Stolpersteinverlegung in Neukölln
Pressemitteilung vom 09.09.2022
Am Donnerstag, den 08. September 2022, wurde gegen 09:30 Uhr ein Stolperstein in der Pflüger Str. 8 ins Straßenpflaster von Neukölln eingelassen. Mit diesem Stein erinnern wir an Fritz Paul Bräuer, der aufgrund seiner sexuellen Orientierung zum Opfer der nationalsozialistischen Verfolgung wurde. Die Verlegung fand im Beisein von engen Angehörigen statt und wurde von Museumsdirektor Dr. Matthias Henkel sowie von dem Paten des Steins und dem Historiker und Leiter des ‚Gesprächskreises Homosexualität‘, Lothar Dönitz, begleitet. Es ist in Neukölln der erste verlegte Stolperstein für einen Menschen, der während des nationalsozialistischen Regimes nach dem §175 bzw. §175a verurteilt und ermordet wurde.
Fritz Paul Bräuer wurde am 3. Oktober 1903 in Saarau bei Schweidnitz in Schlesien (heute Żarów in Polen) geboren. Er zog später in die Pflügerstraße 8 in Berlin-Neukölln, wo er als angestellter Buchhalter arbeitete und ledig blieb. Die Polizei Berlin verhaftete den 35-Jährigen am 20. Juni 1939. Am 1. November 1939 verurteilte ihn das Landgericht Berlin nach §175 zu zwei Jahren Zuchthaushaft und zu drei Jahren Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte. Zur Strafverbüßung transportierte man ihn zunächst in das Zuchthaus Brandenburg-Görden und von dort am 15. Januar 1940 zur Schwerstarbeit in das Strafgefangenenlager Aschendorfer Moor im Emsland.
Zum Ende seiner Strafe entließ der Justizvollzug ihn am 3. Oktober 1941 nicht in die Freiheit, sondern lieferte ihn der Polizei aus, die ihn nach Berlin überstellte. Am 22. Januar 1942 transportierte die Polizei ihn auf Befehl der Kriminalpolizei Berlin in das KZ Buchenwald bei Weimar in Thüringen, wo man ihn als „§175-Häftling“ einstufte. Dort wurde er vermutlich (wie fast alle Homosexuelle) zunächst der Strafkompanie zugeteilt, in der die SS die Häftlinge mit schwerster Arbeit belastete. Bereits am 13. März 1942 wurde er in das Männerlager des KZ Ravensbrück transportiert, wo er ebenfalls als Homosexueller eingestuft wurde.
Fritz Bräuer wurde am 29. Juni 1942 im KZ Ravensbrück im Alter von 38 Jahren ermordet.
Jeder Mensch kann einen Stolperstein stiften. Stolpersteine erinnern an Menschen, die während der Zeit des Nationalsozialismus verfolgt oder ermordet wurden. 120 Euro ermöglichen die Herstellung und Verlegung eines Stolpersteines. Für den Bezirk Neukölln koordiniert das Museum Neukölln die Stolpersteinverlegungen.
Kontakt: “stolpersteine@museum-neukoelln.de”:“mailto:stolpersteine@museum-neukoelln.de , Tel. +49 (0)30 627 277 -721/-722. Weitere Informationen unter” www.stolpersteine-berlin.de”:https:// www.stolpersteine-berlin.de
Bezirksamt Neukölln
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