Berlin von 1961 – 1989
Mit dem Bau der Mauer setzte sich dann trotz steigender Subventionen der Abbau von Arbeitsplätzen fort. Insbesondere im Zeitraum von 1976 bis 1983 gingen die Beschäftigtenzahlen in der für Berlin wichtigen Elektroindustrie im Vergleich zum gesamten Deutschland stark zurück.In West-Berlin verlagerten nach dem Mauerbau weitere Großunternehmen ihre Hauptverwaltungen, Forschungs- und Entwicklungsabteilungen an andere Standorte in der Bundesrepublik Deutschland. Kapitalinvestitionen und Innovationen wurden in Berlin nur zögernd getätigt. Bestehen blieben arbeitsintensive Produktionszweige, die später als in anderen Gebieten der Bundesrepublik Deutschland eingeschränkt und aufgegeben wurden. Infolge des fehlenden Stromverbundes führten Preissteigerungen für Strom zur Erhöhung der Betriebskosten, die in den hier ansässig en Industriezweigen besonders zu Buche schlugen.
Den Standortnachteilen Berlins versuchte die Wirtschaftspolitik des Senats entgegenzuwirken, indem sie die Erneuerung der Industrie finanziell förderte. Die Berlinförderung richtete sich auf die- Förderung der Ausbildung junger, hochqualifizierter Arbeitskräfte in Lehrwerkstätten, Berufsschulen, Fachhochschulen und Universitäten.
- Entwicklung und Anwendung umweltverträglicher, energiesparender oder beschäftigungswirksamer Technologien in kleinen und mittelständischen Betrieben.
- Ansiedlung neuer Industriebetriebe durch die Bereitstellung von Flächen mit guter Anbindung an die Verkehrsinfrastruktur der Stadt und zu den Transitverbindungen per Schiene und Autobahn.
Ost-Berlin war durch hohe Reparationsleistungen und die planwirtschaftliche Ausrichtung geprägt, welche sich durch eine nichtoptimale Verteilung des Staatshaushaltes insbesondere im Sinne von Preissubventionen, und sich in großen, schwerfälligen Kombinaten und den zum Teil stark veralteten Produktionsstrukturen zeigte. Außerdem verlagerte die damalige Politik ihr Standortinteresse in den Süden der DDR, so dass dort neue Technologiezweige aufgebaut und Wachstums- und Erneuerungspotenzial aus der Hauptstadt entzogen wurde.
Berlin nach dem Mauerfall 1989
Mit Öffnung der Grenzen 1989 und der Vereinigung Deutschlands setzte Anfang der 90´er Jahre ein rasanter Strukturwandel der Berliner Wirtschaft und insbesondere der Berliner Industrie ein. Beschleunigt wurde der Strukturwandel durch den raschen Abbau der Berlinförderung im Westen der Stadt sowie den Zusammenbruch der Großkombinate im Ostteil. Zählte die Berliner Industrie 1989 noch 378.000 Beschäftigte (fast 173.000 im Westteil und knapp 206.000 im Ostteil), so waren es 2007 noch knapp 100.000. Berlin weist heute eine deutlich geringere Industriebeschäftigtendichte auf als andere deutsche Ballungszentren.
Seit dem neuen Jahrtausend erlebt die Berliner-Industrie eine Renaissance, sie schrumpft nicht mehr, sie ist verjüngt, modernisiert, immer stärker exportorientiert und international wettbewerbsfähig. Die Berliner Industrie ist wieder da, sie schafft neue und zusätzliche Arbeitsplätze und trägt zum Wachstum der Region überproportional bei. Berlin hat als Industriestadt nicht nur eine bewegte Vergangenheit hinter, sondern auch eine spannende Zukunft vor sich.
Heute entwickeln sich die Wirtschaftsleistung und die Zahl der Beschäftigten in Berlin besser als in Deutschland insgesamt, neue Unternehmen entstehen in hohem Tempo. Berlin ist Boomtown und hat sich als starker Standort für Innovation und Startups etabliert. Die Stadt und ihre Industrie sehen sich neuen, auch globalen Herausforderungen gegenüber: Berlin wächst rapide, sowohl der Klima- als auch der demografische Wandel sind im urbanen Umfeld deutlich spürbar, Flächen werden insgesamt knapper. Da ist es von Vorteil, dass sich die Industriestadt Berlin durch eine hohe Anpassungs- und Veränderungsbereitschaft auszeichnet. Sie macht Herausforderungen damit zu Chancen und gestaltet den Wandel mit ihren Kompetenzen und ihrem Innovationsgespür erfolgreich mit.
In den letzten Jahren sind viele neue Arbeitsplätze in der Industrie und im Bereich hochwertiger Industriedienstleistungen entstanden. Die Industriestadt Berlin lebt von ihren Unternehmen, deren Netzwerken und vor allem ihren Kooperationen. So findet traditionelle Industrie mit jungen Gründerinnen und Gründern sowie der Digitalwirtschaft zusammen. Neue Produkte und Wege ihrer Herstellung werden in neuen Strukturen entwickelt, erprobt und eingeführt.
Im Resultat hat Berlin eine wachsende, moderne und agile Industrie, die Märkte verbindet und stärker auch in differenzierten Marktnischen unterwegs ist. Unternehmen investieren nicht nur in neue Fertigungsanlagen, sondern auch in das Humankapital, die Weiterqualifizierung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie die Ausbildung von Fachkräften hier vor Ort. Den strategischen Rahmen für dieses Wachstum bildet der Masterplan Industriestadt 2018-2021.