Weshalb sind betreute Stadttaubenschläge Mittel der Wahl?

09.02.2023
Nach den mittlerweile über Jahrzehnte bewährten Erfahrungen einer immer größer werdenden Zahl deutscher und internationaler Kommunen ist die Einrichtung betreuter Stadttaubenschläge ein geeignetes Mittel um Mensch-Stadttauben-Konflikte zu reduzieren, die öffentliche Sauberkeit und Ordnung und damit das Städtebild, die Aufenthaltsqualität sowie den Zustand von Gebäudefassaden sowie Denkmälern zu verbessern bzw. zu erhalten und gleichzeitig die gesundheitliche Situation der Stadttauben und damit das Staatsziel und Verfassungsgut Tierschutz zu fördern sowie die Population der Stadttauben langfristig zu reduzieren.
Als eine der deutschen Vorreiterstädte, die das Konzept betreuter Taubenschläge in den 1990er Jahren anzuwenden begann und seitdem stetig ausbaut, verfügt Augsburg mittlerweile über zehn betreute Taubenschläge und zwei betreute Taubentürme [1]. Dieses „Augsburger Modell“ (teils auch als „Aachener Modell“ bezeichnet) wird seitdem von mehr und mehr Kommunen adaptiert (vgl. exemplarisch [3]). Es ermöglicht die Umsiedlung ansonsten an beliebigen Orten „wild“ brütender Stadttauben in den Taubenschlag, die dortige kontrollierte Fütterung mit artgerechtem Futter, die dortige kontrollierte Sammlung und Entsorgung der Hinterlassenschaften (mit überschaubarem Aufwand im Vergleich zur sonst weiten, nicht kontrollierbaren Verteilung des Kots auf Dächern, Plätzen, etc.) sowie den dortigen kontrollierten Austausch der gelegten Eier gegen Attrappen aus Gips als Mittel der tierschutzkonformen Populationskontrolle und langfristigen stadtweiten Populationsreduktion. So konnten in den Jahren 2001 bis 2016 alleine in den betreuten Stadttaubenschlägen in Augsburg ca. 109.400 gelegte Eier gegen Attrappen ausgetauscht und damit der Schlupf von ca. 109.400 Taubenküken verhindert werden [2]. Zahlreiche Kommunen haben mittlerweile bereits Praxiserfahrungen mit diesem Konzept gesammelt (bzw. sind dabei, erste und weitere Stadttaubenschläge einzurichten) und bewerten diese Erfahrungen überwiegend positiv, wie die am 03.12.2021 veröffentlichte systematische Auswertung einer entsprechenden Umfrage zeigt [3].
Funktionierende betreute Stadttaubenschläge stellen sich also als vielseitiger Multi-Verbesserer verschiedener kommunaler Handlungsfelder dar. Sie sind zudem die kostengünstigere Alternative gegenüber den ansonsten unbefristet erforderlichen regelmäßigen Reinigungs- oder sogar Restaurierungsmaßnahmen an Gebäuden, Denkmälern bzw. auf öffentlichen Plätzen, die sowohl für die öffentliche Hand anfallen, für letztlich ebenfalls öffentlich mitfinanzierte Verkehrsbetriebe (DB bzw. Nahverkehr) als auch für private Stellen (z.B. Hauseigentümer). Auch die durch die Einrichtung von Stadttaubenschlägen bewirkte nicht unerhebliche Einsparung von Personalkosten für die Bearbeitung von Eingaben bzw. Beschwerden in Veterinär-, Ordnungs- und Liegenschaftsbehörden, bei Polizei, Feuerwehr und sogar Staatsanwaltschaften sowie auch in übergeordneten Behörden (Landesämtern, Ministerien bzw. Senatsverwaltungen) ist zu berücksichtigen.

  • [3] Erfahrungen mit Stadttaubenprojekten nach dem „Augsburger Modell“ und Praxisbeispiele. Ergebnisse der Stadttaubenumfrage 2020/2021. Eine Umfrage von Menschen für Tierrechte – Bundesverband der Tierversuchsgegner e.V. vom 03.12.2021.
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