Steuerungskreis Industriepolitik tagte: Perspektiven der wirtschaftlichen Transformation nach Corona

Pressemitteilung vom 24.06.2021

Das Presse- und Informationsamt des Landes Berlin teilt mit:

Die Industrie in Berlin befindet sich mitten im Transformationsprozess. Große Unternehmen machen ihre Berliner Werke fit für die Industrie 4.0, vor den Toren der Stadt entsteht ein bedeutender Produktionsstandort für E-Autos. Die Corona-Pandemie hat auch nachhaltige Auswirkungen auf die Wirtschaft – im Bereich der Industrie und Digitalisierung wurden Entwicklungen durch die Pandemie beschleunigt.

In diesem Gesamtkontext hat die 21. und in dieser Legislaturperiode letzte Sitzung des „Steuerungskreis Industriepolitik des Regierenden Bürgermeisters (SKIP) im Roten Rathaus“ stattgefunden. Bereits Ende 2019 hatte der SKIP entschieden, Schwerpunkte für die weitere Industrieentwicklung zu setzen und die Ergebnisse der 2018 präsentierten Studie von Sustain Consult und dem DIW „Industrie in der Stadt“ zu aktualisieren. So sollen Industriepotenziale und Handlungsempfehlungen im SKIP erarbeitet werden.

Nach der pandemiebedingten Unterbrechung 2020 wurden jetzt im ersten Halbjahr dieses Jahres mit Unterstützung des DGB, UVB, der IHK und der Senatskanzlei drei Workshops zu den besonders zukunftsträchtigen Industriefeldern Energie, Mobilität und Pharma/Gesundheitsindustrie auf Grundlage der Studie „Industrie in der Stadt“ von Sustain Consult durchgeführt. Die Erkenntnisse und die daraus folgenden Handlungsempfehlungen wurden heute im SKIP diskutiert und als Rahmen für die weitere Industriepolitik empfohlen.

Im Zentrum der Diskussion stand dabei, wie die Neuaufstellung zur Industrie 4.0 mit Blick auf die besonderen Potenziale Berlins als Wissenschafts- und Forschungsstandort sowie als StartUp- und Digitalisierungsmetropole optimiert werden können. Stichworte hierzu waren die bessere Vernetzung von Wissenschaft und Wirtschaft, eine vorausschauende Flächenpolitik sowie das Thema Fachkräfte und Aus- und Weiterbildung.

Der Regierende Bürgermeister von Berlin, Michel Müller: „Wir haben uns heute im letzten SKIP dieser Legislaturperiode mit den Potenzialen des Industriestandortes Berlin in der Transformation beschäftigt. Besonders in den Industriefeldern Energie, Mobilität und Pharma/Gesundheitsindustrie hat Berlin eine starke Ausgangslage. Wissenschaft, Forschung und unser starker Start Up- und Digitalisierungsstandort machen Berlin zum ThinkTank für neue Industrie und zukunftsträchtige Innovationen. Diese Chance müssen wir nutzen, um Berlin als Innovations- und Industriemotor für Deutschland weiter zu etablieren. Davon wird besonders auch der ostdeutsche Wirtschaftsstandort profitieren.“
Müller weiter: „In Berlin müssen wir uns daran messen lassen, dass wir den Standort und vor allem die Arbeitsplätze mindestens sichern, am besten aber ausbauen. Das kann uns gelingen und deshalb ist es gut, dass wir heute Handlungsempfehlungen aufgrund wissenschaftlichen Erkenntnisse zur „Industrie in der Stadt“ diskutiert und festgelegt haben.“

Gerade die Folgen der Corona-Pandemie, die Stärkung einer in zukünftigen Krisen resilienteren Wirtschaft und die Herausforderungen des Transformationsprozesses werden es auch in Zukunft nötig machen, dass sich Politik, Wirtschaft, Gewerkschaften und weitere Institutionen regelmäßig im SKIP austauschen. Dazu führt Müller aus: „Ich bin sicher, der SKIP wird auch in der nächsten Legislaturperiode wichtig sein – dann vielleicht vor allem als Transformationsbeirat. Heute konnten wir auf jeden Fall aufgrund wissenschaftlicher Expertise gemeinsam im SKIP feststellen, dass Berlin als Industriestandort in der Transformation sehr gute Chancen auf eine gute Zukunft hat.“

Die Senatorin für Wirtschaft, Energie und Betriebe, Bürgermeisterin Ramona Pop: „Die Berliner Industrie ist wegen ihrer Innovationskraft und der Ausrichtung auf Zukunftsbranchen gut durch die Krise gekommen. Während der Pandemie waren Produkte der Berliner Pharma- und Elektroindustrie international stark gefragt. Die Auftragsbücher zeigen aktuell mit über 8 Prozent ein kräftiges Wachstum. Mit unserem Masterplan Industriestadt Berlin nutzen wir diese Potenziale und fördern nachhaltige Innovationen, um Wachstum zu ermöglichen und gute Jobs zu schaffen. Unser gemeinsames Ziel ist es, Berlin als wachsende und innovative Gründungs- und Digitalhauptstadt weiterzuentwickeln. Hierfür haben wir in dieser Legislaturperiode die richtigen Weichen gestellt. Die Erfolgsgeschichte unserer Stadt wird auch nach der Pandemie weitergehen und kann weitergeschrieben werden.“

Dr. Frank Büchner, Präsident der Unternehmensverbände Berlin-Brandenburg: „Die Industrie hat tiefgreifende Veränderungen vor der Brust. Klimaschutz und Digitalisierung erfordern neue Ideen und Lösungen – und die kommen in erster Linie von der Industrie. Damit die Industrie den Wandel erfolgreich meistern kann, braucht sie die richtigen Rahmenbedingungen in der Wirtschafts- und Industriepolitik. Dazu gehört eine bessere Bildung, damit unsere Firmen genügend Fachkräfte-Nachwuchs finden, eine konkurrenzfähige digitale und verkehrliche Infrastruktur und mehr Tempo beim Wohnungsneubau. Aus Sicht der Unternehmen ist die Hauptstadtregion schon lange ein gemeinsamer Wirtschaftsraum. Um beim Wandel erfolgreich zu sein, benötigt die Wirtschaft deshalb die enge Zusammenarbeit der Länder Berlin und Brandenburg – mit einer einheitlichen und abgestimmten Strategie beider Bundesländer.“

Christian Hoßbach, Vorsitzender des DGB-Bezirk Berlin-Brandenburg: „Der Steuerungskreis Industriepolitik hat ein Jahrzehnt kontinuierlicher Arbeit hinter sich. In dieser Zeit sind konkrete Projekte angestoßen worden, insbesondere aber ist es gelungen das Bewusstsein für Industrie in der Stadt zu verbessern. Diese gemeinsame Arbeit mit den verschiedenen Ressorts wird künftig eher noch wichtiger werden. Klimawandel und digitale Transformation werden die Nachfrage nach Produkten stark verändern, gleichzeitig wandeln sich Arbeitsorganisation und Qualifikationsprofile in den Betrieben. In diesem Wandel stecken durchaus Chancen für die Berliner Industrie. Sie zu realisieren, dabei auch den Kernbereich der Produktion zu stärken, verlangt den klaren Blick von Politik, Verwaltung und Wirtschaftsförderung auf die konkreten betrieblichen Bedarfe und natürlich die Bereitschaft zur Weiterentwicklung der vorhandenen Strategien und Instrumente. Der Steuerungskreis hat schon Ende 2019 einen Prozess angestoßen, Themen und Strategieempfehlungen für die nächste Etappe der Berliner Industriepolitik zu erarbeiten. Wir haben dazu heute ein Papier diskutiert, das helfen soll, die zwanziger Jahre zu einem Jahrzehnt moderner Industrie in Berlin mit guten Arbeitsplätzen werden zu lassen.“

Dr. Beatrice Kramm, Präsidentin der IHK Berlin: „Auch für den nächsten Senat besteht Handlungsbedarf in der Industriepolitik. Wir stehen in einem scharfen nationalen und internationalen Standortwettbewerb, nach der Krise mehr denn je. Das darf beim gesamtwirtschaftlichen Restart-Management nicht vernachlässigt werden. Deshalb ist es gut, dass wir uns heute darüber verständigt haben, welche Empfehlungen aus Sicht von Politik, Wirtschaft und Verbänden auf die To-Do-Liste müssen, um den Berliner Industriestandort in den kommenden Jahren zu stärken. Um die Stärken der Hauptstadt voll auszuspielen, müssen z.B. beim Wissens- und Technologietransfer Hürden abgebaut und das Kooperationspotenzial zwischen Forschung und Wirtschaft stärker aktiviert werden. Darüber hinaus müssen wir die Spitzenposition der Berliner Digitalwirtschaft nutzen, um digitale Technologietrends in der Industrie zu setzen. Gemeinsam mit den zahlreichen Entwicklungen aus den Bereichen Energie, Mobilität und Gesundheit, die wir in Berlin beobachten, muss es gelingen, diese Qualitäten in industrielle Wertschöpfung und Beschäftigung in der Region zu überführen.“

Der SKIP wurde im Jahre 2010 eingesetzt, um die Bedeutung des Industriestandorts Berlin stärker in den Blick zu nehmen. Seitdem ist er das zentrale Gremium zur Stabilisierung und zum Ausbau der Industrie in Berlin.