Jahresbericht 2023 - Wasser

Gesundheitsschutz Wasser

Berliner Hitzeschutz: Bärenhitze-Kampagne

Das Jahr 2023 war das wärmste Jahr seit 1881. Klimamodellierungen zeigen, dass zukünftig in Deutschland mit einer steigenden Anzahl heißer Tage und länger anhaltenden Hitzeperioden im Sommer zu rechnen ist. In Folge der immer häufiger auftretenden Hitzeperioden kommt es in Berlin vermehrt zu sogenannten Tropennächten, in denen es aufgrund der Wärmeabgabe von Gebäuden, der Vielzahl versiegelter Flächen und der urbanen Infrastruktur in der Stadt ungewöhnlich warm bleibt.

Die anhaltende Hitze beeinträchtigt den Schlaf und kann auch tagsüber zu Erschöpfung, Dehydratation und Hitzschlag führen. Besonders gefährdet sind vor allem ältere Menschen und Personen mit Vorerkrankungen. Daher ist es von entscheidender Bedeutung, die Bevölkerung für die gesundheitlichen Risiken von Hitze zu sensibilisieren.

Deshalb hat das LAGeSo in Rücksprache mit den Bezirken und der Senatsverwaltung für Wissenschaft, Gesundheit und Pflege im Sommer 2023 erste Maßnahmen der Bärenhitze°-Informationskampagne umgesetzt. Diese hatte das Ziel, umfangreiche Verhaltenstipps für heiße Tagen zu vermitteln. Dabei wurde auch darauf hingewiesen, auf seine Mitmenschen zu achten und gegenseitig Hilfe zu leisten. Die Zielgruppen der Informationskampagne waren hauptsächlich ältere Menschen sowie Obdachlose.

Insgesamt konnten 35.000 Flyer, 242.000 Postkarten, ein Werbespot im Berliner Fenster, 1.000 Aufkleber in U-Bahnen, 350 Aufkleber in Straßenbahnen, drei digitale Info-Plakate und die Website www.berlin.de/baerenhitze erstellt werden. Zusätzlich wurde der Infoflyer neben Deutsch in digitaler Form in sechs weiteren Sprachen zum Download angeboten. Die Verteilung der Flyer und Postkarten übernahmen 21 engagierte Partner, wobei die Berliner Apothekerkammer mit 735 Apotheken dabei den größten Anteil hatte. Auch die Bezirke, die Berliner Tafel und diverse Anbieter von Essen auf Rädern übernahmen einen Großteil der Flyer und Postkarten.

Dank der zur Verfügung gestellten Mittel und der engagierten Arbeit konnten die Berlinerinnen und Berliner zu präventiven Maßnahmen während Hitzeperioden informiert werden. Durch die Kampagne erhöhte sich die Hitze-Resilienz der Bürger in Berlin. Der Auftakt war erfolgreich. Die Kampagne wird in 2024 mit neunen Kampagneninhalten weiter fortgeführt.

  • Welle mit Fernsehturm als Hitzebarometer
  • Drei Tipps zur Gesundheit an heißen Tagen, wie Mediakamente richtig zu lagern, den ärztlichen Bereitschaftsdienst 116 117 wählen bei Schwindel, Übelkeit oder Erschöpfung oder den Notruf wählen, wenn Bewusstlosigkeit, Erbrechen, Körpertemperatur über 39 Grad Celsius oder Verwirrtheit vorliegen.
  • Drei Tipps zur Umsicht an heißen Tagen, wie die heißen Phasen meiden durch Verlegung der Aktivitäen auf den Morgen oder den Abend, Körper mit luftiger und heller Kleidung, Sonnenhut und Sonnencreme schützen und nicht zögern, falls Sie selbst Hilfe benötigen.
  • Drei Tipps zur Kühlung an heißen Tagen, wie den Körper mit kalten Wickel abkühlen, im Raum einen Ventilator aufstellen und die Hitze draußen lassen durch Lüftung, wenn es draußen kühler ist und tagsüber die Fenster verdunkeln.
  • Drei Tipps zur Ernährung an heißen Tagen, wie leichte Kost essen, Wasser und ungesüßte Getränke zu sich nehmen und alkoholilsche Getränke meiden.

Abwasser-Monitoring auf Infektionserreger

Das Berliner Abwasser wird seit Februar 2022 auf die verschiedenen Virusvarianten von SARS-CoV-2 untersucht. Seit Dezember 2023 erfolgt zusätzlich auch ein Abwasser-Monitoring auf Influenza A und B. Die Ergebnisse dieses Monitorings werden regelmäßig im COVID-19 Lagebericht des LAGeSo und im infektionsepidemiologischen Wochenbericht veröffentlicht.

Die Abwasseruntersuchungen erfolgten in Kooperation des LAGeSo mit den Berliner Wasserbetrieben und dem Labor Amedes und wurden im Rahmen des EU-Projekts ESI-CorA etabliert. Seit November 2022 finanziert das Land Berlin die Fortführung und Ausweitung der Untersuchung von SARS-CoV-2 im Abwasser. In 2023 wurden bis zu dreimal pro Woche Abwasserproben in den Klärwerken in Ruhleben, Schönerlinde und Waßmannsdorf genommen. Diese drei Klärwerke entwässern zusammen 84% des Abwassers der Berliner Bevölkerung. Die systematische gesamtstädtische Überwachung von SARS-CoV-2 im Abwasser ermöglicht es, Rückschlüsse auf das aktuelle Infektionsgeschehen und die zirkulierenden Virusvarianten in der Berliner Bevölkerung zu ziehen und bietet damit eine wertvolle Ergänzung zum Meldesystem, das aufgrund der nur noch selten durchgeführten PCR-Untersuchungen im Hinblick auf die COVID-19-Surveillance stark an Aussagekraft verloren hat.

Während der COVID-19 Welle von Oktober 2023 bis Januar 2024 konnte mithilfe der Abwasser-Sequenzierung die Zirkulation der SARS-CoV-2 Sublinie JN.1 frühzeitig erkannt werden. Wie in Abbildung 1 zu sehen stieg der Anteil von JN.1 auf nahezu 100%. Der Anstieg von JN.1 (eine Untervariante von Omikron) führte zeitgleich zu einer deutlich erhöhten Hospitalisierungsinzidenz sowie einer erhöhten Auslastung der Intensivbetten (siehe Abbildung 2). Die Ergebnisse wurden vom LAGeSo zeitnah veröffentlicht (https://doi.org/10.3390/v16010102).

Die Relevanz der Abwassersurveillance wird auch auf Bundesebene gesehen und so ist im Rahmen der kommunalen Abwasserrichtlinie – auch in Abstimmung mit der EU – eine langfristige Etablierung und Erweiterung des Monitorings auch auf weitere Erreger geplant. Die Erfahrungen und Ergebnisse aus Berlin leisten hier einen wichtigen Beitrag und sind auch bundesweit von großer Relevanz.

  • Abwassermonitoring
  • Abwassermonitoring 2

Überwachung der zentralen Trinkwasserversorgung

Wasser ist das Lebensmittel Nr. 1 und unterliegt einer gründlichen und vielschichtigen Überwachung, welche in der 2023 novellierten Trinkwasserverordnung geregelt ist. Dem LAGeSo obliegt dabei die hygienische Überwachung der zentralen Trinkwasserversorgung im Land Berlin. Diese umfasst die neun Wasserwerke sowie sieben weitere Pumpwerke der Berliner Wasserbetriebe, durch die 2023 rund 230 Millionen Kubikmeter Wasser an ca. 3,7 Millionen Berlinerinnen und Berliner abgegeben wurden. Für die Überwachung des Rohrnetzes und der Hausinstallationen sind die bezirklichen Gesundheitsämter zuständig.

Die Qualität des Trinkwassers aus der zentralen Trinkwasserversorgung ist in Berlin sehr gut. Es gab in der Vergangenheit nur vereinzelte Grenzwertüberschreitungen in der zentralen Trinkwasserversorgung, die nur von sehr kurzer Dauer waren. Die häufigsten Verunreinigungen des Trinkwassers geschehen in der Regel in der Hausinstallation.

Aus der Trinkwasserverordnung leiten sich nicht nur die Häufigkeit der jeweiligen Untersuchungen, sondern auch deren Umfang ab. So wird das Trinkwasser auf mehr als 50 Parameter untersucht. Neben mikrobiologischen Erregern, insbesondere Bakterien, umfassen Trinkwasseranalysen auch ein breites Spektrum chemischer Substanzen sowie physikalische Eigenschaften. Im Zuge der neuen Trinkwasserverordnung werden in den kommenden Jahren u.a. die Grenzwerte für gesundheitsbedenkliche Schwermetalle wie Blei, Chrom und Arsen weiter abgesenkt. Zusätzlich kommen neue Stoffe in der Überwachung dazu, u.a. sogenannte Per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen (PFAS). Das sind Industriechemikalien, welche in einer Vielzahl von Anwendungen wie Löschschäumen, Kosmetika, Textilien, usw. vorkommen und bis in das Trinkwasser gelangen können. Da es eine Vielzahl solcher Verbindungen gibt, hat man die wichtigsten 20 Stoffe zu einem Parameter zusammengefasst, der entsprechende Grenzwert wird bis 2026 eingeführt. Eine weitere Untergruppe der PFAS von vier besonders relevanten Stoffen ist ab 2028 mit einem Grenzwert versehen. Daneben wird das Wasser auch auf das Vorhandensein weiterer Stoffe analysiert wie bspw. sogenannte Spurenstoffe, zu denen insbesondere Medikamentenrückstände gehören.

Die Proben werden dabei von den Berliner Wasserbetrieben sowie amtliche Proben durch das Landeslabor Berlin-Brandenburg genommen und analysiert. Insgesamt wurden von BWB und LLBB rund 1.250 Probenahmen der zentralen Trinkwasserversorgung an das LAGeSo übermittelt, was ca. 37.000 Analyseergebnissen entspricht. Im gesamten Wasserversorgungsgebiet, d.h. einschließlich des Rohrnetzes und der Hausinstallationen, die Wasser für die Öffentlichkeit abgeben, wurden insgesamt rd. 90.000 Einzelmessergebnisse erhoben und dem LAGeSo übermittelt. Ausgenommen sind hiervon Ergebnisse von Legionellen-Untersuchungen sowie Analysen von kleineren Wasserversorgungsanlagen sowie Eigenwasserversorgungsanlagen, welche in die Zuständigkeit der Bezirke fallen. Bei Überschreitung von Grenzwerten kann das LAGeSo für die zentrale Trinkwasserversorgung bedarfsweise Maßnahmen ergreifen und anordnen.

Neben der regelmäßigen Kontrolle der Wasserqualität fanden auch 2023 wieder Sitzungen der örtlichen Schutzzonenkommissionen statt. Dieses Gremium tagt pro Wasserwerk einmal im Jahr und befasst sich mit wichtigen Fragestellungen und auftretenden Problemen innerhalb der Trinkwasserschutzgebiete. Das LAGeSo übernimmt dabei die Leitung dieses Gremiums, an dem neben den Wasserbetrieben auch weitere Behörden Berlins beteiligt sind.

Ferner ist das LAGeSo auch für die Überwachung und Zulassung der im Land Berlin geführten zugelassenen Trinkwasseruntersuchungsstellen zuständig. Trinkwasserproben und –analysen dürfen nach Trinkwasserverordnung ausschließlich durch akkreditierte und zugelassene Untersuchungsstellen durchgeführt werden. Die Zulassung gilt bundesweit, so dass auch Labore aus anderen Bundesländern in Berlin Wasseranalysen durchführen dürfen. Die in Berlin derzeit geführten 21 Untersuchungsstellen werden jährlich überprüft. Eine Liste mit den Untersuchungsstellen und dem Umfang der jeweils angebotenen Analysen wird vom LAGeSo auf der Internetseite bereitgestellt und aktuell gehalten.

  • Trinkwasserhygiene: Das LAGeSo überwacht die zentrale Trinkwasserversorgung im Land Berlin. Die hygienische Überwachung umfasst 9 Wasserwerke und 7 Pumpwerke der Berliner Wasserbetriebe, durch die 2023 rund 230 Millionen Kubikmeter Wasser an ca. 3,6 Millionenen Berlinerinnen und Berliner abgegeben wurden.

Badegewässerqualität der Berliner Badestellen

Das LAGeSo überwachte auch 2023 die Qualität der natürlichen Badegewässer an den 39 offiziellen Badestellen Berlins während der Badesaison vom 15. Mai bis 15.September. Die gesetzliche Grundlage stellt dabei die Badegewässerverordnung dar. Jede Badestelle wurde während der Badesaison mindestens zehnmal durch das Landeslabor Berlin-Brandenburg untersucht, so dass insgesamt mehr als 390 Analysen der Berliner Badegewässer durchgeführt wurden. Neben Bakterien wie E. coli und Enterokokken wurden auch chemisch-physikalische Qualitätsparameter der Gewässer untersucht. Wassertemperatur, Sichttiefe und das Vorkommen von Blaualgen sind für das Badeerlebnis wichtige Aspekte, die ebenfalls regelmäßig geprüft werden. Die Berlinerinnen und Berliner wurden auf den Internetseiten des LAGeSo zu jeder Badestelle regelmäßig mit aktuellen Werten und der Einstufung der Badegewässerqualität versorgt.

Das Jahr 2023 zeichnete sich durch eine regenreichere Badesaison aus, im Vergleich zu den deutlich zu trockenen Vorjahren. Gerade zu Beginn der Sommerferien fiel der Badespaß leider oftmals sprichwörtlich ins Wasser. Mehrere Starkregenereignisse führten zu teilweise intensiven Überläufen und Notauslässen, wodurch eine Vielzahl von Keimen und Nährstoffen in die Gewässer gespült wurde. Das führte vor allem im Bereich der Unterhavel zu mehreren kurzzeitigen Verschmutzungen sowie am Flughafensee zu Beanstandungen.

Im Spätsommer blieb es deutlich trockener und die Temperaturen kletterten wieder nach oben. Nach den üppigen Nährstoffeinträgen im Juli kam es dadurch an vielen Badestellen, insbesondere der Unterhavel und Dahme zu teils explosionsartigen Vermehrungen von Blaualgen. Damit wurde nicht nur das Wasser, sondern auch der Badespaß zeitweise getrübt. Da Blaualgen auch bestimmte Toxine – also Giftstoffe – bilden können, die in höheren Konzentrationen gesundheitsbedenklich sind, wurden die Badegewässer mit Blaualgenaufwuchs entsprechend auf Toxine untersucht.

So kam es an den Badestellen der Unterhavel – Breitehorn, Grunewaldturm, Kleine Badewiese, Lieper Bucht, Radfahrerwiese und Große Steinlanke – teilweise zu geschlossenen Algenteppichen, in denen die Toxin-Konzentrationen deutlich über dem vom Umweltbundesamt herausgegeben Leitwert lagen. Somit wurde an diesen Stellen im Verlauf vom Baden abgeraten und das LAGeSo musste aufgrund des Algenwachstums seine Badeampel ab August an der Unterhavel häufig auf Gelb schalten. Das massive Algenwachstum führte auch an der Dahme zu Einschränkungen. Obgleich hier die gemessenen Toxin-Konzentrationen unterhalb des Leitwerts lagen, wurde an den Badestellen Schmöckwitz und Große Krampe aufgrund sehr geringer Sichttiefen von weniger als 50 cm, was ein erhöhtes Sicherheitsrisiko darstellt, die Badeampel auf Gelb geschaltet.

Auch 2024 begleitet das LAGeSo wieder die Badesaison und überwacht die Hygiene der Badegewässer engmaschig, damit der sicheren Abkühlung der Berlinerinnen und Berliner im Nass der Hauptstadt nichts entgegensteht.

Hier geht es zur Badegewässerseite.

  • Badegewässerkarte mit den Standorten der Berliner Badestellen
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