Tier des Monats: der Igel

Tier des Monats: der Igel

In diesem Jahr konnten wir zwei kleinen hilflosen und abgemagerten Igeln helfen. Nachdem ich Anfang Dezember 2020 einen nur 300 Gramm leichten Igel fand, der ohne das wochenlange Aufpäppeln den letzten Winter nicht überlebt hätte, entdeckte unsere Stadtnaturrangerin Janet Huber vor zwei Wochen einen Jungigel, der allein und regungslos mitten am Tag vor ihrer Haustür in Friedrichshain, unweit der Straße, saß.

Während der Igel des letzten Winters Ende Dezember mit knapp 800 Gramm endlich seinen fast fünf Monate andauernden Winterschlaf im eigens gebauten Igelhaus in Kreuzberg abhalten und dann am Fundort wieder freigelassen werden konnte, gab die Stadtnaturrangerin der Stiftung Naturschutz Berlin das Igeljunge zur Gesundung in die professionellen Hände der Igelstation.

Für uns alle gilt: Igel sind Wildtiere, nach Bundesartenschutzgesetz geschützt und dürfen nicht aus der (Stadt-)Natur entnommen werden!

Auf unsere Hilfe angewiesene Igel sind laut Arbeitskreis Igelschutz Berlin e.V.:
1. Ganzjährig: unterkühlte, abgemagerte (typische Hungerfalte im Genick, eingefallene Flanken), auf der Seite liegende, apathische, verletzte, meistens tagaktive, sich nicht zusammenrollende Igel. Igel mit offenen Wunden oder einem Befall mit Fliegenmaden/-eiern
2. im Spätsommer/Herbst: Igelsäuglinge (tagsüber außerhalb des Nestes, Augen und Ohren noch geschlossen, evtl. unterkühlt), wenn sich das Muttertier nach mehrstündigem Warten nicht einfindet, tot oder verletzt ist.
3. nach Wintereinbruch, also bei Dauerfrost und/oder Schnee: unabhängig vom Gewicht sind diese Tiere entweder krank oder ihr Winterquartier wurde zerstört.

Einheimische Braunbrustigel – typische Kulturfolger aus Zeiten der Dinosaurier

Der Braunbrustigel (Erinaceus europaeus) ist in ganz Deutschland verbreitet. Der seltene Nördliche Weißbrustigel (Erinaceus roumanicus) lebt in wenigen Randgebieten Ostdeutschlands.
Der Braunbrustigel lebt als Einzelgänger. Früher lebten Igel in reich gegliederten Landschaften mit Hecken, Waldrändern und Gärten. Heute sind Igel besonders in Siedlungsbereichen mit Gärten und Grünanlagen häufig. Sie haben ihre Reviere der Stadt angepasst und verkleinert. So beobachten wir sie in den Kleingartenkolonien in Friedrichshain-Kreuzberg, auf Friedhöfen und auch in strukturreichen Parks. Hier geht der Igel nachts auf Nahrungssuche und schläft tagsüber gut versteckt unter Laubhaufen, Tothölzern oder verkriecht sich sicher unter Aufbauten. Igel stellen keine hohen Ansprüche an ihren Lebensraum, Hauptsache ist, dass sie auf kleinem Raum ausreichend Futter und Versteckmöglichkeiten finden.

Geräuschvolle Ritter im Stachelkleid

Charakteristisch für den Igel sind seine Stacheln, die der Verteidigung gegen Feinde dienen. Bei den Stacheln handelt es sich um verhornte Haare. Ein ausgewachsener Igel besitzt zwischen 6.000 und 8.000 Stacheln. Kein anderes heimisches Tier hat einen Stachelpelz! Und noch mehr: Vorfahren unserer heimischen Igel sind die ältesten Säugetiere der Erde!
Der Igel ist etwa kaninchengroß, wird rund 20 Zentimeter hoch und bis zu 30 Zentimeter lang. Seine Körperform ist gedrungen mit einer braunen stachellosen Unterseite. Seine Stacheln auf Kopf und Rückenpartie verlaufen von braun über weiß bis hin zu fast schwarz, sodass er im dichten Laub gut getarnt ist. Sein robuster Stachelpelz hilft ihm Fressfeinde abzuwehren, indem er sich in Gefahrensituationen zu einer Kugel einrollt. Die aufgestellten Stacheln machen ihn fast unangreifbar.

Igel haben ihre Stacheln schon bei der Geburt, sie sind jedoch weich und noch nicht ausgehärtet. Ein erwachsener Igel trägt bis 8000 der kleinen Nadeln, die jeweils mit einem eigenen Muskel ausgestattet sind. Das Einrollen ist ein komplexes Zusammenspiel vieler Muskeln.

Igel gehören wie Spitzmäuse und Maulwürfe zu den Insektenfressern und ernähren sich von einer Vielzahl von bodenlebenden Wirbellosen, so zum Beispiel Regenwürmer, manchmal Schnecken und Insekten wie Ohrwürmer, Käfer, Kellerasseln und Nacht-oder Tagfalter. Auch Kleinvögel und Vogeleier gehören zu ihrer Nahrung. Sie sind sehr geräuschvolle Tiere. Wir hören sie laut durchs Unterholz rascheln, wo sie bis Mitte November auf Nahrungssuche sind, bevor sie bei Bodentemperaturen um den Gefrierpunkt meist in geschützten Laubhaufen in den langen Winterschlaf gehen. Wenn sie etwas zu fressen gefunden haben, schmatzen sie laut und knacken bisweilen Schneckenhäuser und Insektenpanzer. Am lautesten sind Igel jedoch, wenn die einzelgängerischen Tiere auf Artgenossen treffen und in Streit oder Paarungslaune geraten. Dann geben sie ein Keckern von sich und können sogar fauchen und kreischen.

Während des Winterschlafs fahren sie ihren Stoffwechsel bis auf ein Minimum herunter: Herztätigkeit, Atmung und Körpertemperatur werden drastisch reduziert. Igel sind für den Winterschlaf auf ein sicheres Versteck angewiesen, in dem es nicht zu kalt, zu feucht oder auch zu warm wird, da sie sonst aufwachen und zu viel Energie verbrauchen. Auch unsere Stadtigel halten Winterschlaf, obwohl die Temperaturen in der Stadt höher sind als auf dem Land.

Haben Sie einen hilfebedürftigen Igel gefunden?

Eine Checkliste gibt es unter https://www.igelschutzberlin.com/
Sie erreichen den Arbeitskreis Igelschutz Berlin e.V. im Notfall telefonisch unter (030) 404 94 09 und (030) 402 85 66

Text: Katja Frenz, Umweltbildung

Unser Tier des Monats im Juli war die Blauflügelige Ödlandsschrecke.

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