Flughafensee - Badegewässerprofil

Abb. 1: Übersicht des EU-Badegewässers Flughafensee mit Probenentnahmestellen, Einleitstellen und mit Bereichen unzureichender Standsicherheit der Böschungen (Badeverbot)

Abb. 1: Übersicht des EU-Badegewässers Flughafensee mit Probenentnahmestellen, Einleitstellen und mit Bereichen unzureichender Standsicherheit der Böschungen (Betretungsverbot)

Badegewässerkarte

Beschreibung des Badegewässers

Der Flughafensee ist ein Baggersee und damit ein künstlich geschaffenes Badegewässer. Er entstand in den 1950er Jahren durch den dortigen Kiesabbau.
Mit einer maximalen Tiefe von ca. 34,3 m ist der Flughafensee der tiefste See in Berlin. Auf Grund seiner Tiefenverhältnisse gliedert sich der Flughafensee in ein volumenstarkes Hauptbecken und ein Vorbecken (Absatzbecken). Beide Teilbecken trennt eine sogenannte Algensperre, die den Eintrag von unerwünschten Stoffen (v.a. Nährstoffen) ins Hauptbecken begrenzen soll, indem im Vorbecken Nährstoffe bereits in Biomasse (Algen) umgesetzt werden. Die seit 1986 installierte Tiefenwasserbelüftung unterstützt den biologischen Abbau im Vorbecken des Sees und hilft Sauerstoffschwund zu vermeiden. Der See ist etwa 30 ha groß und hat ein Wasservolumen von ca. 3,6 Mio. m³. Der Wasserstand des Sees wird hauptsächlich durch den Niederschlag und den Grundwasserspiegel beeinflusst. Regenabflüsse erreichen den Flughafensee überwiegend über den Hauptzufluss Schwarzer-Graben-Kanal, der das Regenwasser weiter Flächen (ca. 700 ha) im Süden von Reinickendorf aufnimmt. Bevor der Schwarze-Graben-Kanal den Flughafensee erreicht, passiert er das Absetzbecken, in dem partikuläre Stoffe sedimentieren sollen.
Der Flughafensee befindet sich in der Wasserschutzgebietszone (Zone IIIB) des nahegelegenen Wasserwerks Tegel. Er gehört zudem zum Landschaftsschutzgebiet Jungfernheide. Am südwestlichen Ende des Badebereichs grenzt ein Vogelschutzreservat an, das vom Naturschutzbund e.V. betreut wird. Bojen grenzen wasserseitig den Zugang zum Vogelschutzreservat und den naturschutzwürdigen Flächen sowie zum Vorbecken ein.
Neben der Badenutzung wird der Flughafensee auch als Angelgewässer und wegen seiner hohen Sichttiefen zeitweilig als Tauchgewässer genutzt.

Der unbewirtschaftete Badestellenbereich befindet sich am nordwestlichen Ufer des Sees in den abgeflachten Uferbereichen. Das Betreten einiger Uferbereiche des Flughafensees ist aufgrund unzureichender Standsicherheit der Böschungen verboten, da Lebensgefahr durch Abrutschung der Uferböschung besteht. Die betreffenden Bereiche sind vor Ort gekennzeichnet.

Abb. 2: Infrastruktur Badegewässer Flughafensee und mit Bereichen unzureichender Standsicherheit der Böschungen (Badeverbot)

Abb. 2: Infrastruktur Badegewässer Flughafensee und mit Bereichen unzureichender Standsicherheit der Böschungen (Betretungsverbot)

Infrastruktur

Die Badebereiche am Flughafensee befinden sich in den abgeflachten Uferbereichen in einem Waldgebiet und sind daher am besten mit dem Fahrrad oder zu Fuß erreichbar.
Die nächsten U-Bahnstationen sind Otis- und Holzhauser Straße (Linie U6).

Am Flughafensee handelt es sich um eine unbewirtschaftete Badestelle. Es gibt keine Restauration in der Nähe. Es sind jedoch Picknickmöglichkeiten entlang der Strandbereiche eingerichtet. Ein Toilettencontainer ist vorhanden, Umkleidekabinen, Duschen sowie Spiel- und Sportmöglichkeiten jedoch nicht.

Am Flughafensee gibt es keine Wasserrettungsstelle. Die Badestellen sind nicht überwacht, an den Badestellen sind Rettungsringe angebracht.

Der Flughafensee wird neben der Badenutzung auch als Angelgewässer genutzt. Der ansässige Anglerverein AV Flughafensee e.V. hat am nordwestlichen Seeufer einen abgetrennten Uferbereich mit einem Steg und einigen Booten.

Überwachung der Badegewässerqualität

Die Badegewässerqualität des Flughafensees wird vom LAGeSo auf Grundlage der Badegewässerverordnung von April bis September überwacht.

In den näher zum Zufluss gelegenen Bereichen des Flughafensees kann es zu erhöhten bakteriologischen Belastungen kommen.

Aktuelle Messergebnisse finden Sie hier.

Auf Grundlage der Messdaten aus den letzten 4 Jahren ist eine Einstufung des Flughafensees als Badegewässer mit „ausgezeichneter Qualität“ erfolgt.

Trotz der „ausgezeichneten Badegewässerqualität“ sind im Flughafensee in besonderen Situationen, z.B. nach Starkregenereignissen, mikrobiologische Verschmutzungen nicht ausgeschlossen.

Hinweis:
Bitte gehen Sie an den ausgewiesenen Badestellen baden und schützen damit die Ufer. Im Badebereich besteht Mitnahmeverbot für Hunde.

Verschmutzungsquellen und -potentiale

Potentielle Verschmutzungsquelle Bewertung Bemerkung
Zuflüsse relevant Der Schwarze-Graben-Kanal fließt nach Passage des Absetzbeckens in den Flughafensee. Er belastet den Flughafensee durch Keimeinträge, Nährstoffe und sauerstoffzehrende Stoffe. Das Absetzbecken stellt keine angemessene Reinigungsanlage dar.
Einleitungen relevant An der Einleitungsstelle (Nähe Flugplatz Tegel) wurden erhöhte Keimgehalte festgestellt. In sehr seltenen Fällen können auch Notauslässe von Pumpwerken den Flughafensee erreichen. Dann kann unbehandeltes Abwasser in den See gelangen.
Verunreinigungen am Ufer (Abfall, Fäkalien) relevant Durch Abschwemmungen von menschlichen oder tierischen Fäkalien oder Abfall vom Ufer sind lokale Verschmutzungen möglich (diffuse Quellen).
Unter einer Verschmutzung wird das Vorliegen einer mikrobiologischen Verunreinigung sowie das Vorhandensein von anderen Organismen oder Abfall, welche die Gesundheit der Badenden gefährden könnten, verstanden. Nährstoffeinträge, die ein massenhaftes Auftreten von Phytoplanktonn, insbesondere von Blaualgen (Cyanobakterien) zur Folge haben können, werden ebenfalls als Verschmutzung gewertet. Allgemein können solche Verschmutzungen aus Zuflüssen oder Einleitungen (z.B. aus der Regenkanalisation) resultieren. Sie können auch aus sogenannten diffusen Quellen wie Abschwemmungen von verunreinigten Flächen (z.B. Hundekot, insbesondere nach Starkregenereignissen) stammen oder durch die Badenutzung selbst verursacht werden. Verschmutzungen können zum einen über den Zufluss Schwarzer-Graben-Kanal (Regenabflüsse) in den Flughafensee eingetragen werden. Dieser Pfad ist schon allein wegen seiner hydraulischen Dominanz als wesentliche Belastungsquelle einzustufen. Die vielfältigen Verschmutzungen hochverdichteter innerstädtischer Verkehrs-, Industrie- und Siedlungsflächen bergen ein erhebliches Verschmutzungspotential für ein Badegewässer. Als spezifische Belastungsschwerpunkte kommen innerhalb der Einzugsgebiete der Regenkanalisation folgende Faktoren in Betracht:
  • Das Pumpwerk Scharnweberstraße für die stark befahrenen Abschnitte der Bundesautobahn und
  • Notauslasstätigkeit im seltenen Fall von Versagen der Schmutzwasserpumpwerke im Einzugsgebiet der Regenkanalisation des Flughafensees.

Gewässerinterne Prozesse: Das Tiefenwasser des Flughafensees ist über weite Teile des Jahres von Sauerstoffarmut bzw. -leere geprägt. Unterhalb von 5 m Wassertiefe ist der 35 m tiefe See im Sommer bereits jetzt häufig sauerstoffleer. Dieser Zustand ist als deutliches Zeichen des Eutrophierungsprozesses zu werten. Es kommt zur Bildung von Schwefelwasserstoff und zur Freisetzung von Phosphat aus den Sedimenten. Der Flughafensee weist dennoch zurzeit noch mittlere sommerliche Sichttiefen im Bereich von 2–3 m auf.
Ohne relevante externe Belastungen hätte der Flughafensee allerdings aufgrund seines geringen Alters beste Voraussetzungen für einen schwach mesotrophen (wenig nährstoffreichen) See mit deutlich höheren Sichttiefen.

Die im Einzugsgebiet gelegenen Kleingewässer mit der Funktion als Rückhaltebecken (Seidelbecken, Lienemannbecken) müssen ebenfalls als Verunreinigungsquelle gewertet werden. Die hier abgelagerten Stoffe können bei stärkeren Regenereignissen ausgespült und über das Kanalsystem dem Flughafensee zugeführt werden. Beim Seidelbecken kommt hinzu, dass die Umgebungsfläche als Hundeauslaufgebiet genutzt wird und sich Hundekot entsprechend auf den Grünflächen konzentriert. Zudem sind dort ständig Wasservögel anzutreffen. Das Lienemannbecken ist seit einiger Zeit umzäunt und damit zumindest für Hunde unzugänglich.

Ein spezifischer Belastungsschwerpunkt im Einzugsgebiet des Schwarzen-Graben-Kanals ist die Einleitung des Regenpumpwerks Scharnweber Straße. Das Pumpwerk Scharnweber Straße ist 1979 in Betrieb gegangen und weist ein Speichervolumen von bis zu 6.000 m³ auf. Es speichert die Regenabflüsse eines stark befahrenen Teilabschnittes der Bundesautobahn BAB 111 Berlin-Hamburg und vom BAB-Abzweig Wedding A 105.

Als weitere Verschmutzungsquelle muss der Badebetrieb selbst eingeordnet werden. Insbesondere an Tagen mit hohen Badegastzahlen steigt dieses Verunreinigungsrisiko.

Risikoabschätzung für das Massenvorkommen von Cyanobakterien

Im Flughafensee ist das Risiko einer Massenentwicklung von Phytoplankton, einschließlich potentiell toxinbildender Cyanobakterien (Blaualgen), derzeit gering. Die Nährstoffkonzentrationen im Gewässer sind überwiegend moderat (Gesamtphosphor 0,02 – 0,08 mg/L). Bei günstigen Wetterbedingungen (hohe Temperaturen und längere Stagnationsphasen) sind Massenentwicklungen von Cyanobakterien, vor allem im Spätsommer, jedoch nicht auszuschließen.

Parameter Feststellung Bemerkung
Potential für Massenentwicklungen von Cyanobakterien gering Aufgrund moderater Nährstoffkonzentrationen im Gewässer, sind bei günstigen Wetterbedingungen Massenentwicklungen von Cyanobakterien nicht auszuschließen.
Beobachtete Massenvorkommen von Cyanobakterien innerhalb der letzten 4 Jahre nein

Weitere Informationen zu Phytoplankton und Cyanobakterien in Badegewässern finden Sie hier.

Risikoabschätzung für die Massenentwicklung von submersen Makrophyten

Das Risiko für Massenentwicklungen von submersen Makrophyten im Flughafensee ist als mäßig einzustufen.

Innerhalb der vergangenen vier Jahre kam es gelegentlich zu einer Massenentwicklung von submersen Makrophyten im Gewässer, u.a. durch das Ährige Tausendblatt (Myriophyllum spicatum). Hohe Sichttiefen fördern eine Ausbreitung von submersen Makrophyten und assoziierten Makroalgen (z.B. Cladophora sp.). An den Uferabschnitten, an denen das Baden verboten ist, befinden sich dichte Röhrichtbestände.

Gesamtbewertung der Badegewässerqualität

Der Flughafensee ist ein außergewöhnlich empfindliches Gewässer in der Berliner Gewässerlandschaft. Die hohe Sensibilität ist auf seine morphologischen Besonderheiten (große Tiefe), die nutzungsbedingt hohen Anforderungen an eine gute Wasserqualität sowie seine Lage in der Wasserschutzgebietszone des Wasserwerkes Tegel im Kontakt zum Grundwasserleiter zurückzuführen.

Die stofflichen und mikrobiologischen Belastungen aus dem Zufluss Schwarzer-Graben-Kanal sowie die Einleitung aus dem Bereich des Flugplatzes Tegel stellen relevante und erhebliche Verschmutzungsquellen für das Gewässer dar. Die seit den 1960er Jahren anhaltende Einleitung aus der Regenentwässerung hat im Flughafensee einen Eutrophierungsprozess ausgelöst.

Aufgrund der morphologischen Besonderheiten (große Tiefe) ist der Flughafensee als ein Gewässer einzuschätzen, das schädliche Auswirkungen der Eutrophierung derzeit noch kompensieren kann. Algenmassenentwicklungen konnten bisher bei den Überwachungsmessungen nur sporadisch festgestellt werden und bei Cyanobakterien waren bisher keine Auffälligkeiten zu beobachten. Massenentwicklungen von Phytoplankton oder Cyanobakterien sind wirksam und nachhaltig durch eine Begrenzung des Nährstoffregimes zu verhindern. Die weit über das Jahr anhaltenden Phasen der Anaerobie im Tiefenwasser des Hauptbeckens müssen in diesem Zusammenhang als äußerst kritisch gewertet werden. Aufgrund seiner morphologischen Besonderheiten muss der Flughafensee als „durch interne Maßnahmen kaum sanierbar“ eingeschätzt werden.

Der Flughafensee ist mit „ausgezeichneter Badegewässerqualität“ eingestuft. In dem näher zum Zufluss gelegenen Badebereich muss mit schlechteren Befunden gerechnet werden.

Überprüfung und Aktualisierung des Badegewässerprofils

Profil erstellt: 2011
Profil aktualisiert: 2014, 2022, 2024
Verantwortlich für das Profil: Landesamt für Gesundheit und Soziales (LAGeSo) / Fachgruppe Wasserhygiene / Turmstr. 21, 10559 Berlin
Nächste Überprüfung: Überprüfung in Abhängigkeit von der Einstufung