Senatorin Czyborra: „Die Wirklichkeit der Pflege ist besser als ihr Ruf“
Pressemitteilung vom 28.08.2024
Im Mittelpunkt des zweiten Teils der Sommertour der Senatorin für Wissenschaft, Gesundheit und Pflege, Dr. Ina Czyborra, stand Anfang der Woche die Pflege. Im Austausch mit Mitarbeitenden der besuchten Einrichtungen, pflegebedürftigen Menschen und Auszubildenden erhielt die Senatorin viele spannende Einblicke: „Diese Eindrücke und die vielen Informationen, die ich sammeln konnte, sind sehr wichtig für mich und werden in meine weitere Arbeit als Pflegesenatorin einfließen.“
Erste Anlaufstelle war das Beratungszentrum Pflege und Soziales im „Haus der Zukunft“ in Marzahn-Hellersdorf. Besonders hervorzuheben sind die verschiedenen Beratungsangebote und Informationsmöglichkeiten unter einem Dach: Pflegestützpunkt, regionaler Sozialdienst des Bezirks Marzahn-Hellersdorf und die Kontaktstelle „PflegeEngagement“, die bei der Unterstützung wohnortnaher Selbsthilfe- und Ehrenamtsstrukturen hilft. „Das Beratungszentrum ist ein einmaliges Modell zur Beratung und Unterstützung von pflegebedürftigen, älteren Ratsuchenden und deren Angehörigen. Solche wichtigen Beratungs- und Unterstützungsangebote wollen wir in Berlin auch weiterhin vorhalten, um Hilfestellung zu geben und beratend zur Seite zu stehen“, so die Senatorin.
Im anschließenden Austausch mit Auszubildenden standen die unterschiedlichen Qualifikationsniveaus in der Pflege im Mittelpunkt. Vertreten waren Auszubildende aller drei Qualifikationswege: Pflegefachassistenz, Pflegefachkraft und Pflegestudium. „Es hat mich gefreut, dass alle drei so positiv von ihrer Ausbildung gesprochen haben und sich darauf freuen, im Pflegeberuf arbeiten zu können. Um Pflegebedürftige bestmöglich zu versorgen, braucht es einen Qualifikationsmix, in dem alle Berufsgruppen der Pflege Hand in Hand arbeiten. Eine qualitativ hochwertige Ausbildung ist dafür zentral. Die mit dem angekündigten Pflegekompetenzgesetz zu erwartende weitere Professionalisierung der Pflegeberufe mit einem durchlässigen Stufensystem an Qualifikationsniveaus begrüße ich daher ausdrücklich und erwarte einen baldigen Kabinettsbeschluss“, so Czyborra.
Weiterhin ist es eine große Herausforderung, ausreichend Fachpersonal zu finden. Das zeigte auch der Besuch der Tages- und Nachtpflegeeinrichtung „El-Jana“, ebenfalls im Bezirk Marzahn-Hellersdorf, und mit 40 Tagespflege- und acht Nachtpflegeplätzen eine vergleichsweise große Tagespflegeeinrichtung. „Hier handelt es sich um eine innovative quartiersnahe Versorgungsform an der Grenze von ambulanter und stationärer Versorgung. Viele pflegebedürftige Menschen leben allein – für sie ist die Tagespflege eine gute Möglichkeit, andere Menschen zu treffen und am Leben der Gemeinschaft teilzuhaben. Häusliche Pflege funktioniert oft nur mit pflegenden Angehörigen. Die Tages- und Nachtpflege entlastet sie und ermöglicht es ihnen, Pflege und Beruf zu vereinbaren und auch mal Zeit für sich zu haben. Dazu müssen aber die Öffnungszeiten ausreichend sein. Das ist hier der Fall. Im Übrigen gibt es in anderen Bundesländern so gut wie keine Nachtpflegeeinrichtung“, so die Senatorin, die mit Mitarbeitenden und Hausleitung intensiv über die Arbeitssituation und die täglichen Herausforderungen bei der Suche nach engagierten Pflegekräften gesprochen hat.
Das Fazit der Senatorin: „Die Wirklichkeit der Pflege ist besser als ihr Ruf. Das haben mir die vielen Gespräche gezeigt. Die große Mehrheit der Pflegebedürftigen in Berlin wird ambulant versorgt. Das ist Ausdruck des Wunsches, auch im hohen Alter ein selbständiges Leben zu führen. Die häusliche Pflege ist oft nur durch das Engagement pflegender Angehöriger möglich. Sie sind eine tragende Säule der Pflege und verdienen unsere Anerkennung und Unterstützung. Zur Sicherstellung der häuslichen Pflege und zur Entlastung der pflegenden Angehörigen gibt es in Berlin ein gut ausgebautes Netz an Beratungs-, Pflege- und Unterstützungsangeboten. Die Bezahlung der Pflegekräfte wurde in den letzten Jahren spürbar verbessert – und das ist auch gut so. Als Folge sind allerdings auch die Kosten der Pflege gestiegen. Pflegebedürftigkeit wird durch die steigenden Eigenanteile zunehmend zum Armutsrisiko. Es braucht daher eine grundlegende Struktur- und Finanzreform des SGB XI auf Bundesebene. Auf Bundesebene setzt sich Berlin außerdem für eine mittelfristige Auflösung der Sektorengrenzen ein. Ein erster Schritt in diese Richtung ist die vom Bundesgesetzgeber angekündigte Einführung der neuen Versorgungsform ‚stambulant‘“.
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