Müller zum 100-jährigen Jubiläum des Amtsantritts von Gustav Böß
Pressemitteilung vom 20.01.2021
Das Presse- und Informationsamt des Landes Berlin teilt mit:
Der Regierende Bürgermeister von Berlin, Michael Müller, würdigt aus Anlass des 100-jährigen Jubiläums seines Amtsantritts Oberbürgermeister Gustav Böß:
„Oberbürgermeister Gustav Böß hat unsere Stadt in den uns bis heute bewegenden 1920er-Jahren aus dem Roten Rathaus heraus geprägt. Am 20. Januar vor 100 Jahren, am 20. Januar 1921, hat der geborene Gießener das Amt des Oberbürgermeisters übernommen und es bis in den November 1929 innegehabt. Wir haben im vorigen Jahr die stadthistorische Leistung von Böß‘ Amtsvorgänger Adolf Wermuth gefeiert, die Gründung von Groß-Berlin. Gustav Böß hat dieses Erbe Anfang 1921 angetreten, und ihm kommt das Verdienst zu, das vollendet zu haben, was sein Vorgänger mit Geschick politisch durchgesetzt hat.“
Müller: „Max Oppenheimers Böß-Porträt im Besitz unseres Stadtmuseums zeigt den liberalen Politiker vor dem Gewirr der Straßenfluchten, der Wasserläufe und der Industrieanlagen des Berlins seiner Zeit. Böß war verwoben mit unserer Stadt, und sie verdankt ihm bis heute viel. Und vieles davon gehört bis heute zu unserem Berlin, ohne dass uns sein Anteil daran bewusst ist. Ob es der Volkspark Jungfernheide mit der nach ihm benannten Freilichtbühne ist, ob es Sportanlagen sind wie das Mommsenstadion, die Städtische Oper, die Messe Berlin mit dem Funkturm oder der Flughafen Tempelhof in seiner früheren Gestalt oder auch unsere BVG. Das sind Einrichtungen und Bauten, die uns zeigen, wie modern das Berlin von Gustav Böß gewesen ist und was wir ihm und der von ihm bestimmten Stadtpolitik und seinem kommunalen Gestaltungswillen verdanken.“
Der Regierende Bürgermeister: „Sicherlich ist manches an seinem Verhalten, das zum Amtsverzicht geführt hat, im Nachhinein unglücklich gewesen. Aber ganz sicher ist er als demokratischer Politiker für seine nationalsozialistischen Feinde eine Symbolfigur gewesen, die sie auch nach seinem Ausscheiden, nach ihrer Machtübernahme und der rücksichtslosen Gleichschaltung der Stadtverwaltung mit Niedertracht verfolgt haben. Gustav Böß ist für die Nationalsozialisten der Repräsentant der Weltmetropole Berlin gewesen, die weltweit als eine ‚Stadt der Freiheit‘ angesehen und bewundert worden ist. Nur ein einzelnes Beispiel dafür sind die Kontakte, die er persönlich, aber auch Stadträte seines Magistrats wie Ernst Reuter und Martin Wagner in die USA und insbesondere nach New York gehabt haben. Böß ist ein Stadtoberhaupt von Rang und Kompetenz gewesen, das für sein Berlin weit in die Zukunft geplant und gedacht hat. Sein Berlin ist die aufstrebende Kultur-, Industrie- und Wissenschaftsmetropole Berlin gewesen, die damals in die Reihe von Weltstädten wie New York, London und Paris aufrückte.“
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