25-jähriges Dienstjubiläum von Marcus Münnich

Marcus Münnich

Der Leiter des Umwelt- und Naturschutzamtes ist ein Vierteljahrhundert in unserem Bezirksamt beschäftigt. Marcus Münnich unterschrieb seinen Arbeitsvertrag als Umweltingenieur kurz vor dem Jahreswechsel 1998, noch vor der Bezirksfusion, im damaligen Bezirksamt Friedrichshain. Vor den Weihnachtsfeiertagen hatte er sein Vorstellungsgespräch gehabt. Nach Weihnachten wurde er von der Personalabteilung angerufen und erhielt die Job-Zusage – verbunden mit dem Hinweis, er müsse heute noch kommen und den Arbeitsvertrag unterschreiben. Denn ab Neujahr drohte damals eine Haushaltssperre. Der Diplom-Chemiker war spontan – und kam zur Vertragsunterschrift vorbei. Extra dafür unterbrach auch der damalige Bezirksamtsdirektor seinen Weihnachtsurlaub. 2013 wurde Marcus Münnich, als seine Vorgängerin in Rente ging, Leiter des Amtes. Anderthalb Jahre lang, zwischen Sommer 2017 und Ende 2018, leitete Marcus Münnich zudem kommissarisch das Straßen- und Grünflächenamt – ein Amt, das deutlich größer ist als sein eigenes.

Fliegende Eule

Das Amt für Umwelt- und Naturschutz hat 30 Beschäftigte. Die Mitarbeiter*innen sind einerseits für die belebte Umgebung, die Natur, zuständig, andererseits aber auch für die unbelebte Umgebung, die Umwelt, wozu unter anderem Lärm, Staub, Licht, Gewässer, Boden, Licht oder Gerüche zählen.

Welche Tierarten Marcus Münnich besonders mag, kann man als aufmerksame Besucherin seines Büros gleich erkennen. Es gibt Eulenkalender und –bilder an der Wand und viele kleine Bärenfiguren, die sich im Raum verteilen.
Bei der Frage nach seinem Lieblingstier, das definitiv auch bei uns im Bezirk heimisch ist, muss er etwas länger überlegen. Es ist der Igel.

Modersohn-Grundschule

Die Modersohn-Grundschule in Friedrichshain heute

Die deutsche Geschichte in Marcus Münnichs Lebenslauf

Mit dem Bezirk und seiner Geschichte ist Marcus Münnich persönlich verwoben. Denn er ist gebürtiger Friedrichshainer. Eingeschult wurde er als Teil des ersten Jahrgangs 1972 in die neu errichtete Grundschule „Franz Stenzer“. „Damit die Schule rechtzeitig zum Schuljahresbeginn im September fertig wurde, mussten die Eltern damals noch unterstützen und in den Ferien die Klassenzimmer streichen.“ Patenbrigade der Grundschule war das Reichsbahnausbesserungswerk, das ebenfalls nach Franz Stenzer benannt war.

Die Schule zwischen Simplon-, Niemann- und Modersohnstraße heißt inzwischen Modersohn-Grundschule. Auf dem RAW-Gelände wird heute getanzt und gefeiert. Und Marcus Münnichs Büro ist inzwischen dort, wo früher West-Berlin war – in Kreuzberg. So ist der Lebenslauf des Amtsleiters durchweg von deutscher Geschichte geprägt.

Humboldt-Universität Berlin

1991 beendete Marcus Münnich sein Chemie-Studium an der Humboldt-Universität – damit geriet er als Berufsanfänger mitten in die turbulente Zeit der Wiedervereinigung. „Ich habe 1986 in Ost-Berlin mein Studium angefangen. Nach fünf Jahren Studium war Deutschland dann wiedervereinigt und wir waren der erste Abschlussjahrgang, auf dessen Diplom-Urkunden kein DDR-Emblem mehr abgebildet war.“ Während seines Studiums veränderten sich nicht nur die politischen Verhältnisse um ihn herum, sondern auch die Rahmenbedingungen des Studiums. „Von Bafög hatten wir ja noch nie gehört – und auch die Studiendauer war eine ganz andere. West-Berliner Studierende hatten eine durchschnittliche Studienzeit von 17 Semestern. Uns hatten sie an der HU gezwungen, das Studium in zehn Semestern zu schaffen.“ Nachdem die Mauer gefallen war, entschieden sich Marcus Münnich und seine Kommilitonen, mal an der Technischen Universität Berlin zu schauen, „wie die Westler Chemie studieren.“ An eine etwas absurde Begebenheit dieser Exkursion nach Charlottenburg kann sich der Amtsleiter besonders gut erinnern: „Im Unigebäude lagen damals noch Zettel aus, auf denen Studierende Honecker zum 40-jährigen DDR-Jubiläum gratuliert haben.“

Während Marcus Münnich auf Jobsuche ging, wickelte die Treuhand gerade die Ost-Betriebe ab. „Da waren Millionen Menschen auf dem Arbeitsmarkt – ein denkbar schlechter Zeitpunkt, um ins Arbeitsleben einzusteigen.“ So landete der Chemiker erstmal in befristeten Arbeitsverhältnissen, die über Fördermittel finanziert waren. „Diese Tingeljobs“, wie er sie nennt, brachten ihn erst zum Bundesgesundheitsamt, dem Vorläufer des heutigen Robert Koch-Instituts und dann zum Umweltamt Köpenick.

Anfang 1999 nahm Marcus Münnich dann seinen Dienst in der Frankfurter Allee auf, wo er bis zur Bezirksfusion saß. „Die Fusion war ein schwieriger Prozess. Da sind völlig verschiedene Arbeitskulturen aufeinandergetroffen.“ 2002 zogen die Mitarbeiter*innen des ehemaligen Friedrichshainer Umweltamtes mit den Kreuzberger Mitarbeiter*innen im Hochhaus in der Yorckstraße zusammen.

Zahnarztpraxis

Erster Job im Bezirksamt als Umweltingenieur

Als Umweltingenieur war er in den ersten Jahren seiner Tätigkeit schwerpunktmäßig für den Gewässerschutz zuständig. Ein Teil seiner Aufgaben war der Umgang mit wassergefährdenden Stoffen, wie beispielsweise Ölen. Zu den von ihm überwachten Betrieben zählten Tankstellen, aber auch Wohngebäude mit Ölheizungen. Das Umwelt- und Naturschutzamt muss sicherstellen, dass dort, wo mit Öl oder anderen Chemikalien gearbeitet wird, von denen eine Gefahr für das Grundwasser ausgeht, Barrieren eingebaut sind, die regelmäßig überprüft werden müssen. Aber auch andere Betriebe spielen eine Rolle beim vorbeugenden Gewässerschutz: So ist die Gastronomie verpflichtet, in der Küche einen Fettabscheider einzusetzen, damit das Abwasser nicht durch Fette verunreinigt wird. Zahnarztpraxen benötigen zur Reinhaltung des Abwassers einen Amalgam-Abscheider. Hierzu führt das Umwelt- und Naturschutzamt regelmäßige Kontrollen durch und überprüft entsprechende TÜV-Berichte. Wenn gesetzliche Vorgaben nicht erfüllt werden und angezeigte oder festgestellte Mängel nicht behoben werden, kann das Amt Betriebe auch stilllegen.

2002 übernahm Marcus Münnich innerhalb des Amtes dann die Verantwortung für den Bereich Bodenschutz/Altlasten. „Berlin war früher mal die größte Industriestadt auf dem europäischen Kontinent – und noch wesentlich dichter besiedelt als es heute der Fall ist – mit Mischstrukturen, in denen vorne gewohnt wurde und im Hinterhaus Gewerbebetriebe angesiedelt waren.“ Strikte Regelungen zum Thema Bodenschutz gibt es erst seit den 1980er Jahren. Aufgabe des Chemikers war es, herauszufinden, welche Gefahren von Altlasten in Böden ausgehen und wie sich diese gegebenenfalls auf das Grundwasser auswirken.

DJ-Pult im Club

Immissionschutz: Irgendwo brummt’s oder stinkt’s immer

Eine anderes Aufgabengebiet ist der Immissionsschutz. Hierunter fallen unkörperliche Einwirkungen unwägbarer Stoffe wie Licht, Luft und Lärm. Dieser Bereich sei ein „riesiges Anzeigegeschäft“. Das bedeutet, dass das Amt in der Regel dann aktiv wird, wenn Meldungen von Bürger*innen eingehen. Dann überprüfen die Mitarbeiter*innen vor Ort, ob Grenzwerte überschritten werden. „Da kriegen wir unzählige Meldungen auf allen Wegen. ‚Irgendwo brummt’s.‘‚ Die Disko ist zu laut.‘ ‚Die Druckerei stinkt.‘“ In einem dicht besiedelten Bezirk kommt da einiges zusammen. Die große Masse davon seien Lärmbeschwerden. Teilweise fänden sich unter den Beschwerden auch einige kuriose Perlen: „Ein Herr aus Stuttgart hat sich mal an uns gewandt, nachdem er auf Dienstreise im IC-Hotel am Ostbahnhof übernachtet hatte. Er war empört über den Bahnlärm und beschwerte sich, dass nachts Züge vor seinem Fenster fuhren. “Natürlich habe niemand einen Anspruch auf absolute Ruhe. Aufgabe des Amtes sei es aber, die Bürger*innen vor unzumutbarem Lärm zu schützen. Außerdem erteilt das UmNat-Team Lärmausnahmegenehmigungen für Veranstaltungen im Freien wie die Fête de la Musique, Parkfeste, Freiluftkinos und Straßenfeste.

Hofbegrünungsprogramm

Platzmangel im Bezirk als Herausforderung für Ausgleichsmaßnahmen

Zu den behördlichen Naturschutzthemen im Amt gehören der Baumschutz, vor allem auf privaten Flächen. Grundlage hierfür ist die Baumschutzverordnung. Auch bei Bauvorhaben ist das Umwelt- und Naturschutzamt involviert, da Baumfällungen Teil der Baugenehmigung sind. „Wichtig zu wissen ist aber: Baurecht bricht Baumrecht. Da gibt es für uns keinen Spielraum.“

Für die gefällten Bäume muss jedoch Ersatz geleistet werden, entweder in Form von Nachpflanzungen oder monetär. In den meisten Fällen zahlen die Bauherren für Ausgleichsmaßnahmen. Damit soll der Schaden, der der Natur entsteht, ersetzt werden. Die Herausforderung im dicht bebauten Friedrichshain-Kreuzberg ist es, hierfür Flächen zu finden. Es gibt einen hohen Nutzungsdruck und eine große Flächenkonkurrenz. „Uns stehen kaum Flächen zur Verfügung, die wir für derlei Naturmaßnahmen nützen können.“ Denn: Die Maßnahmen müssen über gesetzliche Pflichtaufgaben hinausgehen. Es ist also nicht möglich im Rahmen der Ausgleichsmaßnahmen Straßenbäume zu pflanzen. „Das ist ein echtes Innenstadtproblem. Da beneide ich manchmal die Außenbezirke, die wirklich große Ausgleichsprojekte umsetzen können.“

Volkspark Friedrichshain

Viele der Ausgleichsmittel konnte das Umwelt- und Naturschutzamt in den vergangenen Jahren auf den Inseln Kratzbruch und Liebesinsel vor der Halbinsel Stralau investieren. Die beiden Inseln und die sie umgebenden Wasserstreifen sind bereits seit 1999 unter Schutz gestellt. Die Ufer der Inseln wurden 2021 geschützt und aufgewertet.

Andere Projekte werden teilweise in Kooperation mit dem Straßen- und Grünflächenamt in deren Parks umgesetzt, etwa das Schutz-, Pflege- und Entwicklungskonzept für die Bunkerberge im Volkspark Friedrichshain oder die Schaffung von Blühwiesen auf den Mittelstreifen.

Ein anderer Ansatz ist das langjährige Hofbegrünungsprogramm des Amtes, das aus Ausgleichszahlungen finanziert wird. Interessierte Mieter*innen und Mieter*innengemeinschaften können sich zur Bepflanzung ihrer Hinterhöfe und Vorgärten beraten lassen und Fördergelder bis zu 3.000 Euro erhalten. Es werden Maßnahmen zur ökologischen Aufwertung gefördert, zu denen die Flächenentsiegelung, die Pflanzung von heimischen Stauden und Gehölzen sowie das Anbringen von Nisthilfen für wildlebende Tiere zählen.

Eichelhäher

Artenschutz: Für Eichelhäher und Elefanten

Auch der Artenschutz liegt in der Zuständigkeit von Marcus Münnichs Amt. Seine Mitarbeiter*innen sorgen dafür, dass bei Fassadenarbeiten Gebäudebrüter wie Eichelhäher Ersatzhabitate erhalten oder Nistkästen für Vögel aufgehängt werden, wenn Bäume mit Bruthöhlen gefällt werden müssen. „Aber wir schützen als Amt auch die Elefanten in Afrika!“ Über den Handelsartenschutz und das Washingtoner Artenschutzabkommen soll der Handel mit Elfenbein, Fellen, Krokodilledertaschen, aber auch lebenden Vögeln wie Papageien verhindert werden. Die Zuständigkeit hierfür liegt laut Naturschutzgesetz beim Umwelt- und Naturschutzamt, das in diesen Fällen mit dem Landeskriminalamt zusammenarbeitet.