Mutmaßlich islamistischer Anschlag auf der Bundesautobahn

Polizeimeldung vom 19.08.2020

bezirksübergreifend

Gemeinsame Meldung Polizei und Staatsanwaltschaft Berlin
Charlottenburg-Wilmersdorf/Tempelhof-Schöneberg
Nr. 1955
Bei dem Geschehen vom gestrigen Abend auf der Bundesautobahn 100 zwischen Wilmersdorf und Tempelhof lässt sich nach Einschätzung der Generalstaatsanwaltschaft Berlin ein islamistischer Anschlag nicht ausschließen.
Kurz vor 19 Uhr ereigneten sich mehrere Kollisionen auf der BAB 100, die ersten Ermittlungen zufolge in Zusammenhang stehen und als vorsätzliche Angriffe auf andere Verkehrsteilnehmer zu werten sind. Durch die Taten wurden sechs Personen verletzt, drei davon schwer.
Der 30-jährige mutmaßliche Angreifer kam bei einer weiteren Kollision mit seinem Fahrzeug auf der Autobahn zum Stehen, verließ den Opel und stellte eine alte Munitionskiste auf dem Autodach ab. Es entstand der Eindruck, dass es sich bei dieser Kiste um einen gefährlichen Gegenstand handeln könnte. Zum Einsatzort alarmierte Kolleginnen und Kollegen gelang die Festnahme des Tatverdächtigen.
Zur Untersuchung der Kiste und um eine etwaige Gefährdung auszuschließen, wurden die Spezialisten des Landeskriminalamtes alarmiert, die das Behältnis mittels eines sogenannten Wassergewehrs öffneten und den Inhalt, nämlich Werkzeuge, sicherstellten.
Die BAB 100 wurde vorsorglich zwischen Tempelhof und Innsbrucker Platz gesperrt. Der Fahrzeugverkehr staute sich in diesem Bereich sowohl aufgrund der Verkehrsunfälle wie auch aufgrund der polizeilichen Maßnahmen in Bezug zu dem verdächtigen Gegenstand. Fahrzeugführerinnen und Fahrzeugführer, die sich in diesem Stau aufhielten, wurden vorsorglich aus ihren Fahrzeugen in Sicherheit gebracht.
Der Festgenommene wurde in ein Polizeigewahrsam gebracht und befragt. Die Ermittlungen wurden vom Polizeilichen Staatsschutz des Landeskriminalamtes übernommen.
Die Abläufe lassen sich mit einem zufälligen Unfallgeschehen nicht in Einklang bringen. Es handelt sich nach dem derzeitigen Ermittlungsstand um gezielte Angriffe vor allem auf Motorradfahrer mit zum Teil schwerwiegenden Folgen. Äußerungen des Beschuldigten nach seinen Tathandlungen legen eine religiös-islamistische Motivation nahe. Zusätzlich gibt es Hinweise auf eine psychische Labilität. Anhaltspunkte für eine Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung hat die eigens ins Leben gerufene Ermittlungsgruppe „Motorrad“ des Polizeilichen Staatsschutzes bislang nicht feststellen können. Ihre Ermittlungen dauern an.
Am heutigen Tag soll der Tatverdächtige einem Haftrichter wegen versuchten Mordes vorgeführt werden.