Stolpersteinverlegung in Neukölln

Pressemitteilung vom 05.08.2021

Am Samstag, den 28. August 2021, werden um 11:45 Uhr zwei Stolpersteine in der Talberger Str. 10i ins Straßenpflaster von Neukölln eingelassen. Die zwei Steine erinnern an das Ehepaar Elfriede und Werner Schaumann.

Elfriede „Friedel“ Schaumann, geb. Topp wurde am 19. Mai 1915 in Malchin in Mecklenburg-Vorpommern geboren. Nach Ende des Ersten Weltkrieges siedelte die Familie 1918 nach Neukölln um. Hier wuchs Elfriede Schaumann auf und ging auf die Volksschule. Nachdem sie als Hausangestellte arbeitete war sie von 1931-1934 arbeitslos und engagierte sich im Arbeitersportverein „Fichte-Berlin“ (ASV), gleichzeitig war sie Mitglied in der Internationalen Arbeiterhilfe (IAH). Aufgrund ihrer Aktivitäten in dem ab 1933 verbotenen ASV wurde Elfriede wegen „Vorbereitung zum Hochverrat“ von der nationalsozialistischen Justiz angeklagt. Aus Mangel an Beweisen wurde sie freigesprochen. 1936 lernte Elfriede den Kommunisten Werner Schaumann kennen. Das Paar heiratete 1938.

Werner Schaumann wurde am 2. Februar 1908 in Berlin geboren. Nach erfolgreichem Abschluss des Realgymnasiums wurde er Gärtner. Politisch aktiv, engagierte sich Schaumann ebenfalls in der (IAH), 1932 trat er in die KPD ein. Nach dem Beginn des NS-Regime begab sich Schaumann in die Illegalität. In der gemeinsamen Wohnung von Elfriede und Werner in der Talberger Str. 10i traf sich eine antifaschistische Widerstandsgruppe. Die Gruppe stand in Kontakt mit anderen Widerstandszirkeln und verbreitete Flugblätter und Schriften gegen das NS-Regime. Am 23. Mai 1942 wurde Werner Schaumann von der Gestapo verhaftet. Nach „verschärften“ Vernehmungen (Folter) verurteilt ihn der Volksgerichtshof am 5. Februar 1943 wegen „Vorbereitung zum Hochverrat und Feindbegünstigung“ zum Tode. Am 11. Mai 1943 wurde Werner Schaumann in der Strafanstalt Plötzensee hingerichtet.

Elfriede Schaumann wurde am 10. September 1942 an ihrem Arbeitsplatz von der Gestapo verhaftet. Aufgrund des dringenden Verdachts einer staatsfeindlichen Betätigung wurde sie im Polizeigefängnis am Alexanderplatz verhört. Vier Tage später wählte sie für sich den Tod als Ausweg, um der Folter zu entgehen, die Genoss*innen aus ihrer Widerstandgruppe in Britz zu schützen und ihre menschliche Würde zu bewahren.

Die Steine werden von Stolpersteinerfinder Gunter Demnig eingebracht. Die Verlegung wird von den Patinnen und Paten der Stolpersteine begleitet.

Stolpersteine erinnern am letzten frei gewählten Wohnort an Menschen, die während der Zeit des Nationalsozialismus verfolgt und ermordet wurden. Sie können ebenso an überlebende Verfolgte erinnern. Stolpersteine kann jeder stiften. 120 Euro ermöglichen die Herstellung und Verlegung eines Stolpersteines. Für den Bezirk Neukölln koordiniert das Museum Neukölln die Stolpersteinverlegungen.

Kontakt: stolpersteine@museum-neukoelln.de , Tel. 627 277 -723/-720. Weitere Informationen unter www.stolpersteine-berlin.de.