3. Open-Air-Filmabend in der Alten Dorfschule "Spuren – Die Opfer des NSU"
Pressemitteilung vom 12.08.2022
Ein Film von Aysun Bademsoy
Donnerstag, den 25.8.22, 20.30 Uhr
Ort: Hof der Alten Dorfschule Rudow, Alt-Rudow 60, 12355 Berlin
Die Initiative „Rudow empört sich. Gemeinsam für Respekt und Vielfalt“ zeigt bei freiem Eintritt den 81minütigen Dokumentarfilm „Spuren – Die Opfer des NSU“ von Aysun Bademsoy. Die Filmemacherin wird anwesend sein und durch Kulturstadträtin Karin Korte begrüßt.
Zwischen September 2000 und April 2007 wurden acht Männer mit türkischen Wurzeln, ein griechischstämmiger Mann sowie eine Polizistin aus Baden-Württemberg ermordet. Die Ermittlungen wurden zunächst ausschließlich im Umfeld der migrantischen Opfer mit Verdacht auf Rauschgift- und organisierte Kriminalität geführt. Die Familien der Ermordeten wurden so ein weiteres Mal zu Opfern, diesmal von vorurteilsbelasteter Ermittlungstätigkeit und Stigmatisierung. So berichtet etwa Adile Şimşek davon, dass die Ermittler ihrem ermordeten Mann Drogenhandel unterstellten und sogar eine Zweitfamilie erfanden, um die Witwe auf diesem Wege zu einer belastenden Aussage zu veranlassen. Nach einem gescheiterten Bankraub führte die Spur schließlich zu der rechtsextremen Terrorgruppe „Nationalsozialistischer Untergrund“ (NSU). Die beiden Haupttäter, Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt, töteten sich im November 2011 selbst. 2013 begann der Prozess gegen Beate Zschäpe, die einzige Überlebende des NSU-Trios. Des Weiteren angeklagt wurden vier mutmaßliche Helfer und Unterstützer. Der Prozess endete 2018 mit milden Strafen für die Hauptangeklagten. Zahlreiche im Prozess ungeklärte Fragen ließen die Angehörigen der Opfer enttäuscht und desillusioniert zurück. Ihr Glaube an den Rechtsstaat wurde grundlegend erschüttert.
Spuren“ ist ein leiser, aber nötiger Film. Der Film lässt die Ehefrauen, Kinder und Geschwister der Toten zu Wort kommen, gibt ihnen endlich Raum für ihren Schmerz, ihren Zorn und ihr Gedenken. Aysun Bademsoy, die Regisseurin, ist türkischer Herkunft und kam als Kind nach Deutschland. Die Anschläge des NSU trafen sie doppelt: als Deutsche und als geborene Türkin. Mit kleiner Stimme stellt sie in der Dokumentation fest: „Es hätte auch
meinen Vater und meine Brüder treffen können.“ Aysun Bademsoy hat den NSU-Prozess über die ganzen fünfeinhalb Jahre verfolgt. In dem Maße, wie sich ihr die gesamte Tragödie immer mehr erschlossen hat, wurde ihr klar, dass sie den Opfern mit filmischen Mitteln Gehör verschaffen muss.
Um Anmeldung wird unter 030 / 665 261 53 bei der Buchhandlung Leporello gebeten. V.i.S.d.P.: Heinz J. Ostermann c/o Buchhandlung Leporello, Krokusstr. 91, 12357 Berlin
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