Über Spree, Rummelsbucht und Landwehrkanal: Wasserfledermäuse im Anflug

Wasserfledermaus bei Winterquartierszählung Februar 2021 im Wasserwerk Friedrichshagen

In Berlin leben 18 der 25 in Deutschland heimischen Fledermausarten. Die zahlreichen Altbauten, Grünanlagen und alten Straßenbäume bieten den Fledermäusen selbst innerhalb des S-Bahn-Rings gute Lebensbedingungen. Sie finden in Ritzen, Rindenspalten und Baumhöhlen ihre Verstecke. Wasserfledermäuse wählen als ihre Quartiere Baumhöhlen und Fledermauskästen, aber auch Dehnungsfugen von Brücken und Mauernischen. Die vielen Berliner Parks, Wiesen und Gewässer bieten zudem genügend Nahrung für die insektenfressenden Fledertiere.

In Friedrichshain-Kreuzberg sind übrigens insbesondere die Zwergfledermaus (Pipistrellus pipistrellus), das Braune Langohr (Plecotus auritus), die Breitflügelfledermaus (Eptesicus serotinus), die Zweifarbfledermaus (Vespertilio murinus) und das Große Mausohr (Myotis myotis) aktiv.
Bei genauerem Hinsehen können die bedrohten Säugetiere gut beobachtet werden. Bei Anbruch der Dunkelheit können die Wasseroberflächen am Urbanhafen, Landwehrkanal oder an der Spree Wasserfledermäuse (Myotis daubentonii) bei der Jagd beobachtet werden. Die Wasserfledermaus verdankt ihren Namen dem speziellen Jagdverhalten an Stillgewässern oder langsam fließenden Flüssen und Bächen. Dort findet sie ausreichend Nahrung, hauptsächlich Zuckmücken, daneben auch Köcherfliegen, Eintagsfliegen und Nachtfalter.

Und auch zwei Winterquartiere haben die kleinen Säuger in Friedrichshain-Kreuzberg bezogen. Sowohl im Sockel des Nationaldenkmals im Viktoriapark als auch in einer unterirdischen Bunkeranlage am Kreuzberg überwintern seit Jahren regelmäßig wiederkehrende Populationen an Breitflügelfledermäusen, Wasserfledermäusen und Braunen Langohren. Um die Bedingungen für die Tiere so optimal wie möglich zu gestalten, wird eines der Winterquartiere aktuell mit weiteren Rückzugsmöglichkeiten und einem verbesserten Einflugschacht ausgestattet. Eine Wildtierkamera, die im Sockel des Viktoriadenkmales installiert wird, soll allen Interessierten im Winter aktuelle Einblicke in das Leben der überwinternden Säuger bieten.

Kleine Fischerin auf großem Fuß

Die Wasserfledermaus ist eine kleine bis mittelgroße Fledermaus mit braunem Fell. Sie kann ihre Beutetiere direkt mit dem Mund aufnehmen und auch die Schwanzflughaut benutzt sie als Kescher, mit dem sie ihre Beute gezielt in Richtung Mund befördert. Unser Tier des Monats ist ein wahrer Bigfoot unter den Fledertieren. Ihr besonderes Erkennungsmerkmal: sehr große haarige Füße. Obwohl die Wasserfledermaus maximal 15 Gramm wiegt, hat sie an ihren dünnen Beinchen richtige Quadratlatschen. Sie sind mit dichten Borsten behaart und die Zehen enden in gebogenen Krallen.

Wozu braucht die Wasserfledermaus so große Füße? Wie zwei Rechen benutzt sie diese zur Jagd über Gewässern. Wenn sie ein Insekt auf der Oberfläche entdeckt hat, zischt sie knapp über dem Wasser dahin, durchharkt das Wasser und fischt die Beute mit ihren Krallen heraus. Das Fressen erledigt sie im Flug während sie schon Jagd auf den nächsten Leckerbissen macht.

Zur Jagd und zur Erkundung ihrer Umgebung bedient sie sich, wie alle anderen Fledermausarten, der Echoortung. Es ist hoch komplex und extrem effektiv: So senden Fledermäuse ständig Laute im Ultraschallbereich aus, um sich zu orientieren. Anhand der reflektierten Echos erkennen sie, was bis zu 300 Meter vor ihnen liegt. Das Gehirn der Fledermäuse macht dabei etwas, was Menschen nicht können: Es wandelt Geräuschsignale in Bilder um. Somit “sehen” Fledermäuse ihre Umgebung per Schall.

Die Echoortung hilft den Fledermäusen nicht nur beim Jagen, sie zeigt den ortstreuen Tieren auch, wo es etwas zu trinken gibt. Glatte Flächen wirken über die Ultraschallreflektionen für die Fledermäuse wie ein Spiegel. In der Natur gibt es solche Flächen nur bei Wasser – also ein ausgezeichnetes Erkennungsmerkmal für die Fledermaus.

Um den Fledermäusen auch im Sommer ausreichend Unterschlupfmöglichkeiten zu bieten, werden im Viktoriapark gerade fünf zusätzliche Sommerquartiere (Fledermauskästen) angebracht. Zum Langen Tag der Stadtnatur 2021 hängten hat der Bezirk außerdem gemeinsam mit den Stadtnaturrangerinnen der Stiftung Naturschutz Berlin und einigen Familien ein Ersatzquartier am Großen Teich im Volkspark Friedrichshain angebracht. Das Umwelt- und Naturschutzamte möchte mit weiteren Aktionen das Interesse für diese vom Aussterben bedrohten Säugetiere bei Groß und Klein stärken.

Hier geht es zu unserem Tier des Monats August, dem Igel.