Berliner Gedenktafel für Louis Brody

Pressemitteilung vom 25.07.2024

Mit einer Berliner Gedenktafel aus Porzellan erinnert die Senatsverwaltung für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt seit heute in der Kurfürstenstraße 40, 10785 Berlin-Tiergarten an den Schauspieler und Aktivisten Louis Brody (1892–1951).

Louis Brody, 1892 geboren als Ludwig M’Bebe M’Pessa Akwa in der kamerunischen Küstenstadt Douala, kam Anfang des 20. Jahrhunderts nach Berlin und hinterließ in einer fast vier Jahrzehnte währenden Laufbahn bedeutsame Spuren als Schauspieler, Musiker, Tänzer, Ringer und Aktivist. 1915 war Brody in seiner ersten Rolle in Joe Mays Kriminalfilm „Das Gesetz der Mine“ zu sehen und markierte damit den Auftakt einer herausragenden wie auch bewegten Künstlerkarriere, in der er an über 80 Filmen mitwirkte. Als Schauspieler ab Ende der 1910er-Jahre stark gefragt, war Brody zur Zeit der Weimarer Republik beschränkt auf Rollen, die ihn exotisiert, dämonisch oder rassistisch darstellten. Nachdem ihm anfänglich die Anerkennung durch namentliche Erwähnung im Vor- oder Abspann verwehrt war, wurden seine Rollen zunehmend tragend. Ein Höhepunkt war die von ihm geschaffene Revue „Sonnenaufgang im Morgenland“, die im Dezember 1930 in Kliems Festsälen an der Neuköllner Hasenheide Premiere feierte und sich kritisch mit dem europäischen Kolonialismus auf dem afrikanischen Kontinent und mit stereotypen Darstellungen Schwarzer Menschen befasste.
Die Machtübergabe an die Nationalsozialisten tat Brodys Filmkarriere zwar keinen wesentlichen Abbruch – in mindestens 23 Filmen stand er zwischen 1933 und 1945 vor der Kamera. Das NS-Kino zwang Brody allerdings in Rollen, die ein kolonialisiertes, domestiziertes und einfältiges Afrika entwarfen, was die eigene Überlegenheit betonen sollte. Das Ende der NS-Diktatur überlebte Brody in Berlin und setzte seine Schauspielkarriere u.a. bei der DEFA fort. Gleichzeitig verdiente er seinen Lebensunterhalt als Zirkus-Artist und Jazz-Musiker.
Neben der Unterhaltungskunst engagierte sich Brody als Gründungsmitglied des 1918 in Hamburg gegründeten Afrikanischen Hilfsvereins, der ersten politischen und sozialen Organisation Schwarzer Menschen in Deutschland. In dessen Namen wendete sich Brody 1921 eindrücklich an die Presse um gegen die rassistische sogenannte „Schwarze Schmach“-Kampagne zu protestieren, die als Folge des Einsatzes französischer Kolonialsoldaten im Rheinland gewaltsame Konsequenzen für die Schwarze Bevölkerung Deutschlands hatte. Auch war Brody ab 1929 Mitbegründer der deutschen Sektion der „Ligue de Défense de la Race Nègre“, einer antikolonialen Bürgerrechtsvereinigung aus Frankreich, die für Gleichstellung und gegen Diskriminierung kämpfte.
Am 11. Februar 1951 verstarb Louis Brody mit 58 Jahren. Sein Grab existiert heute nicht mehr, in der Gaudystraße 5 wurden am 8. März 2023 zwei Stolpersteine für ihn und seine einstige Ehefrau Erika Diek verlegt.

Die Berliner Gedenktafeln sind ein Programm des Landes Berlin, eingebunden in das Förderprogramm Historische Stadtmarkierungen der Senatsverwaltung für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt. Die weißen Porzellantafeln werden von der Königlichen Porzellan-Manufaktur Berlin hergestellt. Die Recherche und Organisation der Tafel lag bei Berlin Postkolonial e.V. und dem Verein Aktives Museum Faschismus und Widerstand in Berlin, der sich seit 2013 bei der Umsetzung des Berliner Gedenktafelprogramms engagiert.