4. Station Neubauprojekte & der öffentliche Raum

Kiezspaziergang

Westlich & östlich der Heidestraße werden aktuell verschiedenste Bauprojekte realisiert. Dazu zählen z.B. die Wasserstadt Mitte, das Quartier Heidestraße, Buwog The One, die Budapester Höfe, das Prager Karree oder die Wiener Etagen. Dort sind Wohnungen, Einkaufsmöglichkeiten und Gewerbeflächen geplant. Ebenso in diesem Bereich befindet sich eine Kita, die bereits geöffnet ist. Außerdem sind Grünflächen geplant, ein Stadtplatz, ein Spielplatz und eine Uferpromenade entlang des Spandauer Schifffahrtskanals. Eine Schule wird es in der Europacity nicht geben. Diese entsteht auf der östlichen Seite des Spandauer Schifffahrtskanals, nahe des Erika Hess Eisstadions. Ausschließlich Büroflächen bieten die Projekte Hamburger Höfe oder MY B. Diese werden von der CA Immo entwickelt, die gleichzeitig für die Privatisierung des gesamten Areals als Eigentümerin der ehemaligen Bahngrundstücke verantwortlich war. In der Europacity hat sie Grundstücke an verschiedenste Unternehmen verkauft, z.B. Taurecon (Quartier Heidestraße), Adler Real Estate (Wasserstadt Mitte) oder die Groth Gruppe (KunstCampus).

Zwei Nachbarinnen aus der Europacity berichteten über deren Eindrücke von der Entwicklung des Areals. Generell ist es positiv, dass neue Wohnungen entstanden sind. Der Innenhof mit Spielplatz ist sehr gut nutzbar. Besonders für Kinder gebe es dadurch ein sehr gutes Angebot. Es gibt außerdem eine Kita im Haus. All das „macht diesen Ort sehr lebenswert“, so die Aussage einer Nachbarin. Sie hatten den Wunsch nach einer größeren Wohnung und „sind super happy mit der Entscheidung.“ „Wir haben auf die Zukunft gesetzt“, so die Einschätzung einer anderen Nachbarin, nachdem sie aus ihrer Charlottenburger Wohnung ausziehen mussten. Jedoch ist die Infrastruktur noch nicht ausreichend. Es gibt z.B. keinen Supermarkt. Nach Aussage von Bezirksstadtrat Gothe gibt es im Quartier Heidestraße Planungen. Die Gebäude dafür müssen jedoch noch fertiggestellt werden. Geplant ist dies für 2020. Außerdem ist die fehlende Busanbindung am Sonntag negativ zu bewerten. Die Linie 142 fährt an diesem Tage nur bis Hauptbahnhof und nicht weiter über die Heidestraße. Für Bewohner*innen, die nicht laufen können, sei dies ein schwerwiegendes Problem.

Auf die Fragen nach dem Planungsstand der Brücke zur Lehrter Straße, der Fußgängerbrücke über den Spandauer Schifffahrtskanal, der Entstehung eines Supermarktes und der zukünftigen BVG-Anbindung konnte Felix Ross vom Straßen- und Grünflächenamt des Bezirkes Mitte antworten. Mit dem Bau der Brücke vom Otto-Weidt-Platz über den Spandauer Schifffahrtskanal zum Kieler Steg könne noch nicht begonnen werden, da nicht genügend Tragwerksplaner für die Planung einer derartigen Brücke zur Verfügung stünden, so die Aussage von Felix Ross. Eine weitere Brücke hin zur Lehrter Straße, mit Mitteln der Bauherren, die in der Europacity tätig sind, sei in der Planung. Jedoch ist noch kein B-Plan aufgestellt. Die Planungen liegen hierbei in der Hand der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen, nicht in der Hand des Stadtentwicklungsamtes Mitte.
Weitere Informationen

Das sogenannte Sondernutzungsgebiet Quartier Heidestraße erhält einen großen Einzelhandelsbetrieb. Die Anlieferung soll über die Rückseite des Quartiers stattfinden, sodass dadurch kein erhöhtes Verkehrsaufkommen auf der Heidestraße zu erwarten ist. Hinsichtlich der Entwicklung des ÖPNV gibt es aktuell eine Untersuchung zum Europaplatz, die sich mit der Nutzung dessen beschäftigt. Es ist demnach eine sogenannte „Busaufstellfläche“ für die BVG und für Reisebusse geplant. Dabei soll es in diesem Bereich auch eine Anbindung von der Invalidenstraße an die Heidestraße geben. Im Bereich der Heidestraße soll die Busanbindung ausgedehnt werden. Es ist geplant die Betriebszeiten auf das Wochenende und die Abende zu erweitern

Am Rand von Europacity

Das Kunstprojekt „Am Rand von Europacity“ beschäftigt sich mit der Entwicklung der Europacity. Alexis Hyman Wolff und Yves Mettler stellten das Projekt während des Kiezspazierganges vor. Mit Beginn Anfang 2018 beschäftigten sie sich mit dem Thema Europacity und den angrenzenden Kiezen. Sie wollten die Funktion der Stadtplanung beleuchten und die Interaktion zwischen Entscheidungsträgern und Bürger*innen fördern. „Wir wollen das Zuhören fördern“, so die Aussage von Alexis Hyman Wolff. Dabei fanden drei öffentliche Spaziergänge 2018 zu den Verbindungen zu angrenzenden Kiezen und der Europacity, den Grenzen in Europa und der Europacity und der Qualität von städtischen Räumen. Am 26.5. findet eine Abschlussveranstaltung durch die Europacity, mit künstlerischen Interventionen und wissenschaftlichen Beiträgen. Ihr Anliegen ist es die politischen Auswirkungen dieser Art der Stadtplanung, die Entwicklungen hin zu Exklusivität und Ausgrenzung aufzuzeigen und Fragen zu stellen: „Wie will man Leben? Wo sind die Grenzen? Wie stößt man an diese Grenzen?“ Sie versuchen durch das Projekt eine Verstärkung für die Stimmen und Stimmungen der Bürger*innen zu sein. Yves Mettler spricht dabei über öffentliche Räume und Plätze in der Europacity und über Nutzung des öffentlichen Raumes. Inwiefern können Räume geschaffen werden die Kultur und Austausch ermöglichen? Yves Mettler spricht dabei auch über die historischen Entwicklungen: „Die Hallen, die vorher da waren, da waren Tacita Dean, Thomas Demand und Olafur Eliasson. Da haben diese Räume etwas ermöglicht und die haben jetzt Ateliers, die über 100 Leute beschäftigen. (…) Was machen Räume möglich? Und ich denke, da könnte man auch etwas weiter denken.“ Beide plädieren in ihrem Projekt für Räume, die Integration ermöglichen: „Wir müssen andere Ideen und Modelle von Europa verwirklichen. Und das ist unser Anliegen.“ Speziell im Blick liegt auch der Europaplatz im nördlichen Bereich des Hauptbahnhofes: „Der Europaplatz sollte nicht irgendein Umschlagplatz für Güter werden, sondern auch etwas, wo sich die Menschen treffen und kein Pop-Up, der wieder gehen kann.“ Als Negativbeispiel führen sie das Europaviertel Frankfurt/Main an: „Frankfurt kämpft gerad gegen seine Erdgeschosswüste. Die wollen wir nicht.“

Weitere Informationen:
Quartier Heidestraße
Nahverkehrsplan Berlin 2019-2023 (S.325-326)
Am Rand von Europacity
Artikel Tip Berlin