Aufmerksam auf adipöse Kinder wird das Team im Kinder- und Jugendgesundheitsdienst im Rahmen der Einschulungsuntersuchungen. Eltern werden dabei gefragt, ob sie Interesse haben, mit ihrem Kind teilzunehmen. Frau Kardesler berichtet: „Am Anfang der Teilnahme findet eine ärztliche Untersuchung statt. Nach einem Monat Probezeit sehen wir uns an, ob die Kinder regelmäßig mitmachen und auch die Eltern motiviert sind, etwas zu verändern. Es gibt einige, die nach dem ersten oder zweiten Besuch aussteigen. In einer Gruppe sind meistens sechs Kinder, die Laufzeit beträgt ein Jahr, von Februar bis Dezember“.
Sophie Rosenberg ist Assistenzärztin am Ende der Weiterbildung zur Kinderärztin und ist seit einem Jahr im Kinder- und Jugendgesundheitsdienst tätig und arbeitet seit einem halben Jahr in der Adipositasgruppe mit. Während der Begleitung der Gruppe hat jedes Kind drei ärztliche Gespräche, erklärt Rosenberg: „Am Anfang steht eine ausführliche Anamnese, wir untersuchen die Kinder körperlich, sehen uns die Gewichts- und Blutdruckwerte an und überweisen die Kinder zu ihrem Kinderarzt für eine Blutabnahme, in der wir uns die Stoffwechsel-Situation ansehen können. Wir machen auch eine ergänzende Ernährungsberatung. Beim zweiten Gespräch evaluieren wir die erhobenen Werte und besprechen mit den Familien, wie die letzten Monate gelaufen sind, ob es schon Erfolge und Verbesserungen im Verhalten gibt. Am Ende sehen wir, was mit unserer Unterstützung erreicht wurde und in wie weit wir die Familien noch unterstützen können, damit die neu erlernten Dinge in Bezug auf Ernährung und Lebensstil auch zu Hause langfristig fortgeführt werden. Je nachdem, wie dramatisch die Befunde sind, sehen wir die Kinder auch zwischendurch zum Wiegen, für Blutdruckkontrollen oder Gespräche“.
Mehr Spaß an Bewegung
Frau Babic ist eine sehr erfahrene Sozialarbeiterin im Kinder- und Jugendgesundheitsdienst und berät die Eltern zu Fragen zur Erziehung, versucht unterstützend bei Konflikten in der Paarbeziehung zu wirken. Wenn eine Kur für die Kinder sinnvoll erscheint, sucht sie passende Angebote und hilft bei Kuranträgen. Wenn es bereits eine Anbindung der Familien ans Jugendamt gibt oder über das Jugendamt Hilfen zu organisieren sind, begleitet sie die Familien auch dorthin.
Eva Bierbaum ist seit 2017 als Ergotherapeutin im Kinder- und Jugendgesundheitsdienst beschäftigt. Als Sporttherapeutin der Adipositasgruppe macht sie einen Fitnesstest mit den Kindern und erzählt: „Viele Kinder haben keine besondere Ausdauer. Ursprünglich hatten wir für den Fitnesstest einen Sechs-Minuten-Lauf vorgesehen, aber der wurde zum Drei-Minuten-Lauf. Auch da können nicht alle Kinder durchgehend laufen, sondern müssen zwischendurch gehen. Daneben überprüfen wir noch, wie beweglich die Kinder sind und wie viele seitliche Sprünge sie schaffen. Am Ende der einjährigen Betreuung mit wechselnden Übungen wird der Anfangstest noch mal wiederholt, um herauszufinden, ob die Kinder fitter, beweglicher und ausdauernder geworden sind. Grundsätzlich ist aber nicht der Fitnesstest wichtig, sondern dass die Kinder gerne wöchentlich vorbeikommen und Spaß an Bewegung haben“.