Antisemitismus-Medienpräsentation in der Stadtbibliothek Berlin-Mitte
Die Bezirksbürgermeisterin von Mitte, Stefanie Remlinger, informiert:
Nicht erst seit dem 7. Oktober 2023 und dem Überfall der Hamas auf israelische Zivilist*innen, hat der Antisemitismus weltweit, so auch in Deutschland und Berlin, wahrnehmbar zugenommen und ist in schmerzhafter Weise in öffentlichen Diskursen präsent.
In Deutschland, dem Land das sich aufgrund seiner Geschichte und der besonderen Verantwortung, die sich aus dem Holocaust und der Wahrung der Erinnerung an den Zivilisationsbruch ergibt, der Verteidigung des Existenzrechts Israels verpflichtet hat, haben Jüd*innen Angst in der Öffentlichkeit erkannt zu werden. Sie fürchten Übergriffe, wenn sie auf der Straße Hebräisch sprechen oder Anfeindungen ihrer Kinder in Kindertagesstätten und Schulen. Häuser und Wohnungen werden mit Davidstern-Schmierereien „markiert“, es gab einen versuchten Brandanschlag auf ein jüdisches Gemeindezentrum in Mitte sowie einen Brandanschlag auf die Ausstellungsvitrine vor dem Rathaus Tiergarten. In Berlin ist die Anzahl antisemitischer Übergriffe, verglichen mit anderen Städten Deutschlands, überdurchschnittlich hoch.
Der Titel der Medienpräsentation, die in den nächsten Wochen in den Häusern der Stadtbibliothek Berlin-Mitte ausgestellt wird, versucht, in einem bescheidenen Rahmen die Beschäftigung mit den Hintergründen eines jahrtausendealten Ressentiments als einem gesellschaftlichen Problem zu beleuchten. Sie will damit die Solidaritätsbekundung, die aktuell in vielen gesellschaftlichen Diskussionen und politischen Demonstrationen Platz findet: „Nie wieder ist Jetzt!“, unterstreichen.
Die Bedeutung der historischen Zäsur, ihr Ausmaß und die Folgen, die der Angriff der Hamas und die Reaktion Israels, für die weiteren Entwicklungen in Israel und Palästina haben wird, ist noch nicht abzusehen. Die Zunahme antisemitischer Äußerungen und Übergriffe ist als Phänomen jedoch weltweit und auch in Deutschland beobachtbar. Es tobt ein medialer Kampf um Deutungshoheiten insbesondere in Bezug auf den „Nahostkonflikt“, der oft mit einer Engführung und Simplifizierung einhergeht und damit antisemitische Züge trägt. Zeitgleich haben Fake News Konjunktur, die besonders über soziale Medien verbreitet werden, welche eine ausgewogene und an freiheitlich-demokratischen Werten orientierte, unabhängige Berichterstattung vor große Herausforderungen stellt.
Die Stadtbibliothek Berlin-Mitte hat sich daher entschieden, mit der Ausstellung zum Thema Antisemitismus einen Beitrag zur Aufklärung zu leisten und ihren Nutzer*innen aktuelle Literatur zum Thema zusammenzustellen. Es geht also vorrangig um die Auseinandersetzung mit der Geschichte und Aktualität dieses uralten Phänomens der Diffamierung und Ausgrenzung, nicht jedoch um die Historie Israels oder gar um eine Kommentierung des gegenwärtigen Konflikts.
Die Veröffentlichungen zu ideologisch-theoretischen Grundlagen des Antisemitismus, seiner Geschichte, zu antisemitischen Gewalttaten und hinsichtlich eines pädagogischen Umganges sowie seiner Bekämpfung sind umfangreich. Auch wenn man den Fokus nur auf die letzten Jahre setzt, sind derart viele Publikationen erschienen, dass wir nur eine Auswahl anbieten können. Trotzdem hoffen wir ein interessantes und informatives Angebot zu machen, das zur intensiven Beschäftigung und Aufklärung beiträgt.
Die Medienausstellung findet vom 8.12.2023 bis zum 31.01.2024 an folgenden Standorten statt: Philipp-Schaeffer-Bibliothek, Bibliothek am Luisenbad, Schiller-Bibliothek, Bruno Lösche-Bibliothek und Hansa-Bibliothek. Alle ausgestellten Bücher stehen zur Ausleihe zur Verfügung.
Am Donnerstag den 14.12.2023, 19 Uhr, ist die Autorin Gunda Trepp im Gespräch über ihr Buch „Gebrauchsanweisung gegen Antisemitismus (WBG). Die Veranstaltung wird moderiert von Judaist, Schulleiter und Autor Levi Israel Ufferfilge.
Gunda Trepp hat nach Jurastudium und Ausbildung an der Henri-Nannen-Journalistenschule als Anwältin und Journalistin für Zeitungen wie den Spiegel, die FAZ und die Berliner Zeitung gearbeitet. Sie lebt heute als Autorin in San Francisco und Berlin. In Ihrem aktuellen Buch macht sie verbreitete Stereotype sichtbar und deckt judenfeindliches Denken auf. Als kämpferische Argumentationshilfe gibt es Hilfestellung für schwierige Gespräche mit Freunden und Verwandten, mit Schülern und Jugendlichen und bietet ein Fundus an Wissen über Juden, Judentum und die jüdische Geschichte.
Levi Israel Ufferfilge hat Jüdische Studien und Jiddistik studiert. Nach seiner Promotion ist er heute als Schulleiter der Jewish International School – Masorti Grundschule in Berlin tätig. Über seine Erfahrungen als sichtbarer Jude schreibt er auf Twitter unter dem Hashtag #juedischinschland und auf Facebook, wo seine Anekdoten eine große Leserschaft haben. Er ist Autor des Buchs „Nicht ohne meine Kippa!“, das sich mit seinem Alltag in Deutschland zwischen Klischees und Antisemitismus befasst.
Medienkontakt:
Bezirksamt Mitte, Pressestelle, E-Mail: presse@ba-mitte.berlin.de