Berliner Gedenktafel am Jüdischen Altersheim in der Iranischen Straße enthüllt
Pressemitteilung vom 20.10.2022
Berlin erinnert seit heute mit einer Berliner Gedenktafel an das 1902 errichtete Jüdische Altersheim in der heutigen Iranischen Straße 3. Während der NS-Zeit wurden die meisten der Bewohnerinnen und Bewohner deportiert und ermordet.
Dr. Torsten Wöhlert, Staatssekretär für Kultur, sagte bei der Enthüllung: „Jüdische Pflege- und Altenarbeit in Deutschland hat eine lange Geschichte und wurde intensiv betrieben, bis sie vom Nazi-Regime unterbrochen wurde. Erinnerungskultur wiederum kann ein Bindeglied sein. Wenn diese Gedenktafel Anstoß für Dialog und Auseinandersetzung sein kann, ist viel erreicht. Ich wünsche mir daher, dass diese Gedenktafel ein interessiertes Publikum findet, zum Gedenken und Innehalten Raum gibt sowie eine lebendige und aktive Erinnerungsarbeit ermöglicht.“
Das Jüdische Altersheim konnte durch die großzügigen Spenden der Berliner Mäzenin Erna Pakscher (1836–1909) erbaut werden und entstand nach den Plänen des Architekten Johann Hoeniger (1850–1913), der in Berlin auch für den Bau mehrerer Synagogen verantwortlich war. Das Grundstück in der damaligen Exerzierstraße 3 erhielt die Gemeinde dank der Bemühungen des Philanthropen Moritz Manheimer (1826–1916). Am 21. September 1902 wurde das Haus im Beisein prominenter Vertreterinnen und Vertreter der Jüdischen Gemeinde feierlich eröffnet.
Durch wohltätige Zuwendungen finanziert, fanden hier auch ältere Gemeindemitglieder, deren Angehörige nicht für ihre Unterbringung und Versorgung aufkommen konnten, ein Zuhause. Hier konnten sie ihren „fröhlichen Lebensabend“ verbringen, befreit von der „Sorge um die Nothdurft des Lebens“, wie Der Gemeindebote am 26. September 1902 berichtete. Ihnen stand ein großer Garten mit Gemüse- und Blumenbeeten zur Verfügung, im zweiten Oberschoss befand sich außerdem eine Synagoge. „Wir leben hier auf einer glücklichen Insel“, wird eine Bewohnerin 1935 zitiert.
Zwischen 1941 und 1943 deportierten die Nationalsozialisten die meisten der über hundert Bewohnerinnen und Bewohner nach Theresienstadt, wo sie die viele von ihnen ermordeten. Einige Bewohnerinnen und Bewohner nahmen sich im Angesicht der drohenden Deportation das Leben.
Die Berliner Gedenktafeln sind ein Programm des Landes Berlin, eingebunden in das Förderprogramm Historische Stadtmarkierungen der Senatsverwaltung für Kultur und Europa. Die weißen Porzellantafeln werden von der Königlichen Porzellan-Manufaktur Berlin hergestellt. Die Recherche und Organisation der Tafel lag bei dem Verein Aktives Museum Faschismus und Widerstand in Berlin, der sich seit 2013 bei der Umsetzung des Berliner Gedenktafelprogramms engagiert.
Pressestelle
Daniel Bartsch
komm. Pressesprecher
Christopher Suss
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit