Besuch aus der Ukraine anlässlich der Fotoausstellung „Darnyzja“ in Friedrichshain

Ausstellungseröffnung

Seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine sind bald 1000 Tage vergangen. Kein Tag ohne Luftalarm, dafür jeder Tag mit Angst ums Überleben. Diese Realität ist Alltag in Kyjiw-Darnyzja, dem ukrainischen Partnerbezirk von Friedrichshain-Kreuzberg. Hier leben aktuell fast eine halbe Million Menschen. Schon vor dem Krieg war Darnyzja einer der am dichtesten besiedelten Bezirke. Seit 2014 hat Darnyzja die größte Anzahl an Binnenvertriebenen landesweit aufgenommen.

In der Fotoausstellung „Darnyzja“ zeigt die OSTKREUZ-Fotografin Johanna-Maria Fritz Bewohner*innen des Bezirks, die einem Alltag nachgehen, der sich auf den ersten Blick nicht sehr vom Alltag in Berlin unterscheidet: Eine Mutter mit ihrer Tochter auf dem Spielplatz, ein Kinder- und Jugendorchester beim Musizieren, ein altes Ehepaar beim Angeln. Und doch drücken die Aufnahmen aus, wie allgegenwärtig der Krieg ist, wenn Kindergartenkinder spielerisch Minen kennenlernen oder Jugendliche in Schulen Tarnnetze für die Armee knüpfen.

Die Fotos von Johanna-Maria Fritz signalisieren eindrücklich, mit wie viel Mut und Widerstandskraft die ukrainische Gesellschaft für ihre Freiheit einsteht. Da Darnyzja ein Bezirk mit einer besonders hohen Geburtenrate ist, erinnern die Fotos auch daran, dass dort eine neue Generation heranwächst, die in ihrem bisherigen Leben nur Krieg kennt. Um den Kindern und Jugendlichen daher zumindest ein wenig Normalität und eine Zukunftsperspektive zu geben, läuft der Kita- und Schulbetrieb auch während der russischen Angriffe weiter.

Um den ukrainischen Partnerbezirk bei dieser wichtigen Aufgabe zu unterstützen. wurden vom Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg Fördermittel von der „Servicestelle Kommunen in der Einen Welt“ (SKEW) in Höhe von 225.000 Euro eingeworben sowie 25.000 Euro Eigenmittel aufgebracht. Mit diesen Geldern wurden Schutzräume in Schulen und Kultureinrichtungen eingerichtet. So konnten die 41 Schulen in Darnyzja sowie drei Kultureinrichtungen unter anderem mit Erste-Hilfe-Kästen, Funkgeräten, Notheizungen, Ladestationen und Klappstühlen ausgestattet werden.

Besuch aus Kiew

Auch die Fotoausstellung wurde mit Fördermitteln der SKEW sowie einem Eigenbeitrag des Bezirks Friedrichshain-Kreuzberg finanziert. Anlässlich der Eröffnung der Fotoausstellung am 4. November 2024 reisten die Leiterin der Bildungsverwaltung, Ievgeniia Spysovska sowie die Leiterin der Investitions- und Kommunikationsabteilung, Nataliia Koliada, aus Darnyzja an. Im Rahmen der Besuchsreise organisierte die Organisationseinheit Klima und Internationales des Bezirksamts ein Programm, das zum Kennenlernen des Bezirks einlud sowie aktuelle Handlungsbedarfe in Darnyzja und zukünftige Kooperationsprojekte in den Blick nahm.

Ausstellungseröffnung

Selbst noch unter dem Eindruck ihres Besuchs in Darnyzja im Sommer stehend, machte Clara Herrmann in ihrer Begrüßung bei der Eröffnung der Ausstellung klar: „Kunst und Kultur sind ein Ausdruck der Freiheit. Unsere ukrainischen Freundinnen und Freunde wissen um diesen Wert. Sie kämpfen und sterben dafür. Es ist deshalb unsere Pflicht, dass wir Freiheit, Kunst und Kultur ebenso leidenschaftlich schützen. Diese Ausstellung soll einen kleinen Beitrag dazu leisten.“ Die ukrainische Botschaft war durch Botschaftsrätin Alisa Podolyak vertreten. Frau Podolyak bedankte sich für das Engagement und den Einsatz beider Verwaltungen für die Partnerschaft, die zum Wohle der unter dem russischen Terror leidenden Bevölkerung in Darnyzja geführt wird.

Für die beiden Gäste aus Darnyzja war die Ausstellung von besonderer Bedeutung. In Zeiten des Krieges dauert die Fahrt von Kyjiw nach Berlin zwar mehr als 24 Stunden, aber sie taten das gern, um bei der Eröffnung der Fotoausstellung mit Aufnahmen aus ihrem eigenen Bezirk dabei zu sein; Frau Spysovska, Leiterin der Bildungsverwaltung, betonte, wie wichtig es für die Menschen in Darnyzja sei zu wissen, dass sie nicht vergessen werden und die Welt ihr Schicksal nicht tatenlos hinnimmt.

Die Agentur OSTKREUZ leitete anschließend mit Kuratorin Ina Schoenenburg über zur Ausstellung und zum Werk von Fotografin Johanna-Maria Fritz. Zuletzt überreicht Bezirksbürgermeisterin Clara Herrmann den Besucherinnen aus Darnyzja eine Auswahl der Ausstellungsfotos, damit die Ausstellung auch dort in verkleinerter Form einen Platz finden kann.

Die Fotoausstellung „Darnyzja“ wird noch bis zum 31. Dezember immer montags bis sonntags von 15 bis 19 Uhr in der AFF Galerie in Friedrichshain zu sehen sein. Der Besuch ist kostenlos.

Auf dem Dach des Händel-Gymnasiums

Eine zentrale Herausforderung für Schulen und Kitas in Darnyzja sind die ständigen Stromausfälle aufgrund der russischen Angriffe auf das Energienetz. Dadurch wird der Unterricht oft unterbrochen. Bei einem Besuch in Darnyzja durch Bezirksbürgermeisterin Clara Herrmann im Juli 2024 kam deshalb die Idee auf, Solaranlagen und Energiespeichersysteme in Schulen als zukünftiges Unterstützungsprojekt zu planen. Aus diesem Grund besuchten die Gäste aus Darnyzja auch als erstes das Georg-Friedrich-Händel-Gymnasium. Dort konnten die Besucherinnen begutachten, wie eine solche Lösung auf einem Schuldach in Friedrichshain umgesetzt wurde. Beim folgenden Gesprächstermin mit der gemeinnützigen Organisation „Aid Pioneers“ standen konkrete Solarenergielösungen im Mittelpunkt, die in Darnyzja umgesetzt werden könnten. Aid Pioneers unterstützt weltweit die Planung und Umsetzung von Solarsystemen und hat bereits erste PV-Projekte in der Ukraine auf die Beine gestellt.

Ein weiterer Termin war der Besuch der Bezirkszentralbibliothek Pablo Neruda an der Frankfurter-Allee. Die Gäste aus Darnyzja äußerten ihre Begeisterung für die zahlreichen Angebote, die die Bibliothek bietet und nahmen diese als Inspiration für ihre eigenen Bibliotheken mit. Etwa die „Bibliothek der Dinge“, die Möglichkeit der Kunstausleihe sowie das ukrainischsprachige Leseangebot der Pablo-Neruda-Bibliothek.