Frau StSin König berichtet über die aktuellen Hilfsmaßnahmen für Sexarbeitende:
- Neustart-Hilfen des Bundes auch für Solo-Selbständige seit dem 16.02.2021.
- 20 neue Plätze für Trans Sexarbeitende in Treptow-Köpenick in der Unterkunft der Schwulenberatung seit Anfang Februar.
Bericht aus den Fachberatungsstellen
Hydra e.V. – Treffpunkt für Menschen in der Prostitution und Sexarbeit
Sarah Stöckigt
- Hilfen vom Bund sind zu hochschwellig, viele Sexarbeitende haben keine Meldeadressen, keine Steuernummern, keinen Zugang zur technischen Ausstattung (Laptops etc.).
- Hydra Café ist derzeit geschlossen, es werden Onlineangebote durchgeführt, diese sind jedoch nur zum Teil erfolgreich, die Zugänge zu Sexarbeitenden sind erschwert.
- Spendengelder für den Hilfsfonds lassen nach, aber die Not ist weiterhin groß.
- Es wird zunehmend über Gewalterfahrungen berichtet; durch das illegalisierte Arbeiten auf Grund des pandemiebedingten Tätigkeitsverbots ist die Hürde, solche Straftaten anzuzeigen, zu hoch.
Frauentreff Olga – Drogennotdienst e.V.
Lonneke Schmidt-Bink
- Lebensmittelgutscheine aus den Mitteln des Runden Tisches Sexarbeit wurden sehr gut angenommen, die Not ist groß. Bei der Ausgabe der Gutscheine kam es auch zu Auseinandersetzungen zwischen den Frauen, was ein Symptom der schwierigen Lage darstellt.
- Es gibt große Schwierigkeiten, Sexarbeitenden die Grundsicherung durch das Jobcenter zu ermöglichen.
- Auf der Kurfürstenstraße sind nach wie vor wenig Sexarbeitende, aber dennoch ist Betrieb zu sehen.
- Die pandemiebedingte Illegalisierung bringt weitere Probleme mit sich, es wird über unangemessenes Verhalten der Polizei (Platzverweise, Beweislage mit Kondome in Tasche und dünnen Jacken, Gewahrsam über Nacht) berichtet – Sprachdefizite bringen weitere Hürden mit sich.
- In der Bußgeldverordnung werden Sexarbeitende nicht bebußt, dennoch wird berichtet, dass es seitens der Polizei Androhungen von Bußgeldern gibt. Es finden derzeit Gespräche mit der Polizei bezüglich der Problematik statt.
- Unterkunft für Trans Sexarbeitende – das Verfahren der Kostenübernahme ist zu hochschwellig, bislang konnte dorthin noch nicht vermittelt werden.
Smart-Berlin – Hilfe für Jungs e.V.
Lukas Weber
- Schließt sich den Berichten der beiden Vorrednerinnen an.
- Viele Sexarbeitende sind auf Grund der Situation auch in die Heimatländer zurückgekehrt.
- Problematisch ist, dass die Kunden die vulnerable Situation von Sexarbeitenden teilweise ausnutzen.
- Seitens des Landes gibt es nur wenig Unterstützung für Sexarbeitende, die Lebensmittelgutscheine waren eine wichtige Hilfe.
- Smart+ wird zum Monatsende eingestellt.
Bericht aus den Verbänden:
Bundesverband sexuelle Dienstleistungen (BSD)
Stephanie Klee
- Zunahme von sexuell übertragbaren Infektionen (STIs), Zunahme von ungewollten Schwangerschaften.
- Fehlende Krankenversicherungen der Sexarbeitenden ist ein großes Problem.
Berufsverband sexuelle Dienstleistungen (BesD)
Johanna Weber
- Bitte um Einladung von Casper Tate von trans sexworks.
- Der Hilfsfonds vom BesD in Höhe von 190.000 Euro ist nahezu leer, mit dem Geld konnten schnelle Hilfen geleistet werden.
- Appell für einen Runden Tisch Sexarbeit auf Bundesebene nach Vorbild des Runden Tisches Sexarbeit Berlins.
Bericht LKA 42 – Menschenhandel
Frau van Offern:
Durch die Illegalisierung von sexuellen Dienstleistungen ist eine Zunahme von Gewalt gegen Sexarbeitende zu verzeichnen. Jedoch kommt es nahezu zu keinen Anzeigen, da sich die Sexarbeitenden selbst in der Illegalität bewegen. Es ist wichtig, dass Sexarbeitende motiviert werden, sich in solchen Fällen an die Polizei zu wenden, da sonst keine Schutzkonzepte entwickelt werden können.
Frau StSin König teilt mit, dass dem Senat und allen Teilnehmenden bewusst ist, dass in der Sexarbeit illegal weitergearbeitet wird, die zunehmende Gewalt ist jedoch besorgniserregend. Die Option für niedrigschwellige Hilfen von der Senatsverwaltung für Gesundheit, Pflege und Gleichstellung (SenGPG) für Lebensmittelgutscheine/Hilfsfonds soll intern geprüft werden. Außerdem soll ein Austausch mit der Clearingstelle für Menschen ohne Krankenversicherung, den Trägern sowie Abteilung I (Pflege) und Abteilung III (Gleichstellung) der SenGPG initiiert werden, um die Bedarfe der Zielgruppe besser umsetzen zu können. Damit soll der Clearingprozess erleichtert werden.