesehen.

Neben schulischen Angeboten werden auch die Angebote der Kinder- und Jugendhilfe auf die Unterkünfte ausgeweitet. Dazu zählen Sprungbrettangebote und Angebote der Frühen Bildung vor Ort (FBO) als ortsnahe Einstiegsangebote der frühen Bildung. Vorrangiges Ziel ist eine intensive Sprachförderung in Gruppen zur Vorbereitung auf den späteren Schulbesuch oder in einer Kindertageseinrichtung.

Für die pädagogische Arbeit mit geflüchteten Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen wird die Sprachmittlung durch den Ausbau des Sprachmittlerpools verstärkt. Die Sprachmittler werden eingesetzt im Bereich der Kindertagesförderung, der Beratung und Betreuung von Eltern mit Fluchtbiographie und ihren Kindern, im Arbeitsbereich der Hilfen zur Erziehung (HzE) und bei den (aufsuchenden) Erziehungs- und Familienberatungsstellen (EFB). Die zuständigen Jugendämter stärken ihre Präsenz und Beratungsleistung vor Ort zur Vermittlung von Kindern in Regelangebote der Frühkindlichen Bildung.

In Berlin und im nahen Umfeld der Unterkünfte werden Angebote der Jugendarbeit und Jugendsozialarbeit geschaffen. Die Angebote fördern gesellschaftliche Teilhabe, Integration und wirken als Kulturmittler zwischen den jungen Geflüchteten und den Angebotsleitenden. Durch vier Träger der Kinder- und Jugendhilfe werden bereits Angebote in der Unterkunft am ehemaligen Flughafen Tempelhof und Tegel angeboten, diese werden aufgrund der Zuzugszahlen weiterhin verstärkt.

Mit der Aufsuchenden Elternarbeit werden Familien in den Unterkünften durch örtliche Stadtteilmütterteams erreicht. Diese Teams sollen in den Unterkünften Tegel und Tempelhof nun gestärkt werden, um die Beratung der Familien und geflüchteten Menschen in den Gemeinschaftsunterkünften auszubauen. Mit zwei Teams von jeweils fünf Stadtteilmüttern wird das Landesprogramm dafür aufgestockt.

Die personelle Ausstattung der Regionalen Sozialen Dienste in den 12 Berliner Jugendämtern wird verstetigt, damit Beratung und Informationen zu allen Fragen rund um die Familie und die Erziehung gewährleistet werden kann. Die Regionalen Sozialen Dienste beraten und navigieren Familien durch die pädagogischen und therapeutischen Unterstützungsmöglichkeiten und zu Fragen der Erziehung, der Entwicklung von Kindern und Jugendlichen oder auch zu Konfliktsituationen in Familien.

Hohe Priorität hat auch der Kinderschutz, hierzu werden die Kinderschutzteams in den Flüchtlingsunterkünften Tegel und Tempelhof verstärkt.