25 Städtepartnerschaft mit Kadıköy

Noch im letzten Jahr konnte der damalige stellvertretende Bezirksbürgermeister Knut Mildner-Spindler im Beisein von drei (ehemaligen und dem amtierenden) Kadıköyer Bürgermeistern, die die Städtepartnerschaft aktiv begleitet haben, in Istanbul das besondere Jubiläum feiern. Pandemiebedingt wurde leider die Feier zum Jubiläum in Friedrichshain-Kreuzberg vom 24. November 2021 auf den 4. April 2022 verschoben. Und nun war er da, dieser Abend. 25 Jahre Partnerschaft – ein Vierteljahrhundert. Silberne Hochzeit, wären Städtepartner ein Ehepaar.

In Anwesenheit vieler Gäste aus Zivilgesellschaft, Verwaltung und Bezirkspolitik fand Bezirksbürgermeisterin Clara Herrmann wertschätzende und persönliche Worte über die Städtepartnerschaft und dankte dem Partnerschaftsverein für sein jahrelanges Engagement. Der Bezirk Kreuzberg ist seit den 1960iger Jahren durch die Einwanderung von Menschen aus der Türkei geprägt. Eine Partnerschaft mit einer türkischen Stadt folgte somit einer gewissen Konsequenz, vor allem, da sich Partnerschaften zwischen Städten und Kommunen immer aus der Zivilbevölkerung heraus entwickeln.

„Seit 25 Jahren hat Kreuzberg, nun Friedrichshain-Kreuzberg, mit dem Istanbuler Bezirk Kadıköy sozusagen sein Pendant im weltoffenen, kulturellem, sozialen und kommunalpolitischen innovativem Bezirk Kadıköy gefunden und eine freundschaftliche Brücke zwischen Landwehrkanal und Bosporus gespannt. Für die vergangene 25 Jahre möchte ich Danke sagen und wünsche unserer gemeinsamen Partnerschaft und den vielen ehrenamtlich Engagierten viele alte und neue, spannende Begegnungen und innovative Projekte.“

Clara Herrmann begleitet die Beziehungen seit 2017 und hat u.a. das Partnerschaftsprojekt „Zelle 12“ der Musikschule Friedrichshain-Kreuzberg und das Austauschprojekt zwischen Kindergärten kennengelernt. Ein erstes Treffen mit dem Bezirksbürgermeister von Kadıköy, Şerdil Dara Odabaşı, hat sich in Berlin schon 2019 ergeben, als der Bürgermeister Gespräche mit dem Bezirksamt über zukünftige Themenschwerpunkte der Zusammenarbeit führte und im Anschluss das „Zelle 12“- Konzert 2019 unter dem Motto „Women in Song“ besuchte.

Gemeinsam war der Wunsch, dass neue Konzepte über das Bestehende hinaus forciert werden sollten, um die langjährige Partnerschaft zwischen Kadıköy und Friedrichshain-Kreuzberg noch weiter zu intensivieren und zu verstetigen. Den sich neu anbahnende Schwerpunkt Klimaschutz begrüßt die Bezirksbürgermeisterin sehr, denn Innenstadtbezirke wie Friedrichshain-Kreuzberg und Kadıköy haben unter den Aspekten des Klimawandels ähnliche Fragestellungen und Herausforderungen zu lösen. Dies wurde auch beim digitalen Bürgermeister:innen-Fachaustausch mit Istanbuler Partnerbezirken zum Thema Nutzung des öffentlichen Raums in Großstädten, den die Bezirke Mitte und Istanbul-Beyoğlu sowie Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg und Kadıköy gemeinsam im vergangenen Jahr durchgeführt hatten, deutlich. Je nach den vorhandenen Bedingungen werden die Herausforderungen durch innovative – hoffentlich bald wieder gemeinsame – Projekte angegangen, um für die Mitmenschen ein bestmögliches und nachhaltiges Angebot zu schaffen.

„Dafür sind Städtepartnerschaften da. Dass man voneinander lernt, zusammensteht, sich begleitet aber auch Spaß und Freude am Austausch hat. In diesen schlimmen Zeiten kann man den Wert der Partnerschaft noch einmal ganz hochhalten, auch im Sinne von Freundschaft und Völkerverständigung.“, schloss Bezirksbürgermeisterin Clara Herrmann ihre Begrüßungsrede.

Die Vorsitzende des Städtepartnerschaftsvereins, Christiane Zieger-Ayanoğlu, würdigte die lange Zusammenarbeit mit dem Bezirk Kadıköy und seinen Bürger*innen, die nur deshalb über einen so langen Zeitraum möglich gewesen ist, weil man sich auf gemeinsame Werte beziehen kann. Wie zutreffend die Worte über die freundschaftlichen und solidarischen Aspekte von Städtepartnerschaften gerade in diesen Anfangsjahren wurden, war sehr früh und sehr praktisch deutlich geworden, als im August 1999 ein Erdbeben der Stärke 7,6 die Nordtürkei und die Region Istanbul erschütterte. Die Erdbebenhilfe, die der Partnerschaftsverein von 1999 bis 2002 organisierte, wurde eine aktive und intensive Form der gelebten Städtepartnerschaft. Neben den vielen Bildungs-und Begegnungsreisen der weiteren Jahre hat sich danach vor allem die Zusammenarbeit mit Kindergärten und den Kultur-und Bildungseinrichtungen als nachhaltig erwiesen.

Auch am Abend des 4. April 2022 resümierten die Anwesenden mit insgesamt drei Bürgermeister*innen. Neben Clara Herrmann hatten sich die ehemaligen Bezirksbürgermeister Peter Strieder und Franz Schulz eingefunden. Zusammen mit dem ehemaligen Volksbildungsstadtrat Dirk Jordan berichteten sie von ihren ersten Erfahrungen und dem Zustandekommen der Partnerschaft und Beurkundung 1996. Vom Spirit dieser Verbindung konnten sich die Gäste noch einmal durch den Film über die Städtepartnerschaft überzeugen.

Die Fotoausstellung „changing stories“ von Klaus W. Eisenlohr und Levent Karaoğlu aus Istanbul wurde nun offiziell eröffnet. Beide erzählten vom Beginn ihrer Zusammenarbeit im Jahr 2012, wie durch die Kooperation des Städtepartnerschaftsvereins Berlin/Kadiköy e.V., der Volkshochschule Friedrichshain-Kreuzberg und des Nazim Hikmet Kulturzentrums Kadıköy und die einwöchigen Tandemkurse die individuellen Sichtweisen auf die beiden Städte und das Leben in ihnen durch die Teilnehmenden fotografisch bereichert haben. Valie Djordovic untermalte dies durch einen lebhaften Bericht um Verwicklungen, die nach dem Fotografieren einer Polizeistation in Istanbul geschehen waren. Viele solcher Erinnerungen und Anekdoten wurden im Familiengarten in der Oranienstraße auch durch die Diashow der Fotos aus den letzten 25 Jahren wach gerufen. Es war ein sehr anregender Informations-und Jubiläumsabend und es war lustig und rührend zugleich. Alle haben es sehr genossen, wieder persönlich ins Gespräch zu kommen. Und wenn man in die Gesichter der Anwesenden schaute, wurde klar, dass es auch ein bisschen wie ein Familientreffen ist, so ein Jubiläumsabend für eine Städtepartnerschaft.