Limen
Gibt es eine Grenze zwischen Natur und Kultur? Wenn ja, wo verläuft sie? Vielleicht an den Zäunen, die Landwirt:innen aufstellen, um ihre angebauten Güter vor wilden Tieren zu schützen? Dort wo die landwirtschaftliche Kulturfläche von dem Wald, der Natur, getrennt oder vielmehr geschützt wird? In diesem Beitrag wollen wir uns auf wissenschaftlich-künstlerische Weise mit dem Limen, dem Grenzbereich zwischen Mensch und Tier, Natur und Kultur nicht nur beschäftigen, sondern ebendiesen auch in Frage stellen. Denn wenn wir davon ausgehen, dass es einen Grenzbereich gibt, dann stimmen wir auch zu, dass es einen Mensch/Tier- und Natur/Kultur-Dualismus gibt. Doch diese Gegensätze in Frage zu stellen, ist eine der zentralen Aufgaben der Critical Animal-Studies. Tragen diese Konstrukte doch zur permanenten Abwertung von allem nicht-menschlichem Leben bei. So soll zum Beispiel aufgezeigt werden, dass in der Konstruktion „des Menschen“ ein Ausschluss von der sogenannten Natur,
die unter anderem in der eigenen, immer vorhandenen körperlichen Vulnerabilität besteht, enthalten ist. Das dient dazu, das „Tierische“ als zentralen Anteil des „Menschlichen“ zu verschleiern. Die aktuelle sozio-ökologische Krise verdeutlicht, dass wir unsere Verwobenheiten mit anderen Tieren und Ökosystemen anerkennen müssen. Denn um dieser Krise adäquat begegnen zu können, ist ein Verständnis dafür (nur) ein Teil eines größeren Ökosystems zu sein sowie der Abhängigkeit von dessen Stabilität essenziell. Es ist dieser Ansatz der Interrelationalität mit anderen Lebewesen und Lebensformen, den wir in unserem Beitrag, an Beispielen von Mensch-Wildtier-Interaktionen- und Verhältnissen in der Biozyklisch-Veganen Landwirtschaft, beleuchten wollen. Die beiden Vortragenden beginnen ihren Beitrag mit einem Film von Rosie Benn, der den Titel `Limen’ trägt. Im Film wird sich auf künstlerische Weise mit Biozyklisch-Veganer Landwirtschaft befasst. Dabei wird der
Archetyp der Limen, Kreaturen, die in der Mythologie oft als die Verschmelzung zwischen Mensch und Nicht-Mensch erscheinen, beleuchtet. Es ist eine Erkundung von Praktiken, die zur Konvivialität mehrerer Spezies beitragen, die auf der Interpretation des Grenzbereichs als Ort des Wandels basiert. Daraufhin wird Florian Heinze mit Bezug auf die Critical Animal-Studies Literatur sowie eigens durchgeführte Interviews mit Landwirt:innen, die Biozyklisch-Veganen Anbau betreiben und über ihren Umgang mit Konflikten mit Wildtieren berichten, an die im Film aufgeworfenen Themen anknüpfen und versuchen, eine post-anthropozentrische Perspektive auf diese zu eröffnen.