Neue Erkenntnisse zum mittelalterlichen Bohlendamm in der Stralauer Straße

Pressemitteilung vom 23.02.2022

Mitarbeiter*innen der archäologischen Fachfirmen Archäokontrakt und pmp erforschen unter Aufsicht und mit Unterstützung des Landesdenkmalamtes Berlin seit Anfang Januar 2022 bauvorbereitend einen mittelalterlichen Bohlendamm, der 2,5 m unter der heutigen Geländeoberkante im Straßenland der Stralauer Straße erhalten blieb. Die Untersuchungen werden bis in den März hinein andauern.
Die hölzernen Bauelemente befindet sich dank luftabschließender Torfschichten in einem außerordentlich guten Erhaltungszustand. Das dreilagige hölzerne Bauwerk unter mehreren jüngeren Straßenschichten verkörpert als älteste erhaltene Holzstraße Berlins eine über 800 Jahre währende Bautradition in Berlin-Mitte. Die oberste Lage bilden quer zur Fahrtrichtung verlegte Bohlen, die ihrerseits auf drei parallelen Balkenreihen in Längsrichtung des Dammes ruhen. Der Unterbau besteht aus dicken, grob bearbeiteten Stämmen. Zum größten Teil wurde Kiefernholz verwendet. Die Länge der sehr aufwendigen Straßenkonstruktion beträgt 65 m.
Die Jahrringuntersuchung der geborgenen Hölzer ergab mehrere Bauphasen der Straße. Die ersten Arbeiten setzten demnach ab dem Jahr 1215 ein und erstreckten sich mit verschiedenen Erneuerungsphasen bis in den Anfang der 1230er Jahre. Weitere naturwissenschaftliche Untersuchungen in Kooperation mit dem Deutschen Archäologischen Institut laufen noch.
Die archäologische Dokumentation erfolgt in einem 4 m breiten Streifen, der im Zuge des umfassenden Straßenumbaus für die Quartiere um den Molkenmarkt eine 110-KV-Stromtrasse und eine Gashauptleitung aufnehmen wird. Verlauf und Lage dieser Infrastruktur sind durch den Bebauungsplan 1-14 festgesetzt. In diesem Bereich wird die gesamte Konstruktion Lage für Lage dokumentiert und dann zur weiteren wissenschaftlichen Bearbeitung geborgen. Stellenweise wurde die Baugrube erweitert, um die Straßenkonstruktion in ihrer ganzen Breite von 6 m zu erfassen.
Ab der kommenden Woche werden Bauhölzer aller Lagen der Straße auf einer Grundfläche von ca. 6 m x 6 m geborgen und auf Flächen der Ausgrabungen am Molkenmarkt zwischengelagert. Sie sollen unter Fachaufsicht des Museums für Vor- und Frühgeschichte für eine museale Präsentation bzw. für ein archäologisches Fenster konserviert werden. Alle weiteren geborgen Bauhölzer wie auch weitere Funde werden ebenfalls in Obhut genommen.
Ein Teil der mittelalterlichen Straße wird unberührt unter der künftigen Stralauer Straße erhalten bleiben.