Vorstellung des Jugendclubs Alte Feuerwache

Vorstellung des Jugendclubs Alte Feuerwache

Donnerstagnachmittag im Büro des Jugendclubs Alte Feuerwache: Gabi Wald spricht mit einer Jugendlichen über deren anstehende Schulkonferenz und hört sich aufmerksam an, was das Mädchen berichtet. Als Außenstehende merkt man sofort: Für die Jugendlichen in ihrer Einrichtung ist die stellvertretende Leiterin jederzeit und zu allen Themen des Lebens ansprechbar.

„Diese Jugendlichen sind hier angedockt. Wir sind ihre erste Anlaufstelle“, erklärt die Kindheitspädagogin. Seit 2018 arbeitet sie im Jugendclub. Vorher war die fünffache Mutter in einer Behinderteneinrichtung in Neukölln und in einer Lernwerkstatt in Marzahn tätig. Parallel zu ihrer Arbeit im Jugendclub studiert sie aktuell berufsbegleitend Soziale Arbeit. Gemeinsam mit drei festangestellten Erzieher*innen und Sozialarbeiter*innen sowie Honorarkräften organisiert sie die Jugendfreizeiteinrichtung des Jugendamtes. Jede*r Mitarbeiter*in hat einen Themenschwerpunkt, zu dem er*sie Angebote und Projekte erarbeitet. Gabi Wald betreut schwerpunktmäßig die Gender- und Mädchenarbeit.

Seit 23 Jahren ist der Jugendclub im alten Feuerwehrgebäude direkt am U-Bahnhof Weberwiese untergebracht. Das Gebäude teilt er sich mit der kommunalen Galerie „Projektraum“ und der Studiobühne. Vorher befand sich der Jugendclub in einem Wohnhaus, das für die Nutzung nicht geeignet war. „Unser Club ist ein Raum für Jugendliche, an dem sie sich frei bewegen können. Sie können sich zurückziehen und ihren eigenen Interessen nachgehen.“ Gerade im innerstädtischen Friedrichshain verschwinden aufgrund der zunehmenden Bebauung immer mehr solcher Freiräume für freies Spiel und ungestörten Aufenthalt. „Umso wichtiger sind Einrichtungen wie unsere, die Jugendlichen einen gewissen Schutzraum bieten.“

Von 14 bis 20 Uhr ist der Club für Jugendliche ab 12 Jahren geöffnet und bietet im offenen Bereich die Nutzung von Billard, Kicker, Tischtennis, Darts, einem Computerraum und Brettspielen. Hinzu kommt ein vielfältiges Kursangebot, das sich nach den Interessen der Besucher*innen richtet. Diese kommen vor allem aus dem musisch-künstlerischen und dem Sport-Bereich, wie etwa Rap, Comiczeichnen, Gitarre, Schneidern und Keramik. Im Sport- und Tanzstudio können die Jugendlichen selbstorganisiert trainieren. Täglich üben dort drei bis vier Tanzgruppen. Über die Webseite, Flyer und den Instagram-Kanal der Einrichtung werden die Jugendlichen über das aktuelle Angebot informiert. Hinzu kommen zahlreiche Ausflüge, Veranstaltungen und zwei Reisen im Jahr. „Seit 20 Jahren fahren wir im Winter immer auf eine Skifahrt nach Südtirol. Im Sommer unternehmen wir dann noch eine Reise innerhalb Deutschlands“, erzählt Gabi Wald.

Auch bei der Planung von Ausflügen stehen die Interessen und Wünsche der Jugendlichen im Vordergrund. „Wir machen das, was die Jugendlichen interessiert. Wir wollten zum Beispiel nächste Woche eine Fahrradtour machen. Die Idee hat aber nicht so viel Anklang gefunden. Stattdessen möchten die Jugendlichen lieber ins Schwimmbad. Also machen wir das.“ Feste Größen im Veranstaltungskalender des Jugendclubs sind Urban Stage und Park Attack. Beim Urban Stage auf der Studiobühne im selben Haus, das zweimal im Jahr stattfindet, können Bands, Tänzer*innen und Solokünstler*innen auftreten und auf der Bühne performen. Das Park Attack findet jährlich als gemeinsame Veranstaltung aller Jugendfreizeiteinrichtungen im Bezirk statt und findet abwechselnd in einem Park in Friedrichshain oder Kreuzberg statt.

Eine große Rolle im Jugendclub spielt auch die informelle Bildungsarbeit – über Themenwände oder Workshops. Wichtig sei dabei, dass die Jugendlichen sich nicht wie in der Schule fühlen würden. „Sonst schalten sie sofort ab und das bringt gar nichts!“ Daher sieht die Einrichtung meist von externen Referent*innen ab. Lieber lassen sich die Kolleg*innen von Expert*innen schulen und übernehmen die Bildungsarbeit selbst.

In der täglichen Arbeit mit den Jugendlichen stellen die Mitarbeiter*innen fest, welche Themen die Jugendlichen beschäftigen und an welcher Stelle Aufklärung und Prävention sinnvoll sind. „Wir kennen ja unsere Pappenheimer!“, sagt Gabi Wald und lacht. Vor einiger Zeit gab es daher einen Porno-Workshop. Denn die Kolleg*innen hatten beim Betreten des Computerraums immer mal wieder festgestellt, dass die Jugendlichen sich dort Pornos anschauten. „Also haben wir daraus ein Projekt gemacht und mit den Jugendlichen über ihre Erfahrungen gesprochen. Wir haben sie darüber sprechen lassen, was sie in diesen Filmen gesehen haben, für wie realistisch sie die Szenen halten, aber auch welche Frauen- und Männerbilder dort transportiert werden.“ Ein Themenschwerpunkt ist der Bereich Rassismus/Antiziganismus. „Da wir hier viele Rom*nja-Jugendliche haben ist das für uns ein Thema, das viel Raum einnimmt. Wir sprechen viel mit den Jugendlichen darüber, wie wir miteinander reden und welche Begriffe wir dabei verwenden.“ Auch auf tagesaktuelle Themen, die für die Jugendlichen relevant sind, geht das Team ein. „Wir haben in der Einrichtung viele geflüchtete Jugendliche aus Afghanistan. Entsprechend ist die aktuelle Situation dort ein wichtiges Gesprächsthema. Also greifen wir es auf.“

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Sie möchten mehr über die anderen Kinder- und Jugendfreizeiteinrichtungen erfahren? Im Bezirksticker stellen wir auch das Känguruh und den Wasserturm vor.