31. Berliner Tierschutzforum am 29.04.2024: Reform des Tierschutzgesetzes in Gefahr

Ingwerkatze schaut neugierig auf ein Paragrafenschild - Konzept der Tierrechte.

Gezielte Desinformation und verzerrte Darstellungen aus der Tierzuchtbranche, dem Tierversuchsbereich und der Landwirtschaft gefährden die Überarbeitung des deutschen Tierschutzgesetzes. Der am 1. Februar 2024 veröffentlichte Gesetzesentwurf enthält in erster Linie längst überfällige Konkretisierungen und Ergänzungen und passt das Gesetz an aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse und Praktiken an. Während er den meisten Tierschützer:innen nicht weit genug geht, behaupten die Lobbygruppen der Tierindustrie, dass selbst diese minimalen Anpassungen zugunsten der Tiere der Gesellschaft schaden würden. Es war deshalb nicht überraschend zu erfahren, dass der Entwurf vom Februar nun erneut überarbeitet und weiter abgeschwächt wurde.

Um in dieser Gemengelage Orientierung zu geben, richtet sich das 31. Berliner Tierschutzforum am Montag, den 29.4.2024, um 19 Uhr an Journalist:innen, Medienvertreter:innen und die interessierte Öffentlichkeit. Im Fokus stehen die wichtigsten geplanten Änderungen des weiter abgeschwächten Entwurfs und ihre tatsächliche Bedeutung für Tiere und Menschen.

Vier Expert:innen werden den Zuhörenden einen Überblick über die geplante Reform geben und deutlich machen, warum sie in Gefahr ist, obwohl sie bei weitem zu kurz greift: Dr. med. vet. Moira Gerlach von der Akademie für Tierschutz wird auf die geplanten Verbesserungen für Heimtiere eingehen. Ina Müller-Arnke von Vier Pfoten e.V. wird die Änderungsvorschläge im Bereich der landwirtschaftlichen Tierhaltung beleuchten. Dr. rer. nat. Norbert Alzmann wird hervorheben, weshalb die geplante Videoüberwachung von Schlachthöfen ein wichtiger Fortschritt wäre. Abschließend wird Dr. iur. Felix Aiwanger vom Max-Planck-Institut für ausländisches und internationales Privatrecht Hamburg aufzeigen, wie der Entwurf zu mehr Rechtssicherheit beitragen würde, und den Einfluss von Lobbytaktiken und politischen Manövern auf den weiteren Gang des Gesetzgebungsverfahrens thematisieren.

Kostenfreie Anmeldung: https://www.eventbrite.co.uk/e/31-tierschutzforum-reform-des-tierschutzgesetzes-in-gefahr-tickets-885265632337

Kurzviten:

Dr. Felix Aiwanger

ist Wissenschaftlicher Referent und Habilitand am Max-Planck-Institut für ausländisches und internationales Privatrecht in Hamburg. Nach seiner Promotion an der Ludwig-Maximilians-Universität München war er im Jahr 2023 juristischer Referent der Berliner Landesbeauftragten für Tierschutz. Er ist Mitglied der Deutschen Juristischen Gesellschaft für Tierschutzrecht und widmet sich in seiner Forschung dem rechtlichen Status von Tieren und der Repräsentation von Tierinteressen aus vergleichender und interdisziplinärer Perspektive.

Dr. Norbert Alzmann

ist Diplombiologe und Bioethiker. Er hat 2010 am Lehrstuhl für Ethik in den Biowissenschaften in Tübingen zur Beurteilung der ethischen Vertretbarkeit von Tierversuchen promoviert. Am Messerli Forschungsinstitut an der Vetmeduni Wien war er Projektmitarbeiter zur Entwicklung eines Kriterienkatalogs zur Bewertung von Tierversuchsvorhaben im Auftrag des österreichischen Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft. Er hat Lehraufträge an verschiedenen Universitäten und ist Mitglied zahlreicher Verbände. Seine Forschungsschwerpunkte sind insbesondere Probleme der Güterabwägung im Genehmigungsverfahren von Tierversuchen, Ethikkommissionen, sowie ethische und Tierschutz-Aspekte von „Nutztier“-Haltung, -Schlachtung und Fleischkonsum.

Dr. Moira Gerlach

ist approbierte und promovierte Tierärztin. Seit 2017 ist sie als Referentin für Heimtiere an der Akademie für Tierschutz des Deutschen Tierschutzbundes in Neubiberg tätig und ist stellvertretende Abteilungsleiterin des Heimtierreferats. Außerdem engagiert sich Dr. Gerlach seit 2021 als erste Vorsitzende des Arbeitskreises Hund und Katzen der Tierärztlichen Vereinigung für Tierschutz (TVT).

Ina Müller-Arnke

ist Agraringenieurin (Dipl.-Ing. agr. und M.Sc. agr.) und arbeitet seit 2008 bei VIER PFOTEN als Expertin für Tiere in der Landwirtschaft. Sie betreut insbesondere Themen, die Rinder, Schweine und Tiertransporte betreffen. Zuvor war sie als Wissenschaftlerin am Friedrich-Löffler-Institut und am Thünen-Institut tätig und hat dort Haltungssysteme nach Tierschutzkriterien bewertet und Tiergesundheitspläne erstellt.