Berliner Gedenktafel für Vera Little-Augustithis

Pressemitteilung vom 03.06.2024

Seit heute erinnert die Senatsverwaltung für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt mit einer Berliner Gedenktafel aus Porzellan an die Opernsängerin Vera Little (1927–2012), die von 1977 bis 2010 in Berlin-Charlottenburg in der Witzlebenstraße 33 lebte.

Die Mezzosopranistin Vera Little wurde 1927 in Memphis, Tennessee, in einer Familie von Hobbymusikern geboren. Das Klavierspiel brachte ihr die Mutter bei. Nach einem Gesangsstudium am Talladega College, der ältesten Hochschule für Afroamerikanerinnen und Afroamerikaner in den USA, kam Vera Little 1952 mit einem Fulbright-Stipendium nach Paris um am Konservatorium Gesang zu studieren.

Auf Einladung von Carl Ebert, damaliger Intendant der Städtischen Oper Berlin (später Deutsche Oper Berlin), sang Vera Little 1958 als erste Schwarze Opernsängerin in Deutschland die Partie der Carmen in der gleichnamigen Oper von George Bizet. Für den Komponisten Boris Blacher wirkte sie bei Experimenten unter Einsatz elektronischer Mittel in der Musik mit und trat bei der legendären ersten Veranstaltung der Reihe „Musik im Technischen Zeitalter“ 1962 in der Berliner Kongresshalle auf. Von 1963 bis 1989 gehörte Vera Little dem Ensemble der Deutschen Oper Berlin an. Sie sang alle wichtigsten Mezzosopranpartien des Repertoires. Als ständiger Gast trat sie mehrere Jahre auch an der Wiener Staatsoper auf. Vera Little war gefragt als Interpretin zeitgenössischer Musik und wirkte unter anderem in den Aufführungen der Opern „Die Bassariden“ und „Der junge Lord“ von Hans Werner Henze mit. 1970 wurde Vera Little der Titel Berliner Kammersängerin verliehen.

Vera Little gehörte in den 1960er und -70er Jahren zu den strahlenden Erscheinungen der Berliner Gesellschaft. Sie probierte sich in verschiedenen Genres aus und trat im Musical „The Show Boat“ und in Brechts „Der Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny“ im Theater des Westens auf oder wirkte bei der Deutschlandradio-Hörspielproduktion von Thea Dorns „Ringkampf“ mit. 1970 heiratete Vera Little den griechischen Mineralogen Stylianos-Savvas Augustithis. Neben ihrer Gesangskarriere schrieb sie biografische Prosa und Lyrik, ihre Verbundenheit mit ihrer Wahlheimat Berlin fand in ihren Erzählungen Ausdruck. Sie hatte ein Auge für das Schrullige und Schöne der Stadt und ihrer Menschen, war aber auch mutig und ehrlich genug, die rassistische Diskriminierung, die sie im Alltag erfahren hatte, eindrücklich zu schildern. Vera Little starb am 24. Oktober 2012 in einer Senioreneinrichtung und wurde ordnungsbehördlich auf dem Neuen St. Michael-Friedhof in Berlin-Mariendorf beigesetzt.

Die Berliner Gedenktafeln sind ein Programm des Landes Berlin, eingebunden in das Förderprogramm Historische Stadtmarkierungen der Senatsverwaltung für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt. Die weißen Porzellantafeln werden von der Königlichen Porzellan-Manufaktur Berlin hergestellt. Die Recherche und Organisation der Tafel lag bei dem Verein Aktives Museum Faschismus und Widerstand in Berlin, der sich seit 2013 bei der Umsetzung des Berliner Gedenktafelprogramms engagiert. Besonderer Dank gilt der GASAG AG, die als langjährige Hauptsponsorin des Berliner Gedenktafelprogramms die Tafel für Vera Little finanziert hat.