Sozialkulturelle Projektangebote für Frauen in Berlin

Sie sind gerade nach Berlin gezogen und suchen Kontakt?
Ihr Leben ist voller Veränderungen und Umbrüche – zu viele, um damit allein zu bleiben?
Sie suchen Gedanken- und Erfahrungsaustausch mit anderen Frauen oder eine kreative Betätigung?
Versuchen Sie’s doch einfach mit dem Besuch eines Frauenzentrums…

Frauenzentren in Berlin

Der Aufbau von Frauenzentren in Berlin ist eng verknüpft mit den Umbrüchen, die im Herbst 1989 in der DDR eingeleitet wurden. Vor dem Hintergrund des Strebens der Frauen im Ostteil Berlins nach politischer und gesellschaftlicher Emanzipation haben sich die Frauenzentren in dieser Phase als eigenständige Struktur etabliert. Ergänzend zur ausdifferenzierten Westberliner Frauenprojektlandschaft setzten sich die Ostberliner Frauen mit ihren Erfahrungen und neu erworbenen Kenntnissen dafür ein, den im Osten bestehenden immensen Bedarf an breit angelegten niedrigschwelligen Beratungs-, Orientierungs-, Informations- und Unterstützungsangeboten wenigstens ansatzweise zu befriedigen. Dabei waren sie in vielen Fragen selbst Lernende, nur wenige Schritte ihren Klientinnen voraus.

Was kennzeichnet Frauenzentren heute?

Heute sind Frauenzentren aufgrund der Vielfalt ihrer Zielgruppen und der Angebotsbreite ein Ort für gesellschaftliche Verständigung von Frauen. Sie bieten mit Informations- und Diskussionsveranstaltungen, mit niedrigschwelligen offenen Treffs, politikfeld- oder berufsfeldbezogenen Stammtischen und Gruppenangeboten ein breites Spektrum an Möglichkeiten für gesellschaftliche Auseinandersetzung und Teilhabe. Ob Dialog zwischen verschiedenen Frauengenerationen oder interkulturelle Verständigung, Auseinandersetzung mit Lebensformen für Partnerschaft, Mutterschaft und deren Vereinbarung mit Berufstätigkeit oder aktuelle gesellschaftliche Debatten und deren frauenspezifischen Implikationen – in den Frauenzentren finden Sie Gelegenheit zu Austausch und Vernetzung.

Mit ihren offenen Angeboten legen Frauenzentren bewusst Wert auf einen einfachen Zugang. Dazu gehören zum Beispiel bedarfsbezogene Kinderbetreuungsangebote, Tauschbörsen z. B. für Kinderkleidung-, aber auch die Unterstützung beim Ausfüllen von Anträgen an Behörden oder die Möglichkeit, Tageszeitungen nach Stellenangeboten zu durchsuchen.

Wer Beratung zu persönlichen, sozialen, gesundheitlichen oder rechtlichen Problemen benötigt, findet in den Frauenzentren kompetente Beraterinnen bzw. Unterstützung. Neben einem breiten Beratungsangebot und Hilfen zur Selbsthilfe gibt es auch Kurse zur körperlichen und seelischen Stabilisierung, zur beruflichen Orientierung und zur Stärkung und Entwicklung der eigenen Ressourcen und Potenziale.
Und nicht zuletzt bieten Frauenzentren vielfältige Möglichkeiten, sich in einem grundsätzlich Frauen vorbehaltenen Rahmen auszuprobieren, Erfahrungen mit eigenen Stärken und Schwächen zu machen und dadurch selbstbewusster aufzutreten und sich selbstbestimmt zu verhalten.

Frauen-Selbsthilfeprojekte

In den 70er Jahren entwickelte sich in Berlin – wie auch bundesweit – eine Selbsthilfebewegung als Reaktion auf entstandene Fehlentwicklungen und Defizite bei den Leistungen und Angeboten des staatlichen Gesundheits- und Sozialwesens. Darauf reagierte das Land Berlin 1982 mit der Einrichtung eines Förderprogramms, aus dem Selbsthilfegruppen eine dreijährige Anschubfinanzierung erhalten konnten. Ein Förderschwerpunkt diente der Befriedigung frauenspezifischer Bedarfe. Einige Frauenselbsthilfeprojekte, die auf dieser Basis Fördermittel erhielten, wurden wegen des weiterhin bestehenden Bedarfs nach drei Jahren in die Weiterförderung übernommen.
Heute werden sechs kleine Frauenprojekte gefördert, die mit einem hohen Anteil an ehrenamtlicher Arbeit ein professionelles, spezialisiertes und zum Teil einzigartiges Angebot zur Verfügung stellen.

Förderschwerpunkte

Mit der Möglichkeit, ergänzend zu den staatlichen sozialen Leistungen und zur vorhandenen, eher traditionell geprägten Angebotsstruktur z. B. der Wohlfahrtsverbände auf Bedürfnisse bestimmter, bisher kaum von der Öffentlichkeit wahrgenommener Zielgruppen zu reagieren, wurde erst sichtbar, wie groß der Bedarf in einzelnen Feldern dafür war. So konnten sich folgende Angebote langfristig über Fördermittel etablieren:

  • Selbsthilfe- und Beratungsangebote für lesbische Frauen, zunehmend auch ältere lesbische Frauen: Spinnboden e.V.
  • Die Förderung und Begleitung insbesondere von jungen Künstlerinnen beim Einstieg in ihr Berufsleben durch Beratungs-, Betätigungs- und Austauschmöglichkeiten: Begine e.V. und Alpha Nova e.V.
  • Förderung des sozio-kulturellen Austauschs und des Integrationsprozesses von Mädchen und Frauen anderer Nationalität und anderen kulturellen Hintergrunds und damit in Zusammenhang stehende Hilfe zur Selbsthilfe: Beraberce e.V., Xochicuicatl e.V.
  • Hilfe zur Selbsthilfe für Frauen, die zur Betreuung ihrer Kinder eine Familienphase eingelegt haben bzw. wieder ins Berufsleben zurückkehren möchten: Frauencafe Mira Martha bei Frau und Beruf e.V.

Projekte: Frauenzentren, Selbsthilfe und Archiv