Internationaler Tag des Versuchstiers: Zeit zur Reflexion über Tierversuche, die COVID-19 Pandemie und unseren grundsätzlichen Umgang mit Tieren
Der Internationale Tag des Versuchstieres jährt sich am 24. April zum 59. Mal. Sein Ziel ist es auf die Schicksale der über 192 Millionen Tiere aufmerksam zu machen, die jährlich weltweit im Namen der Wissenschaft eingesetzt werden (Schätzung aus 2015). 1
Dazu die Berliner Landestierschutzbeauftragte Dr. Kathrin Herrmann:
„Trotz des Zieles Tierversuche zu reduzieren und wo immer möglich durch tierfreie Methoden zu ersetzen, wurden in Deutschland laut BMEL 2 in 2019 über 2,2 Millionen Tiere in Versuchen eingesetzt und weitere ca. 700.000 Tiere für wissenschaftliche Zwecke getötet – was sogar eine Steigerung gegenüber den beiden Vorjahren darstellt. Die politischen Versprechen sich aktiv für den Ersatz von Tierversuchen einsetzen zu wollen, bleiben also bisher unerfüllt. Der Standard in der Forschung ist nach wie vor Tierversuche zu machen, obgleich sich die Öffentlichkeit schon seit Jahren für die vermehrte Entwicklung von tierfreien Forschungsmethoden ausspricht. Bezeichnend in diesen Tagen ist das Medienecho derjenigen, die die absolute Unerlässlich von Tierversuchen zur Bekämpfung der COVID-19 Pandemie propagieren. 3, 4
Sie sehen sich in ihrem Weg bestätigt – oder ist das Ganze nur eine panische Reaktion auf den steigenden Druck der Öffentlichkeit und Politik? COVID-19 hat nämlich deutlich gemacht, dass wir gar keine Zeit haben für langwierige Testungen am Tier, geschweige denn der Suche nach dem passenden Tier“modell“. COVID-19 hat bewiesen, dass wir z. B. in der Impfstoffentwicklung mit weit weniger Tieren auskommen als gedacht. Natürlich verbietet die derzeitige Rechtslage den kompletten Verzicht auf Tierversuche, aber man hat gesehen, dass human-basierte tierfreie Modelle 5, 6, 7, 8 schneller und zielführender für die Erforschung der Erkrankung und Entwicklung von Therapeutika sind, da sie die Situation im Menschen besser abbilden können als sog. Tiermodelle.
Die Pandemie sollte uns eigentlich lehren unseren Umgang mit anderen Tieren endlich grundlegend zu überdenken, denn ansonsten werden wir uns mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit von einer Epi- oder Pandemie in die nächste bewegen. Der internationale Tag zum Schutz der Versuchstiere sollte uns also nicht nur an diese Tiere denken lassen, sondern an unseren grundsätzlichen Umgang mit allen Tieren. Das wird nicht nur für unsere Gesunderhaltung entscheidend sein.“