Gemeinschaftsgärten (und sogenannte ‚Stadtfarmen‘, ‚city farms‘) haben in London bereits eine längere Tradition, und somit ist es nicht verwunderlich, dass Großbritanniens Hauptstadt die größte Konzentration an Gemeinschaftsgärten besitzt. In London, wie auch in vielen Teilen der Welt, z.B. in Nord- und Südamerika, spielt der Anbau von und Zugang zu gesunden Lebensmitteln eine wesentliche Rolle.
Diese Ausrichtung haben u.a. die Organisationen Social Farms & Gardens und Sustain unterstützt. Bereits seit 1980 fördert Social Farms & Gardens aktiv Gemeinschaftshöfe und -gärten, Schulhöfe, Wild- und Dachgärten, Gemeinschaftsobstgärten sowie Kleingärten. Mittels Schulungen, Beratungen und Informationsaustausch werden Garten- und Hofprojekte realisiert sowie Menschen rund um die Themen Natur, Landwirtschaft, Garten und Lebensmittelproduktion miteinander vernetzt. Sustain ist ein Bündnis verschiedener Initiativen, das sich seit 1999 mit Projekten, Kampagnen und Lobbyarbeit für Ernährungs- und Landwirtschaftspolitiken und -praktiken einsetzt. Durch dessen politische Arbeit
besteht in London ein breites Netzwerk, dass sich für eine umweltangemessene Ernährungs- und Landwirtschaftspolitik auf lokaler Ebene einsetzt.
Die Londoner Stadtpolitik und -verwaltung und London Food Link (Dachorganisation für Sustain in London) haben 2008 mit Capital Growth ein gesamtstädtisches „Netzwerk für den Lebensmittelanbau“ initiiert. Sie unterstützen seitdem all diejenigen, die Lebensmittel zu Hause, in Kleingärten oder als Teil einer Gruppe anbauen wollen. Capital Growth hilft den Einzelnen bei der Grundstückssuche, durch Beratung, Netzwerkarbeit oder geringe Förderbeiträge. Anfangs ging es Capital Growth vornehmlich darum, im Rahmen der Vorbereitungen zu den Olympischen Spielen 2012 innerhalb von nur vier Jahren das anfangs utopisch erscheinende Ziel von 2012 neuen oder gestärkten Gemeinschaftsgärten in der Stadt zu erreichen. Diese Initiative fand in ganz London begeisterte Befürworter*innen und wurde erfolgreich umgesetzt. Mit der Verbreitung der
Gärten kam es gleichzeitig zu einer stärkeren Verbindung zum Gärtnern sowie zur Sensibilisierung für die lokale Produktion von Lebensmitteln.
Fallbeispiel: Skip Garden
Skip Garden (dt. Containergarten) ist ein mobiler Garten auf einer 27 Hektar großen Baustelle, der seit einigen Jahren im Entwicklungsgebiet King’s Cross herumwandert und jeweils weiter zieht, wenn das bisher begärtnerte Stück Land verkauft oder bebaut wird. Der Garten wurde vom Sozialunternehmen Global Generation gegründet und in Zusammenarbeit mit Studierenden der Bartlett School of Architecture und vielen Freiwilligen aufgebaut. Skip Garden ist eine grüne Oase zwischen Kränen und Zementmischern, Wohngebäuden und Bürogebäuden. Alle Hochbeete, Bänke, Schuppen usw. wurden aus recycelten Materialien gebaut – meist von den jeweiligen Baustellen.
In mobilen Containern wachsen Apfelbäume, Kürbisse und Bohnen, unter Folientunneln gedeien Tomaten, Ingwer und Chilis. Weiterhin gibt es Bienenstöcke, Insektenhotels, ein Gartenhäuschen, ein Gebäude, das ebenfalls vollständig aus recycelten alten Schaufenstern besteht und sogar einen Hühnerstall. Die Produkte werden mittels ökologischer Methoden angebaut und direkt vor Ort verarbeitet und in einem Café serviert.
Der Garten ist Teil der Zukunftsvision von Global Generation (einem der Pioniere der urbanen Landwirtschaft in Europa), vor allem Kinder und Jugendliche mit gesunder Ernährung, Essen und dem Land, auf dem es angebaut wird, in Kontakt zu bringen. Als mobiler Gemüsegarten gebaut, ist Skip Garden zu einem Gemeinschaftsprojekt geworden, das Menschen jeden Alters und Hintergrunds im Stadtgebiet zusammenbringt.
Kurz und knapp: Der Skip Garden in London ist ein offener, mobiler Gemüsegarten für Menschen jeder Couleur aus der King’s Cross Nachbarschaft, der sich besonders mit nachhaltigem Lebensmittelanbau und allgemeiner Ernährungsbildung beschäftigt.