Die neue Lucy-Lameck-Straße - Umbenennung und Rahmenprogramm

Lucy Lameck
Bezirksbürgermeister Martin Hikel - Porträtfoto 2021-06

Grußwort

Nach einem langen Prozess wird die bisherige Wissmannstraße nun endlich umbenannt. Statt eines Kolonialherren wird die Straße künftig nach Lucy Lameck benannt sein: einer tansanischen Politikerin, die sich für Frauenrechte und für die panafrikanische Idee eingesetzt hat. Der Umbenennung ging ein umfangreicher Beteiligungsprozess mit der Zivilgesellschaft voraus.

Was Lucy Lameck mit Neukölln zu tun hat, wird gelegentlich gefragt. Sie wird unseren Bezirk nicht gekannt haben. Dafür hat aber Neukölln viel mit Lucy Lameck und ihrem Wirken zu tun. Ihr politisches Wirken stellt einen Kontrapunkt zur Kolonialzeit dar. Wir wollen uns als Kommune – zumindest symbolisch – an der Wiedergutmachung der deutschen Kolonialverbrechen beteiligen.

Als vielleicht vielfältigster Ort der Republik mit Menschen aus 150 Nationen steht Neukölln heute für Diversität, für ein selbstbestimmtes Leben und gegen jede Form von Rassismus. Menschen aus aller Welt haben in Neukölln ihre Heimat – und mit ihnen unzählige Initiativen, die sich für unsere gemeinsamen Ziele einsetzen.

Unser gemeinsames Rahmenprogramm rund um die Straßenumbenennung zeugt davon. Ich lade Sie herzlich ein, sich daran zu beteiligen – an den Online-Veranstaltungen, den Spaziergängen und am Festakt am 23. April. Und ich wünsche mir, dass der Name Lucy Lameck nicht nur eine Adresse ist, sondern zu einem Statement wird – für die Anwohnenden genauso wie für alle Neuköllnerinnen und Neuköllner.

Martin Hikel
Bezirksbürgermeister

Farbelement Orange

Lucy Lameck und ihre Zeit. Historische Einordnung und Kennenlernen – Online-Panel Diskussion

21.04.2021, 17:00-18:30 Uhr
– Zoom-Konferenz

Am 23. April 2021 findet die offizielle Umbenennung der ehemaligen Wissmannstraße statt. Der richtige Zeitpunkt um die neue Namenspatronin Lucy Lameck und ihre Zeit noch einmal näher kennenzulernen. Wodurch waren die Anfangsjahre des unabhängigen Tansanias geprägt? Wie wurde Lucy Lameck zur ersten Frau im tansanischen Parlament? Wieso war der Panafrikanismus so wichtig? Was steckt hinter der Ujamaa-Idee? Was hat Lucy Lameck damals geleistet und wieso ist ihr Wirken auch heute noch wichtig?

Solche und ähnliche Fragen versuchen unsere Panelisten zu beantworten. Wir haben hierfür den tansanischen Historiker Dr. Oswald Masebo von der Universität Dar es Salaam, Dr. Manuela Bauche von der Freien Universität Berlin sowie Prof. Andreas Eckert von der Humboldt Universität Berlin eingeladen.

Die Zuschauer*innen sind herzlich eingeladen im Chat Fragen an das Panel zu stellen. Link zur Zoom-Konferenz: t1p.de/lameck-onlinepanel. E-Mail-Kontakt bei Rückfragen: mk-amtwbku@outlook.de .

Veranstalter: Amt für Weiterbildung und Kultur, Abteilung Bildung, Schule, Kultur und Sport des Bezirksamtes Neukölln

Festakt zur Benennung der Lucy-Lameck-Straße

23.04.2021, 16:00–18:00 Uhr –
Live-Übertragung auf Facebook und der Homepage des Bezirksamts

Die offizielle Umbenennungszeremonie findet im Garten von Oyoun statt. Im Anschluss an die Begrüßungsreden erfolgt die offizielle Enthüllung des Namensschildes an der Ecke Karlsgartenstraße. Zum Abschluss findet im Garten von Oyoun eine Performance der Gruppe Out Of Time Embassy statt.

Die Veranstaltung ist pandemiebedingt auf maximal 50 Personen begrenzt. Deshalb wird die Veranstaltung auch live bei Facebook und auf der Homepage des Bezirksamts übertragen. Wir bitten deshalb möglichst um eine Online-Teilnahme.

Bei der Veranstaltung sprechen Martin Hikel (Bezirksbürgermeister von Neukölln), S.E. Dr. Abdallah Saleh Possi (Botschafter der Vereinigten Republik Tansania), Karin Korte (Bezirksstadträtin für Bildung, Schule, Kultur und Sport) sowie Mnyaka Sururu Mboro (Mitbegründer und Vorstandsmitglied Berlin Postkolonial e. V.). Begleiten wird das Programm u.a. die Musikschule Paul Hindemith

Live-Übertragung auf Facebook

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Festakt - Videomitschnitt auf YouTube

Lucy Lameck

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Formate: video/youtube

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DECOLONIZE NEUKÖLLN! Sonderführung mit Berlin Postkolonial

24.04.2021, 16 Uhr an der Ecke Lucy-Lameck-Straße/Karlsgartenstraße

Anlässlich der feierlichen Umbenennung der Neuköllner Wissmannstraße in Lucy-Lameck-Straße, für die sich der Verein Berlin Postkolonial seit seiner Gründung 2007 gemeinsam mit anderen Aktivist:innen eingesetzt hat, laden wir zur Sonderführung Decolonize Neukölln! ein.

Im Rahmen des Rundganges beleuchten wir die Persönlichkeiten des alten Namensgebers Hermann von Wissmann ebenso wie die der Streiterin für die Unabhängigkeit Tansanias, Lucy Lameck.

Auf dem Neuen Garnisonsfriedhof am Columbiadamm besichtigen wir die Ehrengräber deutscher Militärs, die an der gewaltvollen Kolonisierung der heutigen Staaten Togo, Tansania, Somalia und Namibia beteiligt waren.
Dabei soll auch die 2009 eingelassene Gedenktafel für die (ungezählten) Opfer des (unerwähnten) deutschen Genozids an den (ungenannten) Ovaherero und Namas kritisch thematisiert werden.

Veranstalter: Berlin Postkolonial e. V. in Kooperation mit dem Bezirksamt Neukölln
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Dekoloniale Erinnerungskultur und Aktivitäten in Neukölln – ONLINE-GESPRÄCH

28.04.2021, 17:00-18:30 Uhr
– Zoom-Konferenz

Neben der Lucy-Lameck-Straße gibt es mit dem sogenannten Herero-Stein auf dem Garnisonsfriedhof einen weiteren wichtigen Ort zur kolonialen Vergangenheit in Berlin. Zu beiden Orten gab es jahrelange zivilgesellschaftliche Kämpfe gegen die Verharmlosung der Kolonialvergangenheit. Zwei Vertreter aus der afrikanischen Community referieren dazu. Doch in Neukölln gibt es aktuell auch wichtige dekoloniale Ansätze. Mit dem geplanten öffentlich zugänglichen Kunstprojekt „Dekoloniales Denkzeichen“ soll ein wichtiger Impuls gesetzt werden.

Beiträge zum Online-Gespräch von:
  • Mnyaka Sururu Mboro (Berlin Postkolonial): Aktivistischer Widerstand aus der afrikanischen Community gegen die Wissmannstraße
  • Israel Kaunatjike (Herero-Vertreter): Der „Herero-Stein“ und die „Namibia-Gedenkplatte“ auf dem Garnisonsfriedhof – Wie Völkermord verschwiegen wird
  • Michael Küppers-Adebisi (Berlin Global Village): Das Projekt Dekoloniales Denkzeichen und weitere dekoloniale Ansätze bei Berlin Global Village

Wir bitten um Anmeldung bis zum 27.04.2021 an: info@berlin-global-village.de . Der Zugangslink wird nach Anmeldung zugeschickt.

Veranstalter: Berlin Global Village – gefördert von: Landesstelle für Entwicklungszusammenarbeit der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe
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OUT OF TIME EMBASSY - Performance und Podiumsdiskussion

+++Die für den 29. und 30.04.2021 im Garten von OYOUN geplanten Vorführungen müssen leider aufgrund der aktualisierten Bestimmungen verschoben werden.+++

Über die neuen Termine im Sommer werden wir Sie natürlich rechtzeitig auf unserer Webseite und im bezirklichen Veranstaltungskalender informieren.

Out Of Time Embassy (OOTE) is a multicultural group of curators producing conversation and curiosity about art and culture in Berlin. OOTE embodies an international unity for seemingly disparate worlds, building bridges and creating safe spaces for expression to be cultivated and nurtured. Together, they produce outdoor pop up concerts such as Sonic In(ter)ventions and artist led workshops such as Ancestral Body Noise. OOTE has collaborated with organizations such as Oyoun, Onebeat, Cabuwazi, and Alex TV and has plans to produce work in 2021 with the support of Musicboard Berlin.

“The collective emerged out of a pure necessity to create and build community. Microcosms of the local and immigrant scenes in Berlin connected, trying to heal a state of internal angst in response to global mess. A weekly ritual [Sonic In(ter)ventions] organically curated itself; passions and skills synthesized and the community building ideology manifested as a sustainable collective.”

As cultural workers we are committed to cultivating learning environments of empowerment while curating spaces that honor free artistic expression and societal engagement. Together, with such essential services as artistic production, creative education, and collective meditation, we affirm the need for a society of wellbeing. OOTE is committed to supporting communities of globally disenfranchised individuals, groups and artists navigating complex migration histories and lived experiences. We strive to support and create safe space to express and produce artistic visions in an ever more de-colonial world.

Veranstalter: Eine Koproduktion von OOTE und Oyoun

Eine geschichtliche Aufarbeitung

Am 20. August 2019 hat die Bezirksverordneten-versammlung von Neukölln (BVV) beschlossen, eine geschichtliche Aufarbeitung des Straßennamens „Wissmannstraße“ zu initiieren mit dem Ziel, die Straße umzubenennen.

Warum wird die Wissmannstraße umbenannt?

Im Zuge der Kolonialisierung Afrikas und anderer Teile der Welt durch das Deutsche Reich und andere europäische Länder wurden schwere Verbrechen begangen.

Die Wissmannstraße ist benannt nach Herrmann von Wissmann (1853-1905), Reichskommissar und Gouverneur von damals Deutsch-Ostafrika (heute Tansania, Burundi und Ruanda). Er trug mit militärischen Expeditionen maßgeblich zur gewaltsamen Kolonialisierung bei. Dabei massakrierte die deutsche Armee die afrikanische Bevölkerung, um deren Widerstand zu brechen. Wissmanns Kriegsführung wurde selbst von anderen Kolonialoffizieren als äußerst barbarisch beschrieben.

Dies sollte nicht weiter posthum durch den Straßennamen geehrt werden. Die Bezirksverordneten- versammlung von Neukölln (BVV) hat daher die Umbenennung der Wissmannstraße beschlossen.