Barrierefreies Einkaufen in Friedrichshain-Kreuzberg

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Zwischen Oktober 2006 und September 2007 wurde im Bezirk das Projekt “Barrierefreies Einkaufen in Friedrichshain-Kreuzberg” durchgeführt. Anliegen des Projektes war es, Gewerbetreibende bei der Erschließung neuer Kundenpotentiale, insbesondere der bislang vernachlässigten Kundengruppen wie Senioren oder Menschen mit Behinderung, zu unterstützen und die Kundenbindung der in den Kiezen ansässigen Bevölkerung zu erhöhen.

Projektbeschreibung

Ausgangspunkt für das Projekt „Barrierefreies Einkaufen in Friedrichhain-Kreuzberg“ war einerseits der überdurchschnittlich hohe Anteil vom Menschen mit Behinderung im Bezirk und zum anderen die schwach ausgeprägte Ausrichtung der Geschäfte in den traditionellen Einkaufsstraßen auf die Bedürfnisse von Menschen mit Behinderung und von Senioren. Einer Untersuchung der Humboldt-Universität Berlin zufolge sind 83% der in den Friedrichshain-Kreuzberger Einkaufsstraßen ansässigen Geschäfte und gastronomischen Einrichtungen wenig bis gar nicht auf die Kundenklientel der Menschen mit Mobilitätseinschränkungen eingestellt. Sie wurden überwiegend als „ungeeignet“ im Sinne eines barrierefreien Zugangs eingestuft. Hingegen verfügen, die mit den bezirklichen Geschäftsstraßen in Wettbewerb stehenden Einkaufszentren, oft über barrierefreie Kundenräume.

Ziel des Projektes war es Gewerbetreibende bei der Erschließung neuer Kundenpotentiale, insbesondere der bislang vernachlässigten Kundengruppen wie Senioren oder Menschen mit Behinderung, zu unterstützen und die Kundenbindung der in den Kiezen ansässigen Bevölkerung zu erhöhen. Dies wiederum trägt zur Stärkung der Nahversorgungsfunktion der Geschäftsstraßen und zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit kleiner und mittelständischer Unternehmen (KMU) bei.

Am 01. Oktober 2006 startete der Verein Wrangelvision e. V. das Projekt „Barrierefreies Einkaufen in Friedrichshain-Kreuzberg“. Zwischen Dezember 2006 bis September 2007 waren die Mitarbeiter des Projektes in den bezirklichen Einkaufsgegenden Bergmannstraße, Frankfurter Allee, Graefe-Kiez, Kottbusser Tor, Oranienstraße, südliche Friedrichstadt und Wrangelkiez unterwegs. Anhand eines standardisierten Fragebogens werden die Gewerbetreibenden befragt und die Geschäfte und gastronomischen Einrichtungen auf Barrierefreiheit überprüft. Mit Hilfe von Zollstock und Wasserwaage werden Rampen und Türbreiten der Ladenlokale vermessen. Die Befragung bietet eine gute Möglichkeit mit den Gewerbetreibenden zum Thema Barrierefreiheit ins Gespräch zu kommen und die Geschäftsinhaber dafür zu sensibilisieren.

In ca. 1000 Geschäften im Bezirk wurden Daten zur Barrierefreiheit erhoben. Diese bildeten die Grundlage für eine Datenbank barrierefreier Geschäfte und gastronomischer Einrichtungen in Friedrichshain-Kreuzberg.

Eine Orientierung an den Bedürfnissen der Käufergruppen mit Mobilitätseinschränkungen erfordert die barrierefreie Einrichtung von Ladenlokalen. Dies kann teilweise mit einfachen und kostengünstigen Maßnahmen erreicht werden. So lassen sich beispielsweise durch eine geänderte Positionierung von Aufstellern Gänge verbreitern, die Rollstuhlfahrern oder aber Personen mit Kinderwagen den Durchgang ermöglichen. Die kontrastreiche Markierung von Stufen bietet für Sehbehinderte eine wertvolle Orientierungshilfe. In den vom Projekt organisierten Informationsveranstaltungen wurden Gewerbetreibenden diese und weitere Hinweise zur barrierefreien Gestaltung ihrer Geschäfte gegeben.

Daran anknüpfend wurde vom Projekt der Wettbewerb „Barrierefreies Einkaufen“ ins Leben gerufen. Mit der Aktion sollten Gewerbetreibende motiviert werden, ihr Ladenlokal barrierefrei einzurichten, Inhaber barrierefreier Geschäfte für Ihr Engagement ausgezeichnet und das Thema Barrierefreiheit in die Öffentlichkeit getragen werden. Teilnehmenden barrierefrei eingerichteten Geschäften und Einrichtungen wurde das Signet „Berlin barrierefrei“ im Rahmen des bezirklichen Wirtschaftsempfanges 2007 verliehen. Zur Erlangung des Signets mussten die Einrichtungen folgende Mindestkriterien erfüllen: stufenloser Zugang, ausreichend breite Türen, ausreichend große Bewegungsflächen, Markierung von gefährlichen Glastüren und Stufen, Orientierungsmöglichkeiten für seh- und hörbehinderte Menschen sowie nach Bedarf personelle Unterstützung. Im Vorfeld des Wettbewerbs wurde bereits – erstmalig in Kreuzberg – das Signet „Berlin barrierefrei“ an das Weinlokal und Bistro „Enoteca Bacco“ am Marheinekeplatz 15 vergeben.

Neben Barrierefreiheit in Geschäften und Einrichtungen spielt der barrierefreie Zugang zu Internetseiten eine zunehmend stärkere Rolle. Immer mehr Menschen nutzen das Internet. Dies führt zu einer größeren Bedeutung der Webauftritte der Geschäftsstraßen als Instrument des Standortmarketing. Menschen mit Behinderung nutzen überdurchschnittlich häufig das Internet. Allerdings ist dieser Personenkreis durch Barrieren oft von der Nutzung des Internets ausgeschlossen. Im Rahmen des Projektes wurden zum einen die Gewerbetreibenden auf das Problem der „Internetbarrieren“ in Informationsveranstaltungen aufmerksam gemacht. Zum anderen erfolgte eine Prüfung der Internetseiten der Interessengemeinschaften der Geschäftsstraßen in Friedrichshain-Kreuzberg auf Web-Zugänglichkeit und gegebenenfalls die Anpassung der Webauftritte an die BITV-Richtlinien.

Die Ergebnisse des Projektes liegen in einer Dokumentation vor, die auf dieser Seite zum Download zur Verfügung steht. Vor allem die Erfahrungen hinsichtlich der Umstellung der Internetseiten der Geschäftsstraßen und zur Gestaltung barrierefreier Ladenlokale können hilfreiche Hinweise zum Erreichen von Barrierefreiheit geben.

Das Projekt wurde durchgeführt von:
WrangelVision – Ideen rund um das Schlesische Tor e.V.,
Ralf Ruthsatz
Wrangelstr. 84, 10997 Berlin,
Tel.: 6189342,
info@wrangelkiez.de
www.wrangelvision.de

Signet "Barrierefrei Einkaufen"

Preisträger des Wettbewerbs "Barrierefreies Einkaufen"

Im Rahmen des Projektes wurde der Wettbewerb „Barrierefreies Einkaufen“ durchgeführt. Gewerbetreibende und Unternehmen konnten sich um das Signet „Berlin barrierefrei“ bewerben. Als Maßstab für eine erfolgreiche Auswahl und die enstprechende Auszeichung dienten die fünf Mindestkriterien für die Vergabe des des vom Landesbeauftragen für Menschen mit Behinderungen initiierten Signets „Berlin barrierefrei“. Dazu zählen:

  • ein stufenloser Zugang (ggf. mit Rampe oder Lift),
  • ausreichend breite Türen,
  • ausreichend große Bewegungsflächen,
  • die Markierung von gefährlichen Glastüren und Stufen und
  • Orientierungsmöglichkeiten für seh- und hörbehinderte Menschen sowie nach Bedarf personelle Unterstützung für alle Menschen mit Behinderung.

Während des bezirklichen “Wirtschaftsempfanges Friedrichshain-Kreuzberg” konnten folgende zehn Gewinner das Signet “Berlin barrierefrei” entgegennehmen:

  • Unternehmen

    Anschrift

  • Hauskrankenpflege Rose

    Urbanstr. 101, 10967 Berlin

  • Kur Apotheke

    Mehringdamm 50, 10961 Berlin

  • Kaiser Apotheke

    Bergmannstr. 23, 10961 Berlin

  • Efendi Optik

    Skalitzer Str. 133, 10997 Berlin

  • Restaurant “Kuchen Kaiser”

    Oranienplatz 11 – 13, 10999 Berlin

  • Restaurant “Dos Mares”

    Friedrichstr. 12, 10969 Berlin

  • Friseurgeschäft “Hairline”

    Mehringplatz 11, 10969 Berlin

  • Buchladen “Extra Buch”

    Mehringdamm 66, 10961 Berlin

  • Supermarkt “Bio-Company”

    Voigtstr. 38, 10247 Berlin

  • Apotheke am Strausberger Platz

    Strausberger Platz 11-12, 10243 Berlin