Jahresbericht 2022 - Anerkennung ausländischer Ausbildungen in den Gesundheitsberufen

Infokachel mit dem Text Anerkennung Gesundheitsberufe. Daneben ist ist eine Ärztin abgebildet.

Die Anerkennung ausländischer Ausbildungen in den Gesundheitsberufen leistet einen wichtigen Beitrag, um die medizinische und pflegerische Versorgung der Bevölkerung durch qualifizierte Fachkräfte aus dem Ausland sicherzustellen und hier lebende geflüchtete Menschen durch die Ausübung ihres erlernten Berufs zu integrieren. Das 2012 in Kraft getretene Anerkennungsgesetz ist eine Erfolgsgeschichte mit der Folge, dass die Zahl der Anträge von Fachkräften mit ausländischer Ausbildung stetig gewachsen ist. Nach einem leichten Rückgang der Antragszahlen während der Corona-Pandemie ist die Zahl der Anträge in 2022 gegenüber 2021 um weitere 45 % auf ein neues Rekordhoch von über 2.500 gestiegen und wird in 2023 voraussichtlich auf mehr als 3.000 Anträge ansteigen. Die Anträge betreffen 29 verschiedene Gesundheitsberufe aus über 100 Ausbildungsstaaten. 85 % entfallen auf Ausbildungen aus sog. Drittstaaten, knapp 15 % auf EU-Staaten. Die mit Abstand meisten Anträge betreffen den Arztberuf (40 %) und die Pflegeberufe (30 %).

Ursache für den rasanten Anstieg an Anerkennungsverfahren sind die systematischen und umfassenden, mit erheblichen finanziellen und personellen Mitteln des Bundes, der Länder und großer Gesundheitseinrichtungen geförderten Maßnahmen und Projekte zur Rekrutierung qualifizierter Fachkräfte aus dem Ausland insbesondere für den Bereich der Pflegeberufe, mit dem Ziel, den eklatanten Fachkräftemangel in der Gesundheitsversorgung zu beheben.

Aufgrund des hohen Rechtsgutes des Patienten- und Gesundheitsschutzes sind die Ausbildungen für die Gesundheitsberufe und entsprechend auch die Anerkennungsverfahren jeweils in berufsspezifisch eigenen Gesetzen und Verordnungen komplex geregelt. Die Voraussetzungen für den Berufszugang gewährleisten einen hohen Qualitätsstandard und erfordern regelmäßig eine umfassende Prüfung der Gleichwertigkeit der ausländischen Ausbildung, die Durchführung von Kenntnisprüfungen oder Anpassungslehrgängen sowie ein für die eigenverantwortliche Berufsausübung ausreichendes Sprachniveau der Antragstellenden.

  • Infokachel Anerkennungen ausländischer Ausbildungen für Gesundheitsberufe. Im Jahr 2022 wurden insgesamt 2503 Anträge gestellt.
  • Infokachel Gesundheitsberufe. 70% aller Anträge entfallen auf den Artzberuf und den Beruf des Gesundheits- und Krankenpflegers.
  • Infokachel Gesundheitsberufe. 2012 Entscheidungen, 789 Feststellungsbescheide, 552 Approbationen, 389 Erlaubnisse.
  • Infokachel Gesundheitsberufe. Top 5 häufigste Ausbildungsstaaten Ärzte und Gesundheits- und Krankenpflege

Mit über 2.000 Entscheidungen im Jahr 2022 hat das LAGeSo einen wichtigen Beitrag geleistet, um ausländischen Fachkräften den Zugang zur Berufsausübung im Gesundheitswesen zu eröffnen. So lag in Berlin fast jeder zweiten Approbation eines Arztes, fast jeder zweiten Ap-probation eines Zahnarztes und fast jeder dritten Approbation eines Apothekers eine ausländische Ausbildung zugrunde. Jede vierte Pflegekraft, die 2022 die Erlaubnis zum Führen der Berufsbezeichnung erhielt, hat ihre Pflegeausbildung im Ausland absolviert.

Die erfolgreiche Akquise ausländischer Fachkräfte stellte die Anerkennungsbehörde für die fast doppelte Anzahl an Anerkennungsverfahren ohne entsprechenden personellen Aufwuchs vor eine große Herausforderung. Trotz gesteigerter Erledigungszahlen ist daher auch festzustellen, dass die Bearbeitungsdauer in 2022 durchschnittlich um einige Monate und die Zahl offener Anerkennungsverfahren gegenüber 2021 um fast 25 % gestiegen ist. Diese Entwicklung dürfte sich in 2023 ohne personelle Verstärkung weiter fortsetzen.

Eine besondere Herausforderung für die Anerkennungsbehörde stellte neben dem außerordentlich gestiegenen Antragsaufkommen in 2022 die durch den Beginn des Krieges in der Ukraine eingetretene Situation dar, dass auch viele Fachkräfte aus dem Gesundheitsbereich aus der Ukraine vor dem Kriegsgeschehen geflüchtet sind und in Deutschland, insbesondere Berlin, aufgenommen wurden. Unmittelbar nach Kriegsausbruch erstellte das LAGeSo ein umfassendes Informationspapier, auch übersetzt in die ukrainische Sprache, mit dem insbesondere Geflüchtete aus den Arzt- und Pflegeberufen die wichtigsten Informationen erhielten, auf welche Weise und unter welchen Voraussetzungen sie sich einer Tätigkeit in ihrem ange-stammten Berufsfeld annähern können. Außerdem wurden Kontakte geknüpft zur Ärzte- und Zahnärztekammer sowie zu größeren Gesundheitseinrichtungen/Kliniken, um erste Anlaufstellen bzw. Unterstützung für denkbare Beschäftigungen auch ohne staatliche Erlaubnis zu eröffnen. Wie für alle ausländischen Fachkräfte aus Drittstaaten stellen auch für die Fachkräfte aus der Ukraine, zeitlich betrachtet, die aufgrund des Patienten- und Gesundheitsschutzes hohen Anforderungen an die Sprachkenntnisse eine Hürde für den uneingeschränkten Berufszugang dar. Entsprechend sind in 2022 die Antragszahlen von Fachkräften mit ukrainischer Ausbildung zunächst nur leicht gestiegen, werden aber voraussichtlich mit zunehmender Dauer und voranschreitendem Spracherwerb erheblich anwachsen, was sich bereits 2022 in dem außerordentlich hohen Beratungsbedarf angekündigt hat.