Berliner Gedenktafel für Regine Deutsch
Pressemitteilung vom 14.10.2024
Die Senatsverwaltung für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt erinnert seit heute in der Pariser Str. 58, 10719 Wilmersdorf, mit einer Berliner Gedenktafel aus Porzellan an die Politikerin Regine Deutsch (1860-1938).
Die Gedenktafel erinnert an die jüdische Journalistin, Frauenrechtlerin und Kommunalpolitikerin Regine Deutsch. Sie engagierte sich für das aktive und passive Wahlrecht der Frauen und machte die Arbeit der ersten weiblichen Abgeordneten während der Weimarer Republik überparteilich sichtbar. Ihre Veröffentlichungen leisteten einen Beitrag zur parlamentarischen Demokratie, denn sie motivierten Frauen zur Teilhabe in den Bezirks-, Stadt- und Landesparlamenten und plädierten für Netzwerke unter den Parlamentarierinnen.
Geboren am 1. März 1860 als Regine Lion in Berlin, wuchs sie in einem wohlhabenden jüdischen Elternhaus mit neun Geschwistern auf. Früh verheiratet und verwitwet, engagierte sie sich in der Wohltätigkeit und kam in erste Kontakte mit Politik und Journalismus. Sie stritt organisiert für das Frauenstimmrecht, sprach darüber auf zahlreichen Kundgebungen und Versammlungen, trat der „Demokratischen Vereinigung“ bei und engagierte sich im „Nationalen Frauendienst“.
Die Einführung des Frauenwahlrechts war für Regine Deutsch ein politischer Höhepunkt. Als Mitglied der Deutschen Demokratischen Partei war sie von 1922 bis 1925 Berliner Stadtverordnete und von 1925 bis 1933 Bezirksverordnete in Wilmersdorf. Sie gehörte dem Deutschen Staatsbürgerinnenverband an. Mit ihren Veröffentlichungen „Die Tat der Frau“ und „Parlamentarische Frauenarbeit I+II“ dokumentierte Regine Deutsch die Arbeit der Parlamentarierinnen. Sie betrachtete die einzelnen Parlamentarierinnen, ihre Tätigkeiten in Ausschüssen und parteiübergreifende Kooperationen sowie ihre thematischen Auseinandersetzungen untereinander. Ihre sachliche Darstellung machte die Leistungen der weiblichen Abgeordneten deutlich. Auch international war Regine Deutsch organisiert und veröffentlichte die Schrift „25 Jahre Weltbund für Frauenstimmrecht“.
Am 17. März 1935 wurde sie von den Nationalsozialisten als Jüdin aus der Reichsschrifttumskammer ausgeschlossen und erhielt Publikationsverbot. Regine Deutsch starb am 28. Dezember 1938 in Berlin und geriet lange Zeit in Vergessenheit. Ihr politisches Engagement und ihre Veröffentlichungen als Chronistin der parlamentarischen Arbeit von Frauen in Nationalversammlung und Reichstag sind noch heute wegweisend.
Die Berliner Gedenktafeln sind ein Programm des Landes Berlin, eingebunden in das Förderprogramm Historische Stadtmarkierungen der Senatsverwaltung für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt. Die weißen Porzellantafeln werden von der Königlichen Porzellan-Manufaktur Berlin hergestellt. Die Recherche für den Tafeltext und die Organisation der Enthüllung lagen bei dem Verein Aktives Museum Faschismus und Widerstand in Berlin, der sich seit 2013 bei der Umsetzung des Berliner Gedenktafelprogramms engagiert.
Pressestelle
Daniel Bartsch
komm. Pressesprecher
Christopher Suss
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit