Tagesordnung - Öffentliche Sitzung der BVV Friedrichshain-Kreuzberg  

Ich frage das Bezirksamt:

1. Liegen dem Bezirksamt Erkenntnisse vor, ob sich zunehmend muslimische Schülerinnen vom Sportunterricht befreien lassen?

2. In welcher Form hat das Bezirksamt auf die Anordnung des Bildungssenators reagiert, Befreiungen nur noch aus medizinischen Gründen zuzulassen?

3.Welche Maßnahmen werden ergriffen um diese Anordnung im Bezirk umzusetzen und den Schulsport auch weiterhin zu einem Integrationsort für alle Schülerinnen zu machen?

Frau Klebba:

Zu 1: Die Außenstelle der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Sport teilt uns hierzu mit, dass keine solche Erkenntnisse vorliegen. Zu 2: Auch dort ist kein einziger Antrag auf Befreiung vom Schulsport vorhanden, sodass diese Anordnung, auf die sie sich beziehen, nämlich ein Rundschreiben, dass sozusagen die Befreiung vom Schulsport nur zulässig ist aufgrund von ärztlichen Attesten, dass dieses sozusagen bisher nicht relevant war. Zu 3: Verweise einfach noch mal auf die ausführliche Beantwortung einer schriftl. Anfrage, aus ihrer Fraktion gewesen ist mit der DS Nr. 178/II, also schon einige Zeit her „muslimische Kinder und Schulpflicht“ und dann habe ich im Jahr 2004 eine mdl. Beantwortung gemacht. Es geht eigentlich nicht um die Frage, welche Anträge diesbezügl. Vorliegen, sondern damit kommt man nicht weiter. Letztlich ist die Frage, wie schaffen wir es, dass sozusagen nicht ärztliche Atteste zu nehmen, die letztlich solche Befreiungen herbei führen und dazu heißt es eben wider, dass auch letztlich um die Haltung geht, dass Schulsport für alle Kinder und auch für Mädchen wichtig ist und sie letztlich nicht dem muslimischen Glauben widersprechen und dieser Aspekt muss eigentlich durch alle Beteiligten wiederum, alle die darauf Einfluss haben können, aber insb. in die Elternhäuser hinein getragen werden.

Frau Kern:   

Also, zum Vergleich  der Beantwortung der DS, die wir vor 2 oder 3 Jahren gestellt hatten, sehen sie da irgend welche Tendenzen, irgend welche Änderungen in dem Umgang mit diesen Dingen oder liegen ihnen da irgend welche Erkenntnisse vor.

Frau Klebba:

Also, damals beruhten ja die Äußerungen auf Grund einer expliziten Abfrage in den Schulen – was liegt konkret am Schulstandort vor- das habe ich jetzt für die Beantwortung der mdl. Anfrage nicht getan. Auch das waren ja Näherungswerte, also das hatte ja gar keine Evaluation auf die letztlich den Vorraussetzungen einer wissenschaftlich oder aussagefähigen Evaluation standgehalten hätte, aber man kann daran bestimmte Erkenntnisse daraus ziehen und das müsste man wider tun, um letztlich wieder in der gleichen Art und Weise damit eine Vergleichbarkeit herstellen zu können. Über harte Dinge, also welche Anträge zur besonderen Befreiung denke ich wird man nicht weiter kommen.

Herr Stahl:

Ist die Vermutung richtig, dass ein Teil der Eltern die Schüler nicht befreien lässt, sondern konsequenter weise erst gar nicht zur Schule schickt, oder ist das eine Unterstellung von mir.

Frau Klebba:

Wie soll man darauf antworten. Also, wir wissen insgesamt, dass es ein Teil der Bevölkerung muslimischen Glaubens gibt, die insgesamt die Teilnahme von Mädchen am Sexualkundeunterricht und am Schulsport ablehnen und dieser Teil der Eltern, wo wir nicht genau wissen, wie groß er ist , die werden natürlich Wege suchen, um ihre Kinder davor „zu bewahren“. So und dagegen müssen wir, weil wir da anderer Auffassung sind dagegen halten und das müssen wir und das meinte ich damit auszudrücken, damit dass sozusagen natürlich jeder, der ein bestimmtes Anliegen hat wird versuchen, die Mittel zu nutzen, die möglich sind. Das sind ärztliche Atteste, also wird man über diesen Weg, weil dann nicht weiter nachgefragt wird oder nur, wenn besondere Vertrauensverhältnisse bestehen, diesen Weg nutzen und sozusagen man kann nur ganz kleinteilig und ja auch in gewisser Weise mühselig versuchen, diesen Prozess der Haltungsänderungen zu bewirken, also eine andere Antwort habe ich darauf auch nicht.